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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
und andere bey Suarez. tomo 3. in 3. p. Disp.
41. Sect.
3. Allein der mehriste der heiligen
Vätter haltet bey eben dem Suarez das Ge-
gentheil. Erstens/ weilen Matthaeus c. 26.
sagt: da die Jünger assen, sagt der HErr:
Wahrlich sage ich euch/ es wird mich einer
aus euch verrathen.
Also ware Judas bey
dem Abendmahl zugegen. Zweytens, weilen
der Heil. Marcus am 14. sagt: Und es tran-
cken alle daraus;
das ist, alle zwölff Jünger.
Drittens/ weilen man aus denen Worten Jo-
annis
abnehmen kan, daß Christus auch dem
Judas die Füß gewaschen; dann der HErr
sprache: Ihr seyd rein/ aber nicht alle; Er
wußte wohl, wer ihne verrathen wurde. Folg-
lich hat auch Judas das Heil. Abendmahl ge-
nossen; als wohin die Fußwaschung angesehen
ware. Allein warum hat der HErr Judam
zu seinem Tisch gelassen, da er doch vorhinein
wohl sahe, daß er unwürdig seye? Erstens/
obwohlen der Heyland die Sünd Judä hätte
entdecken können, da er der vollkommene HErr
über seinen Leinmuth, Ehr, und Ruff ware;
wolte er jedoch nicht; uns ein Beyspihl seiner
grossen Liebe zugeben, da er die Sünd seines
Jüngers verborgen hielte, den Judam zur
Buß zu locken. Zweytens/ uns zu lehren, daß
man die geheime Sünder nicht solle offentlich
beschämen, und von der Nüssung dieses Ge-
heimnus ausschliessen.

Sibender

Von dem H. Altars-Sacrament.
und andere bey Suarez. tomo 3. in 3. p. Diſp.
41. Sect.
3. Allein der mehriſte der heiligen
Vätter haltet bey eben dem Suarez das Ge-
gentheil. Erſtens/ weilen Matthæus c. 26.
ſagt: da die Jünger aſſen, ſagt der HErr:
Wahrlich ſage ich euch/ es wird mich einer
aus euch verrathen.
Alſo ware Judas bey
dem Abendmahl zugegen. Zweytens, weilen
der Heil. Marcus am 14. ſagt: Und es tran-
cken alle daraus;
das iſt, alle zwölff Jünger.
Drittens/ weilen man aus denen Worten Jo-
annis
abnehmen kan, daß Chriſtus auch dem
Judas die Füß gewaſchen; dann der HErr
ſprache: Ihr ſeyd rein/ aber nicht alle; Er
wußte wohl, wer ihne verrathen wurde. Folg-
lich hat auch Judas das Heil. Abendmahl ge-
noſſen; als wohin die Fußwaſchung angeſehen
ware. Allein warum hat der HErr Judam
zu ſeinem Tiſch gelaſſen, da er doch vorhinein
wohl ſahe, daß er unwürdig ſeye? Erſtens/
obwohlen der Heyland die Sünd Judä hätte
entdecken können, da er der vollkommene HErr
über ſeinen Leinmuth, Ehr, und Ruff ware;
wolte er jedoch nicht; uns ein Beyſpihl ſeiner
groſſen Liebe zugeben, da er die Sünd ſeines
Jüngers verborgen hielte, den Judam zur
Buß zu locken. Zweytens/ uns zu lehren, daß
man die geheime Sünder nicht ſolle offentlich
beſchämen, und von der Nüſſung dieſes Ge-
heimnus ausſchlieſſen.

Sibender
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[317/0354] Von dem H. Altars-Sacrament. und andere bey Suarez. tomo 3. in 3. p. Diſp. 41. Sect. 3. Allein der mehriſte der heiligen Vätter haltet bey eben dem Suarez das Ge- gentheil. Erſtens/ weilen Matthæus c. 26. ſagt: da die Jünger aſſen, ſagt der HErr: Wahrlich ſage ich euch/ es wird mich einer aus euch verrathen. Alſo ware Judas bey dem Abendmahl zugegen. Zweytens, weilen der Heil. Marcus am 14. ſagt: Und es tran- cken alle daraus; das iſt, alle zwölff Jünger. Drittens/ weilen man aus denen Worten Jo- annis abnehmen kan, daß Chriſtus auch dem Judas die Füß gewaſchen; dann der HErr ſprache: Ihr ſeyd rein/ aber nicht alle; Er wußte wohl, wer ihne verrathen wurde. Folg- lich hat auch Judas das Heil. Abendmahl ge- noſſen; als wohin die Fußwaſchung angeſehen ware. Allein warum hat der HErr Judam zu ſeinem Tiſch gelaſſen, da er doch vorhinein wohl ſahe, daß er unwürdig ſeye? Erſtens/ obwohlen der Heyland die Sünd Judä hätte entdecken können, da er der vollkommene HErr über ſeinen Leinmuth, Ehr, und Ruff ware; wolte er jedoch nicht; uns ein Beyſpihl ſeiner groſſen Liebe zugeben, da er die Sünd ſeines Jüngers verborgen hielte, den Judam zur Buß zu locken. Zweytens/ uns zu lehren, daß man die geheime Sünder nicht ſolle offentlich beſchämen, und von der Nüſſung dieſes Ge- heimnus ausſchlieſſen. Sibender

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/354>, abgerufen am 23.11.2024.