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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
Geister und Menschen zusammen nicht
vermögend, für so grosse Lieb, Gnad,
und Gutthat zu dancken, da du dich
uns selbst geschenckt; massen nach Aus-
sag Augustini der Mensch zugleich alle
Güter besitzt, da er GOtt selbst bey
sich hat. Ambrosius sagt: Christus
seye uns alles.
Wenn wir nicht ein-
mahl fähig seynd, wegen andern Wohl-
thaten, als der Erschaffung, Erhal-
tung, den schuldigen Danck zu erstat-
ten, wie werden wir wohl anjetzo uns
danckbar genug zeigen können, da du
dich, o GOtt! in diesem Liebs-Ge-
heimnus selbsten gibst? Ich sage mit
dem heiligen Bernardo: Was, o HErr!
wird ich dir um dich selbst geben?
..
Ich würde mich nicht einmahl erfre-
chen, vor dir zu erscheinen, so ich nicht
gewußt, daß du aus unendlicher Güte
für die gröste Gutthaten zur schuldigen
Vergeltung nur Kleinigkeiten verlan-
gest, und dich nur mit so kleinem Men-
schen-Hertz befriedigest... So sihe
dann also, o HErr! Es solle diß Hertz
dir gantz eigen seyn; und so es dir miß-

fällt,

Betrachtungen
Geiſter und Menſchen zuſammen nicht
vermögend, für ſo groſſe Lieb, Gnad,
und Gutthat zu dancken, da du dich
uns ſelbſt geſchenckt; maſſen nach Aus-
ſag Auguſtini der Menſch zugleich alle
Güter beſitzt, da er GOtt ſelbſt bey
ſich hat. Ambroſius ſagt: Chriſtus
ſeye uns alles.
Wenn wir nicht ein-
mahl fähig ſeynd, wegen andern Wohl-
thaten, als der Erſchaffung, Erhal-
tung, den ſchuldigen Danck zu erſtat-
ten, wie werden wir wohl anjetzo uns
danckbar genug zeigen können, da du
dich, o GOtt! in dieſem Liebs-Ge-
heimnus ſelbſten gibſt? Ich ſage mit
dem heiligen Bernardo: Was, o HErr!
wird ich dir um dich ſelbſt geben?
..
Ich würde mich nicht einmahl erfre-
chen, vor dir zu erſcheinen, ſo ich nicht
gewußt, daß du aus unendlicher Güte
für die gröſte Gutthaten zur ſchuldigen
Vergeltung nur Kleinigkeiten verlan-
geſt, und dich nur mit ſo kleinem Men-
ſchen-Hertz befriedigeſt... So ſihe
dann alſo, o HErr! Es ſolle diß Hertz
dir gantz eigen ſeyn; und ſo es dir miß-

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[16/0053] Betrachtungen Geiſter und Menſchen zuſammen nicht vermögend, für ſo groſſe Lieb, Gnad, und Gutthat zu dancken, da du dich uns ſelbſt geſchenckt; maſſen nach Aus- ſag Auguſtini der Menſch zugleich alle Güter beſitzt, da er GOtt ſelbſt bey ſich hat. Ambroſius ſagt: Chriſtus ſeye uns alles. Wenn wir nicht ein- mahl fähig ſeynd, wegen andern Wohl- thaten, als der Erſchaffung, Erhal- tung, den ſchuldigen Danck zu erſtat- ten, wie werden wir wohl anjetzo uns danckbar genug zeigen können, da du dich, o GOtt! in dieſem Liebs-Ge- heimnus ſelbſten gibſt? Ich ſage mit dem heiligen Bernardo: Was, o HErr! wird ich dir um dich ſelbſt geben? .. Ich würde mich nicht einmahl erfre- chen, vor dir zu erſcheinen, ſo ich nicht gewußt, daß du aus unendlicher Güte für die gröſte Gutthaten zur ſchuldigen Vergeltung nur Kleinigkeiten verlan- geſt, und dich nur mit ſo kleinem Men- ſchen-Hertz befriedigeſt... So ſihe dann alſo, o HErr! Es ſolle diß Hertz dir gantz eigen ſeyn; und ſo es dir miß- fällt,

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/53>, abgerufen am 24.11.2024.