Verlangen, so der HErr aus seiner, in uns so sehr verliebten Güte gehabt; welche nur da- hin abzihlte, sich mit uns zu vereinigen. So re- det der HErr bey Joanne am 27. Damit alle eins seyen, wie du, o Vatter! in mir, ich in dir, so sollen auch sie in uns eins seyn... Viel- leicht wolte er auch derentwegen Brod und Wein brauchen; als durch welche zwey Stuck die Vereinigung versinnbildet wird: dann aus vielen Körnlein wird ein Brod, und aus vie- len in der Trotten gepreßten Trauben der Wein.
Man nennt es auch Hostiam, ein Sieg- Opffer. Warum aber? Dieses Wort kommt von denen Alten her, welche, bevor sie wider ihre Feind zu Feld gezogen, um eine Hülff vom Himmel zu erlangen, ein Sieg-Opffer abgestat- tet, so sie Hostiam nennten. Wenn sie dann nun den Sieg erhalten hatten, nahmen sie wie- der ein Opffer vor; und dieses hiessen sie ein Schlacht - Opffer. Also sehen wir aus diesen zwey Reimen:
Hostibus a domitis Hostia nomen habet, Victima, quae cecidit dextra victrice, vocatur. Wann der Feind in der Schlacht muß unterligen/ Bekommet das Opffer den Nahmen vom Siegen.
Nach Aussag Auli Gellii ware unter beeden diesen Opfferen dieser Unterschied, daß in dem Sieg - Opffer der Opffer - Priester allein das
Vieh
Unterricht
Verlangen, ſo der HErr aus ſeiner, in uns ſo ſehr verliebten Güte gehabt; welche nur da- hin abzihlte, ſich mit uns zu vereinigen. So re- det der HErr bey Joanne am 27. Damit alle eins ſeyen, wie du, o Vatter! in mir, ich in dir, ſo ſollen auch ſie in uns eins ſeyn... Viel- leicht wolte er auch derentwegen Brod und Wein brauchen; als durch welche zwey Stuck die Vereinigung verſinnbildet wird: dann aus vielen Körnlein wird ein Brod, und aus vie- len in der Trotten gepreßten Trauben der Wein.
Man nennt es auch Hoſtiam, ein Sieg- Opffer. Warum aber? Dieſes Wort kommt von denen Alten her, welche, bevor ſie wider ihre Feind zu Feld gezogen, um eine Hülff vom Himmel zu erlangen, ein Sieg-Opffer abgeſtat- tet, ſo ſie Hoſtiam nennten. Wenn ſie dann nun den Sieg erhalten hatten, nahmen ſie wie- der ein Opffer vor; und dieſes hieſſen ſie ein Schlacht – Opffer. Alſo ſehen wir aus dieſen zwey Reimen:
Hoſtibus à domitis Hoſtia nomen habet, Victima, quæ cecidit dextra victrice, vocatur. Wann der Feind in der Schlacht muß unterligen/ Bekommet das Opffer den Nahmen vom Siegen.
Nach Ausſag Auli Gellii ware unter beeden dieſen Opfferen dieſer Unterſchied, daß in dem Sieg – Opffer der Opffer – Prieſter allein das
Vieh
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Unterricht
Verlangen, ſo der HErr aus ſeiner, in uns
ſo ſehr verliebten Güte gehabt; welche nur da-
hin abzihlte, ſich mit uns zu vereinigen. So re-
det der HErr bey Joanne am 27. Damit alle
eins ſeyen, wie du, o Vatter! in mir, ich in dir,
ſo ſollen auch ſie in uns eins ſeyn... Viel-
leicht wolte er auch derentwegen Brod und
Wein brauchen; als durch welche zwey Stuck
die Vereinigung verſinnbildet wird: dann aus
vielen Körnlein wird ein Brod, und aus vie-
len in der Trotten gepreßten Trauben der
Wein.
Man nennt es auch Hoſtiam, ein Sieg-
Opffer. Warum aber? Dieſes Wort kommt
von denen Alten her, welche, bevor ſie wider
ihre Feind zu Feld gezogen, um eine Hülff vom
Himmel zu erlangen, ein Sieg-Opffer abgeſtat-
tet, ſo ſie Hoſtiam nennten. Wenn ſie dann
nun den Sieg erhalten hatten, nahmen ſie wie-
der ein Opffer vor; und dieſes hieſſen ſie ein
Schlacht – Opffer. Alſo ſehen wir aus dieſen
zwey Reimen:
Hoſtibus à domitis Hoſtia nomen habet,
Victima, quæ cecidit dextra victrice, vocatur.
Wann der Feind in der Schlacht muß
unterligen/
Bekommet das Opffer den Nahmen vom
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Nach Ausſag Auli Gellii ware unter beeden
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/361>, abgerufen am 22.07.2024.
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