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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
mir gleich alles zu viel. O Schand! O
Spott!

II. Wenn er es eingesetzt.

Höchst zu be-
wunderen ist die Zeit, in welcher der HErr diß
heilige Liebs-Geheimnuß eingesetzt; nemlich
dazumahl, da ihne die mehreste der undanck-
baren Menschen gehaßt, und verfolgt; das
ist, eine kleine Zeit vor seiner blutigen Creutzi-
gung. O liebwerthestes Hertz JESU! wie
süß und verbindlich bist du nicht? Also dann,
da die Welt dir den grausamsten Tod drohe-
te, hast du ihr ein Speiß des ewigen Lebens
gereicht? Da dich die Menschen aus der Welt
haben wolten, bist du nur dahin bedacht ge-
wesen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis
beständig bey ihnen verbleiben möchtest? - -
O unendliche Liebe! -- und wie groß ware
nicht das Feuer deiner Liebe, da solches ein
gantzes Meer der Jüdischen Undanckbarkeit
nicht auslöschen könnte? Viele Wässer könn-
ten seine Liebe nicht auslöschen
... Nie-
mals ist die Liebe des König Davids gegen
seinem Sohn Absalon erkanntlicher hervor
gebrochen, als da er seinen Kriegs-Knechten
anbefohlen, für sein Leben zu sorgen: Erhal-
ter mir meinen Sohn Absalon.
Und dieses
geschahe eben zur Zeit, da dieser aufrührische
Sohn seinen Vatter von dem erhabenen Kö-
nigs-Thron zu stürtzen, und des Lebens zu be-
rauben gedachte. ... Eben also hat der ge-
benedeyte Welt-Heyland seine Liebe gegen uns

niemals

Betrachtungen
mir gleich alles zu viel. O Schand! O
Spott!

II. Wenn er es eingeſetzt.

Höchſt zu be-
wunderen iſt die Zeit, in welcher der HErr diß
heilige Liebs-Geheimnuß eingeſetzt; nemlich
dazumahl, da ihne die mehreſte der undanck-
baren Menſchen gehaßt, und verfolgt; das
iſt, eine kleine Zeit vor ſeiner blutigen Creutzi-
gung. O liebwertheſtes Hertz JESU! wie
ſüß und verbindlich biſt du nicht? Alſo dann,
da die Welt dir den grauſamſten Tod drohe-
te, haſt du ihr ein Speiß des ewigen Lebens
gereicht? Da dich die Menſchen aus der Welt
haben wolten, biſt du nur dahin bedacht ge-
weſen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis
beſtändig bey ihnen verbleiben möchteſt? - -
O unendliche Liebe! -- und wie groß ware
nicht das Feuer deiner Liebe, da ſolches ein
gantzes Meer der Jüdiſchen Undanckbarkeit
nicht auslöſchen könnte? Viele Wäſſer könn-
ten ſeine Liebe nicht auslöſchen
... Nie-
mals iſt die Liebe des König Davids gegen
ſeinem Sohn Abſalon erkanntlicher hervor
gebrochen, als da er ſeinen Kriegs-Knechten
anbefohlen, für ſein Leben zu ſorgen: Erhal-
ter mir meinen Sohn Abſalon.
Und dieſes
geſchahe eben zur Zeit, da dieſer aufrühriſche
Sohn ſeinen Vatter von dem erhabenen Kö-
nigs-Thron zu ſtürtzen, und des Lebens zu be-
rauben gedachte. ... Eben alſo hat der ge-
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[12/0049] Betrachtungen mir gleich alles zu viel. O Schand! O Spott! II. Wenn er es eingeſetzt. Höchſt zu be- wunderen iſt die Zeit, in welcher der HErr diß heilige Liebs-Geheimnuß eingeſetzt; nemlich dazumahl, da ihne die mehreſte der undanck- baren Menſchen gehaßt, und verfolgt; das iſt, eine kleine Zeit vor ſeiner blutigen Creutzi- gung. O liebwertheſtes Hertz JESU! wie ſüß und verbindlich biſt du nicht? Alſo dann, da die Welt dir den grauſamſten Tod drohe- te, haſt du ihr ein Speiß des ewigen Lebens gereicht? Da dich die Menſchen aus der Welt haben wolten, biſt du nur dahin bedacht ge- weſen, wie du auf eine ohnbegreiffliche Weis beſtändig bey ihnen verbleiben möchteſt? - - O unendliche Liebe! -- und wie groß ware nicht das Feuer deiner Liebe, da ſolches ein gantzes Meer der Jüdiſchen Undanckbarkeit nicht auslöſchen könnte? Viele Wäſſer könn- ten ſeine Liebe nicht auslöſchen... Nie- mals iſt die Liebe des König Davids gegen ſeinem Sohn Abſalon erkanntlicher hervor gebrochen, als da er ſeinen Kriegs-Knechten anbefohlen, für ſein Leben zu ſorgen: Erhal- ter mir meinen Sohn Abſalon. Und dieſes geſchahe eben zur Zeit, da dieſer aufrühriſche Sohn ſeinen Vatter von dem erhabenen Kö- nigs-Thron zu ſtürtzen, und des Lebens zu be- rauben gedachte. ... Eben alſo hat der ge- benedeyte Welt-Heyland ſeine Liebe gegen uns niemals

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/49>, abgerufen am 24.11.2024.