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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
da seine Füß gestanden. Duraz. Grand. dell
Euc. Par. 2. c.
10.

So viele Ehr-Bezeugungen hat das Hoch-
würdige Gut
von Sinnlosen Geschöpfen, ja
sogar von denen Teuflen selbst empfangen.
Was empfangt aber selbes von uns, denen zu
Ehren es eingesetzt? Ach! es ist eine Schand,
was anzumercken! viele ehren nicht nur allein
selbes nicht, sondern spotten sogar darmit; sie
stehen in dessen Gegenwart uneingezogen, ohn-
ehrentbietig, ja getrauen sich gar eitles Ge-
schwätzwerck zu vollbringen. O abentheurliche
Undanckbarkeit, so aller Straff würdig! O wie
hätte nicht der HErr, der da gleichsam durch
das Gitter der Brods-Gestalten sihet, genug
Ursach, solche Menschen augenblicklich zu straf-
fen? Es kommt uns vor, als wäre er weit von
uns; allein er ist nahe, und siht gar wohl, wie
wir uns in seiner Gegenwart verhalten. Da-
hero recht sagt der Heil. Eucherius: Wann
wir GOtt schon nicht sehen/ ist er uns jedoch
zugegen.

So laßt uns dann befleissen, in Gegenwart
des Hochwürdigen Guts in äusser- und inner-
licher Ehrentbietigkeit zu stehen. Zu erst äus-
serlich, mit geneigtem Haupt, aufgehebten Hän-
den, eingezogenen Augen vor GOtt knyen;
uns ehrlich bekleiden; wenn man auch zu Hauß
die heilige Meß anhört. Von dem Heil. Jo-
na,
einem Lehr-Jünger Pachomii, lesen wir,
daß, wenn er GOtt genossen, allezeit ein bessers

Kleid

Betrachtungen
da ſeine Füß geſtanden. Duraz. Grand. dell
Euc. Par. 2. c.
10.

So viele Ehr-Bezeugungen hat das Hoch-
würdige Gut
von Sinnloſen Geſchöpfen, ja
ſogar von denen Teuflen ſelbſt empfangen.
Was empfangt aber ſelbes von uns, denen zu
Ehren es eingeſetzt? Ach! es iſt eine Schand,
was anzumercken! viele ehren nicht nur allein
ſelbes nicht, ſondern ſpotten ſogar darmit; ſie
ſtehen in deſſen Gegenwart uneingezogen, ohn-
ehrentbietig, ja getrauen ſich gar eitles Ge-
ſchwätzwerck zu vollbringen. O abentheurliche
Undanckbarkeit, ſo aller Straff würdig! O wie
hätte nicht der HErr, der da gleichſam durch
das Gitter der Brods-Geſtalten ſihet, genug
Urſach, ſolche Menſchen augenblicklich zu ſtraf-
fen? Es kommt uns vor, als wäre er weit von
uns; allein er iſt nahe, und ſiht gar wohl, wie
wir uns in ſeiner Gegenwart verhalten. Da-
hero recht ſagt der Heil. Eucherius: Wann
wir GOtt ſchon nicht ſehen/ iſt er uns jedoch
zugegen.

So laßt uns dann befleiſſen, in Gegenwart
des Hochwürdigen Guts in äuſſer- und inner-
licher Ehrentbietigkeit zu ſtehen. Zu erſt äuſ-
ſerlich, mit geneigtem Haupt, aufgehebten Hän-
den, eingezogenen Augen vor GOtt knyen;
uns ehrlich bekleiden; wenn man auch zu Hauß
die heilige Meß anhört. Von dem Heil. Jo-
na,
einem Lehr-Jünger Pachomii, leſen wir,
daß, wenn er GOtt genoſſen, allezeit ein beſſers

Kleid
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[280/0317] Betrachtungen da ſeine Füß geſtanden. Duraz. Grand. dell Euc. Par. 2. c. 10. So viele Ehr-Bezeugungen hat das Hoch- würdige Gut von Sinnloſen Geſchöpfen, ja ſogar von denen Teuflen ſelbſt empfangen. Was empfangt aber ſelbes von uns, denen zu Ehren es eingeſetzt? Ach! es iſt eine Schand, was anzumercken! viele ehren nicht nur allein ſelbes nicht, ſondern ſpotten ſogar darmit; ſie ſtehen in deſſen Gegenwart uneingezogen, ohn- ehrentbietig, ja getrauen ſich gar eitles Ge- ſchwätzwerck zu vollbringen. O abentheurliche Undanckbarkeit, ſo aller Straff würdig! O wie hätte nicht der HErr, der da gleichſam durch das Gitter der Brods-Geſtalten ſihet, genug Urſach, ſolche Menſchen augenblicklich zu ſtraf- fen? Es kommt uns vor, als wäre er weit von uns; allein er iſt nahe, und ſiht gar wohl, wie wir uns in ſeiner Gegenwart verhalten. Da- hero recht ſagt der Heil. Eucherius: Wann wir GOtt ſchon nicht ſehen/ iſt er uns jedoch zugegen. So laßt uns dann befleiſſen, in Gegenwart des Hochwürdigen Guts in äuſſer- und inner- licher Ehrentbietigkeit zu ſtehen. Zu erſt äuſ- ſerlich, mit geneigtem Haupt, aufgehebten Hän- den, eingezogenen Augen vor GOtt knyen; uns ehrlich bekleiden; wenn man auch zu Hauß die heilige Meß anhört. Von dem Heil. Jo- na, einem Lehr-Jünger Pachomii, leſen wir, daß, wenn er GOtt genoſſen, allezeit ein beſſers Kleid

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/317>, abgerufen am 22.11.2024.