Höchst zu be- wunderen ist die Zeit, in welcher der HErr diß heilige Liebs-Geheimnuß eingesetzt; nemlich dazumahl, da ihne die mehreste der undanck- baren Menschen gehaßt, und verfolgt; das ist, eine kleine Zeit vor seiner blutigen Creutzi- gung. O liebwerthestes Hertz JESU! wie süß und verbindlich bist du nicht? Also dann, da die Welt dir den grausamsten Tod drohe- te, hast du ihr ein Speiß des ewigen Lebens gereicht? Da dich die Menschen aus der Welt haben wolten, bist du nur dahin bedacht ge- wesen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis beständig bey ihnen verbleiben möchtest? - - O unendliche Liebe! -- und wie groß ware nicht das Feuer deiner Liebe, da solches ein gantzes Meer der Jüdischen Undanckbarkeit nicht auslöschen könnte? Viele Wässer könn- ten seine Liebe nicht auslöschen... Nie- mals ist die Liebe des König Davids gegen seinem Sohn Absalon erkanntlicher hervor gebrochen, als da er seinen Kriegs-Knechten anbefohlen, für sein Leben zu sorgen: Erhal- ter mir meinen Sohn Absalon. Und dieses geschahe eben zur Zeit, da dieser aufrührische Sohn seinen Vatter von dem erhabenen Kö- nigs-Thron zu stürtzen, und des Lebens zu be- rauben gedachte. ... Eben also hat der ge- benedeyte Welt-Heyland seine Liebe gegen uns
niemals
Betrachtungen
mir gleich alles zu viel. O Schand! O Spott!
II.Wenn er es eingeſetzt.
Höchſt zu be- wunderen iſt die Zeit, in welcher der HErr diß heilige Liebs-Geheimnuß eingeſetzt; nemlich dazumahl, da ihne die mehreſte der undanck- baren Menſchen gehaßt, und verfolgt; das iſt, eine kleine Zeit vor ſeiner blutigen Creutzi- gung. O liebwertheſtes Hertz JESU! wie ſüß und verbindlich biſt du nicht? Alſo dann, da die Welt dir den grauſamſten Tod drohe- te, haſt du ihr ein Speiß des ewigen Lebens gereicht? Da dich die Menſchen aus der Welt haben wolten, biſt du nur dahin bedacht ge- weſen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis beſtändig bey ihnen verbleiben möchteſt? - - O unendliche Liebe! -- und wie groß ware nicht das Feuer deiner Liebe, da ſolches ein gantzes Meer der Jüdiſchen Undanckbarkeit nicht auslöſchen könnte? Viele Wäſſer könn- ten ſeine Liebe nicht auslöſchen... Nie- mals iſt die Liebe des König Davids gegen ſeinem Sohn Abſalon erkanntlicher hervor gebrochen, als da er ſeinen Kriegs-Knechten anbefohlen, für ſein Leben zu ſorgen: Erhal- ter mir meinen Sohn Abſalon. Und dieſes geſchahe eben zur Zeit, da dieſer aufrühriſche Sohn ſeinen Vatter von dem erhabenen Kö- nigs-Thron zu ſtürtzen, und des Lebens zu be- rauben gedachte. ... Eben alſo hat der ge- benedeyte Welt-Heyland ſeine Liebe gegen uns
niemals
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0049"n="12"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
mir gleich alles zu viel. O Schand! O<lb/>
Spott!</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">Wenn er es eingeſetzt.</hi></head><lb/><p>Höchſt zu be-<lb/>
wunderen iſt die Zeit, in welcher der HErr diß<lb/>
heilige Liebs-Geheimnuß eingeſetzt; nemlich<lb/>
dazumahl, da ihne die mehreſte der undanck-<lb/>
baren Menſchen gehaßt, und verfolgt; das<lb/>
iſt, eine kleine Zeit vor ſeiner blutigen Creutzi-<lb/>
gung. O liebwertheſtes Hertz JESU! wie<lb/>ſüß und verbindlich biſt du nicht? Alſo dann,<lb/>
da die Welt dir den grauſamſten Tod drohe-<lb/>
te, haſt du ihr ein Speiß des ewigen Lebens<lb/>
gereicht? Da dich die Menſchen aus der Welt<lb/>
haben wolten, biſt du nur dahin bedacht ge-<lb/>
weſen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis<lb/>
beſtändig bey ihnen verbleiben möchteſt? - -<lb/>
O unendliche Liebe! -- und wie groß ware<lb/>
nicht das Feuer deiner Liebe, da ſolches ein<lb/>
gantzes Meer der Jüdiſchen Undanckbarkeit<lb/>
nicht auslöſchen könnte? <hirendition="#fr">Viele Wäſſer könn-<lb/>
ten ſeine Liebe nicht auslöſchen</hi>... Nie-<lb/>
mals iſt die Liebe des König <hirendition="#fr">Davids</hi> gegen<lb/>ſeinem Sohn <hirendition="#fr">Abſalon</hi> erkanntlicher hervor<lb/>
gebrochen, als da er ſeinen Kriegs-Knechten<lb/>
anbefohlen, für ſein Leben zu ſorgen: <hirendition="#fr">Erhal-<lb/>
ter mir meinen Sohn Abſalon.</hi> Und dieſes<lb/>
geſchahe eben zur Zeit, da dieſer aufrühriſche<lb/>
Sohn ſeinen Vatter von dem erhabenen Kö-<lb/>
nigs-Thron zu ſtürtzen, und des Lebens zu be-<lb/>
rauben gedachte. ... Eben alſo hat der ge-<lb/>
benedeyte Welt-Heyland ſeine Liebe gegen uns<lb/><fwplace="bottom"type="catch">niemals</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[12/0049]
Betrachtungen
mir gleich alles zu viel. O Schand! O
Spott!
II. Wenn er es eingeſetzt.
Höchſt zu be-
wunderen iſt die Zeit, in welcher der HErr diß
heilige Liebs-Geheimnuß eingeſetzt; nemlich
dazumahl, da ihne die mehreſte der undanck-
baren Menſchen gehaßt, und verfolgt; das
iſt, eine kleine Zeit vor ſeiner blutigen Creutzi-
gung. O liebwertheſtes Hertz JESU! wie
ſüß und verbindlich biſt du nicht? Alſo dann,
da die Welt dir den grauſamſten Tod drohe-
te, haſt du ihr ein Speiß des ewigen Lebens
gereicht? Da dich die Menſchen aus der Welt
haben wolten, biſt du nur dahin bedacht ge-
weſen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis
beſtändig bey ihnen verbleiben möchteſt? - -
O unendliche Liebe! -- und wie groß ware
nicht das Feuer deiner Liebe, da ſolches ein
gantzes Meer der Jüdiſchen Undanckbarkeit
nicht auslöſchen könnte? Viele Wäſſer könn-
ten ſeine Liebe nicht auslöſchen... Nie-
mals iſt die Liebe des König Davids gegen
ſeinem Sohn Abſalon erkanntlicher hervor
gebrochen, als da er ſeinen Kriegs-Knechten
anbefohlen, für ſein Leben zu ſorgen: Erhal-
ter mir meinen Sohn Abſalon. Und dieſes
geſchahe eben zur Zeit, da dieſer aufrühriſche
Sohn ſeinen Vatter von dem erhabenen Kö-
nigs-Thron zu ſtürtzen, und des Lebens zu be-
rauben gedachte. ... Eben alſo hat der ge-
benedeyte Welt-Heyland ſeine Liebe gegen uns
niemals
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/49>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.