Zu deme will diese geistliche Seelen-Mut- ter, unsere Catholische, heilige Kirch, daß diese Oesterliche Nüssung von all ihren gehorsamen Kindern mit vorhergehender Zubereitung vor- genommen werde, nemlich durch eine wahre reumüthige Beicht. Ja GOtt hat öffters auch sogar annoch auf dieser Welt jene er- schrecklich gestrafft, so sich unterfangen, Gotts- schänderischer Weis, ohne Beicht, oder Gotts - Rauberisch, im Stand der Tod- Sünd ihne zu nüssen. Zur Zeit des Pabsts Pelagii lauffte der Tyber - Fluß in Rom also starck aus, daß er sogar die Stadt-Mauren überstiegen. Der so gewaltige und starcke Schwall des Gewässers brachte mit sich einen grossen Drachen, allerley vergiffte Schlangen, und andere Ungeheuer; welche, nachdeme das Wasser nachgelassen, auf dem Strand gantz ausgedorrt da lagen. Die angesteckte Lufft dünstete anbey einen so scheußlichen Gestanck aus, daß eine solche Seuche in Rom entstan- den, welche unter vielen tausend der Menschen auch das geistliche Ober-Haupt der Kirch weg- gerafft. Raymundus schreibt, daß wer nur gähnte, oder nießte, alsbald tod dahin gefal- len. Deßwegen pflegt man noch bis heut zu Tag, so einer nießt, zu sagen: Helff GOtt! oder, wenn einer gähnt, das Heil. Creutz-Zei- chen über die Lippen zu machen. Auf ober- nannten Pabst Pelagium folgte Gregorius. Dieser, den Zorn GOttes zu besänfftigen,
befah-
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Zu deme will dieſe geiſtliche Seelen-Mut- ter, unſere Catholiſche, heilige Kirch, daß dieſe Oeſterliche Nüſſung von all ihren gehorſamen Kindern mit vorhergehender Zubereitung vor- genommen werde, nemlich durch eine wahre reumüthige Beicht. Ja GOtt hat öffters auch ſogar annoch auf dieſer Welt jene er- ſchrecklich geſtrafft, ſo ſich unterfangen, Gotts- ſchänderiſcher Weis, ohne Beicht, oder Gotts – Rauberiſch, im Stand der Tod- Sünd ihne zu nüſſen. Zur Zeit des Pabſts Pelagii lauffte der Tyber – Fluß in Rom alſo ſtarck aus, daß er ſogar die Stadt-Mauren überſtiegen. Der ſo gewaltige und ſtarcke Schwall des Gewäſſers brachte mit ſich einen groſſen Drachen, allerley vergiffte Schlangen, und andere Ungeheuer; welche, nachdeme das Waſſer nachgelaſſen, auf dem Strand gantz ausgedorrt da lagen. Die angeſteckte Lufft dünſtete anbey einen ſo ſcheußlichen Geſtanck aus, daß eine ſolche Seuche in Rom entſtan- den, welche unter vielen tauſend der Menſchen auch das geiſtliche Ober-Haupt der Kirch weg- gerafft. Raymundus ſchreibt, daß wer nur gähnte, oder nießte, alsbald tod dahin gefal- len. Deßwegen pflegt man noch bis heut zu Tag, ſo einer nießt, zu ſagen: Helff GOtt! oder, wenn einer gähnt, das Heil. Creutz-Zei- chen über die Lippen zu machen. Auf ober- nannten Pabſt Pelagium folgte Gregorius. Dieſer, den Zorn GOttes zu beſänfftigen,
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Zu deme will dieſe geiſtliche Seelen-Mut-
ter, unſere Catholiſche, heilige Kirch, daß dieſe
Oeſterliche Nüſſung von all ihren gehorſamen
Kindern mit vorhergehender Zubereitung vor-
genommen werde, nemlich durch eine wahre
reumüthige Beicht. Ja GOtt hat öffters
auch ſogar annoch auf dieſer Welt jene er-
ſchrecklich geſtrafft, ſo ſich unterfangen, Gotts-
ſchänderiſcher Weis, ohne Beicht, oder
Gotts – Rauberiſch, im Stand der Tod-
Sünd ihne zu nüſſen. Zur Zeit des Pabſts
Pelagii lauffte der Tyber – Fluß in Rom alſo
ſtarck aus, daß er ſogar die Stadt-Mauren
überſtiegen. Der ſo gewaltige und ſtarcke
Schwall des Gewäſſers brachte mit ſich einen
groſſen Drachen, allerley vergiffte Schlangen,
und andere Ungeheuer; welche, nachdeme das
Waſſer nachgelaſſen, auf dem Strand gantz
ausgedorrt da lagen. Die angeſteckte Lufft
dünſtete anbey einen ſo ſcheußlichen Geſtanck
aus, daß eine ſolche Seuche in Rom entſtan-
den, welche unter vielen tauſend der Menſchen
auch das geiſtliche Ober-Haupt der Kirch weg-
gerafft. Raymundus ſchreibt, daß wer nur
gähnte, oder nießte, alsbald tod dahin gefal-
len. Deßwegen pflegt man noch bis heut zu
Tag, ſo einer nießt, zu ſagen: Helff GOtt!
oder, wenn einer gähnt, das Heil. Creutz-Zei-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/378>, abgerufen am 25.11.2024.
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