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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
Als in Africa die Donatisten eine verwandlete
heilige Hostien denen Juden vorgeworffen, er-
griffen die Hund alsbald diese ruchlose Ketzer,
und verbeißten sich in sie; und was dergleichen
tausendfältige Begebenheiten noch mehrer
seynd. Allein, es ist sich darob nicht zu ver-
wundern; massen ja die Teufel selbst gegen das
Hochwürdige Gut da und dort ihre schuldige
Ehrenbietigkeit gezeigt. Man erzehlt von ei-
nem Schwartz-Künstler, daß, als er einstens
mit dem Teufel gesprochen, der ihme in Gestalt
eines Jünglings, mit einem Krantz auf dem
Kopf erschienen, nicht weit darvon aber ein
Priester mit dem Hochwürdigen Gut zu einem
Krancken vorbey gienge, der Teufel den Krantz
von dem Haupt herab genommen, die Knye
bis auf die Erden gebogen, gleich, als wolte
er den gegenwärtigen GOtt anbetten. Als
nachmahls der Geistliche von dem Krancken
mit dem leeren Büchslein zuruck gekommen,
nahme der Teufel wieder seinen Krantz herab,
und biegte nur ein Knye. Der Schwartz-
Künstler erschracke darob, und fragte, was die
Ursach seye. Worauf der Höllen-Geist geant-
wortet: Weist du dann nicht, daß sich dem
HErrn alle, sowohl himmlisch-als irrdische, ja
sogar auch die unterirrdische Geschöpf neigen,
und biegen müssen? Warum ich aber das
zweytemal nur ein Knye gebogen, ist geschehen,
das Ort zu verehren, wo der HErr einmahl
gewesen. Wir werden jenes Ort anbetten/

da
S 4

Von dem H. Altars-Sacrament.
Als in Africa die Donatiſten eine verwandlete
heilige Hoſtien denen Juden vorgeworffen, er-
griffen die Hund alsbald dieſe ruchloſe Ketzer,
und verbeißten ſich in ſie; und was dergleichen
tauſendfältige Begebenheiten noch mehrer
ſeynd. Allein, es iſt ſich darob nicht zu ver-
wundern; maſſen ja die Teufel ſelbſt gegen das
Hochwürdige Gut da und dort ihre ſchuldige
Ehrenbietigkeit gezeigt. Man erzehlt von ei-
nem Schwartz-Künſtler, daß, als er einſtens
mit dem Teufel geſprochen, der ihme in Geſtalt
eines Jünglings, mit einem Krantz auf dem
Kopf erſchienen, nicht weit darvon aber ein
Prieſter mit dem Hochwürdigen Gut zu einem
Krancken vorbey gienge, der Teufel den Krantz
von dem Haupt herab genommen, die Knye
bis auf die Erden gebogen, gleich, als wolte
er den gegenwärtigen GOtt anbetten. Als
nachmahls der Geiſtliche von dem Krancken
mit dem leeren Büchslein zuruck gekommen,
nahme der Teufel wieder ſeinen Krantz herab,
und biegte nur ein Knye. Der Schwartz-
Künſtler erſchracke darob, und fragte, was die
Urſach ſeye. Worauf der Höllen-Geiſt geant-
wortet: Weiſt du dann nicht, daß ſich dem
HErrn alle, ſowohl himmliſch-als irrdiſche, ja
ſogar auch die unterirrdiſche Geſchöpf neigen,
und biegen müſſen? Warum ich aber das
zweytemal nur ein Knye gebogen, iſt geſchehen,
das Ort zu verehren, wo der HErr einmahl
geweſen. Wir werden jenes Ort anbetten/

da
S 4
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[279/0316] Von dem H. Altars-Sacrament. Als in Africa die Donatiſten eine verwandlete heilige Hoſtien denen Juden vorgeworffen, er- griffen die Hund alsbald dieſe ruchloſe Ketzer, und verbeißten ſich in ſie; und was dergleichen tauſendfältige Begebenheiten noch mehrer ſeynd. Allein, es iſt ſich darob nicht zu ver- wundern; maſſen ja die Teufel ſelbſt gegen das Hochwürdige Gut da und dort ihre ſchuldige Ehrenbietigkeit gezeigt. Man erzehlt von ei- nem Schwartz-Künſtler, daß, als er einſtens mit dem Teufel geſprochen, der ihme in Geſtalt eines Jünglings, mit einem Krantz auf dem Kopf erſchienen, nicht weit darvon aber ein Prieſter mit dem Hochwürdigen Gut zu einem Krancken vorbey gienge, der Teufel den Krantz von dem Haupt herab genommen, die Knye bis auf die Erden gebogen, gleich, als wolte er den gegenwärtigen GOtt anbetten. Als nachmahls der Geiſtliche von dem Krancken mit dem leeren Büchslein zuruck gekommen, nahme der Teufel wieder ſeinen Krantz herab, und biegte nur ein Knye. Der Schwartz- Künſtler erſchracke darob, und fragte, was die Urſach ſeye. Worauf der Höllen-Geiſt geant- wortet: Weiſt du dann nicht, daß ſich dem HErrn alle, ſowohl himmliſch-als irrdiſche, ja ſogar auch die unterirrdiſche Geſchöpf neigen, und biegen müſſen? Warum ich aber das zweytemal nur ein Knye gebogen, iſt geſchehen, das Ort zu verehren, wo der HErr einmahl geweſen. Wir werden jenes Ort anbetten/ da S 4

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/316>, abgerufen am 22.11.2024.