Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. die Meß lase, reichte er zugleich einer frommenCloster - Frau in einem gewissen Closter den Allerheiligsten Leib Christ, ohne jedoch von dem Göttlichen Opfer-Tisch der heiligen Meß zu kommen. Surius 1. Jan. Wann dann nun also der Wunder-volle GOtt seinen Heiligen erlaubt, daß man sie an mehr Orten zugleich in einem Auglenblick gesehen, warum solte er nicht auch selbst machen können, daß sein Gött- licher Leib sich zu gleicher Zeit auf so viel tau- send der Altären und unter fast ohnzahlbaren verwandleten Brods - Gestalten befinde? - - Gleichwie die Sonne am gestirnten Himmel durch fast ohnzahlbare Fenster zumahlen ihre durchlauchtige Licht - und Feuer - Strahlen auf uns wirfft; eben also, ja weit besser ist der HErr, der im Himmel herrscht, auch zugleich an allen Orten, und unter denen heiligen Ge- stalten.. Diese Gleichnus besiegte einstens einen hartnäckigen Juden. Er befande sich eines Tags mit gröster Ausgelassenheit in einer gewissen Kirch, da man eben die heilige Meß lase; Es geschahe, daß ihme allda eine besessene Persohn eine derbe Maultaschen versetzt, spre- chend: Warum stehest du also ausgelassen vor GOtt da? Der Jud antwortete gantz hönisch: O ihr müßt gewiß viele Götter ha- ben? - Einer ist auf diesem, der andere auf jenem Altar; einer da, der andere dort. Da nahme der besessene Mensch ein Sieb in die Hand; wendete es gerad gegen der Sonne, und T 3
Von dem H. Altars-Sacrament. die Meß laſe, reichte er zugleich einer frommenCloſter – Frau in einem gewiſſen Cloſter den Allerheiligſten Leib Chriſt, ohne jedoch von dem Göttlichen Opfer-Tiſch der heiligen Meß zu kommen. Surius 1. Jan. Wann dann nun alſo der Wunder-volle GOtt ſeinen Heiligen erlaubt, daß man ſie an mehr Orten zugleich in einem Auglenblick geſehen, warum ſolte er nicht auch ſelbſt machen können, daß ſein Gött- licher Leib ſich zu gleicher Zeit auf ſo viel tau- ſend der Altären und unter faſt ohnzahlbaren verwandleten Brods – Geſtalten befinde? – – Gleichwie die Sonne am geſtirnten Himmel durch faſt ohnzahlbare Fenſter zumahlen ihre durchlauchtige Licht – und Feuer – Strahlen auf uns wirfft; eben alſo, ja weit beſſer iſt der HErr, der im Himmel herrſcht, auch zugleich an allen Orten, und unter denen heiligen Ge- ſtalten.. Dieſe Gleichnus beſiegte einſtens einen hartnäckigen Juden. Er befande ſich eines Tags mit gröſter Ausgelaſſenheit in einer gewiſſen Kirch, da man eben die heilige Meß laſe; Es geſchahe, daß ihme allda eine beſeſſene Perſohn eine derbe Maultaſchen verſetzt, ſpre- chend: Warum ſteheſt du alſo ausgelaſſen vor GOtt da? Der Jud antwortete gantz höniſch: O ihr müßt gewiß viele Götter ha- ben? – Einer iſt auf dieſem, der andere auf jenem Altar; einer da, der andere dort. Da nahme der beſeſſene Menſch ein Sieb in die Hand; wendete es gerad gegen der Sonne, und T 3
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Von dem H. Altars-Sacrament.
die Meß laſe, reichte er zugleich einer frommen
Cloſter – Frau in einem gewiſſen Cloſter den
Allerheiligſten Leib Chriſt, ohne jedoch von
dem Göttlichen Opfer-Tiſch der heiligen Meß
zu kommen. Surius 1. Jan. Wann dann nun
alſo der Wunder-volle GOtt ſeinen Heiligen
erlaubt, daß man ſie an mehr Orten zugleich
in einem Auglenblick geſehen, warum ſolte er
nicht auch ſelbſt machen können, daß ſein Gött-
licher Leib ſich zu gleicher Zeit auf ſo viel tau-
ſend der Altären und unter faſt ohnzahlbaren
verwandleten Brods – Geſtalten befinde? – –
Gleichwie die Sonne am geſtirnten Himmel
durch faſt ohnzahlbare Fenſter zumahlen ihre
durchlauchtige Licht – und Feuer – Strahlen auf
uns wirfft; eben alſo, ja weit beſſer iſt der
HErr, der im Himmel herrſcht, auch zugleich
an allen Orten, und unter denen heiligen Ge-
ſtalten.. Dieſe Gleichnus beſiegte einſtens
einen hartnäckigen Juden. Er befande ſich
eines Tags mit gröſter Ausgelaſſenheit in einer
gewiſſen Kirch, da man eben die heilige Meß
laſe; Es geſchahe, daß ihme allda eine beſeſſene
Perſohn eine derbe Maultaſchen verſetzt, ſpre-
chend: Warum ſteheſt du alſo ausgelaſſen
vor GOtt da? Der Jud antwortete gantz
höniſch: O ihr müßt gewiß viele Götter ha-
ben? – Einer iſt auf dieſem, der andere auf
jenem Altar; einer da, der andere dort. Da
nahme der beſeſſene Menſch ein Sieb in die
Hand; wendete es gerad gegen der Sonne,
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Zitationshilfe: | Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/330>, abgerufen am 22.07.2024. |