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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
mens, als er sich einsmahls auf die Jagd be-
gabe, und ersehen, daß ein Priester das Hoch-
würdige Gut
bey sich trage, stiege gleichfalls
von dem Pferd ab, knyete nieder, und beglei-
dete es bis zu dem Hüttlein des Krancken, und
sagte nachmahls zu ihme: Seye wohl getröst!
heut hast du in deinem Hauß zwey Könige
gehabt JEsum/ den König aller Königen/
und
Ferdinandum, den König der Böhmen.
Dieses sagte er, weilen er dermahl noch nicht
Kayser ware; Er wurde aber gleich darauf
mit gröstem Wunder aller, und vielleicht zur
Vergeltung so demüthigen Gottesdiensts ge-
gen das Hochwürdige Gut zum Römischen
König
erwählt.

Endlichen Carolus, der Zwölffte dieses
Nahmens, von Oesterreich, König in Spanien,
als er von Madrit hinaus auf das Feld gefah-
ren, traffe er allda einen Pfarr-Herrn an, wel-
cher die letzte Göttliche Wegzehrung einem ar-
men Gärtner in einem weit entlegenen Gärt-
lein zu reichen, ausgegangen, und niemand bey
sich hatte, als einen Geistlichen mit einem Licht
in der Hand. Als ihne der König ersehen,
stiege er aus der Kutschen, fiele auf die Erden
nieder, und bettete das Hochwürdige Gut an.
Nachmahls sprache er: Herr Pfarrer, kom-
men sie daher; Er liesse ihne an sein Ort in
der Kutschen sitzen: Er aber, mit entdecktem
Haupt, gleich einem Diener, gienge zu Fuß auf
bös- und ungemachtem Weeg an der rechten

Sei-

Von dem H. Altars-Sacrament.
mens, als er ſich einsmahls auf die Jagd be-
gabe, und erſehen, daß ein Prieſter das Hoch-
würdige Gut
bey ſich trage, ſtiege gleichfalls
von dem Pferd ab, knyete nieder, und beglei-
dete es bis zu dem Hüttlein des Krancken, und
ſagte nachmahls zu ihme: Seye wohl getröſt!
heut haſt du in deinem Hauß zwey Könige
gehabt JEſum/ den König aller Königen/
und
Ferdinandum, den König der Böhmen.
Dieſes ſagte er, weilen er dermahl noch nicht
Kayſer ware; Er wurde aber gleich darauf
mit gröſtem Wunder aller, und vielleicht zur
Vergeltung ſo demüthigen Gottesdienſts ge-
gen das Hochwürdige Gut zum Römiſchen
König
erwählt.

Endlichen Carolus, der Zwölffte dieſes
Nahmens, von Oeſterreich, König in Spanien,
als er von Madrit hinaus auf das Feld gefah-
ren, traffe er allda einen Pfarr-Herrn an, wel-
cher die letzte Göttliche Wegzehrung einem ar-
men Gärtner in einem weit entlegenen Gärt-
lein zu reichen, ausgegangen, und niemand bey
ſich hatte, als einen Geiſtlichen mit einem Licht
in der Hand. Als ihne der König erſehen,
ſtiege er aus der Kutſchen, fiele auf die Erden
nieder, und bettete das Hochwürdige Gut an.
Nachmahls ſprache er: Herr Pfarrer, kom-
men ſie daher; Er lieſſe ihne an ſein Ort in
der Kutſchen ſitzen: Er aber, mit entdecktem
Haupt, gleich einem Diener, gienge zu Fuß auf
bös- und ungemachtem Weeg an der rechten

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[267/0304] Von dem H. Altars-Sacrament. mens, als er ſich einsmahls auf die Jagd be- gabe, und erſehen, daß ein Prieſter das Hoch- würdige Gut bey ſich trage, ſtiege gleichfalls von dem Pferd ab, knyete nieder, und beglei- dete es bis zu dem Hüttlein des Krancken, und ſagte nachmahls zu ihme: Seye wohl getröſt! heut haſt du in deinem Hauß zwey Könige gehabt JEſum/ den König aller Königen/ und Ferdinandum, den König der Böhmen. Dieſes ſagte er, weilen er dermahl noch nicht Kayſer ware; Er wurde aber gleich darauf mit gröſtem Wunder aller, und vielleicht zur Vergeltung ſo demüthigen Gottesdienſts ge- gen das Hochwürdige Gut zum Römiſchen König erwählt. Endlichen Carolus, der Zwölffte dieſes Nahmens, von Oeſterreich, König in Spanien, als er von Madrit hinaus auf das Feld gefah- ren, traffe er allda einen Pfarr-Herrn an, wel- cher die letzte Göttliche Wegzehrung einem ar- men Gärtner in einem weit entlegenen Gärt- lein zu reichen, ausgegangen, und niemand bey ſich hatte, als einen Geiſtlichen mit einem Licht in der Hand. Als ihne der König erſehen, ſtiege er aus der Kutſchen, fiele auf die Erden nieder, und bettete das Hochwürdige Gut an. Nachmahls ſprache er: Herr Pfarrer, kom- men ſie daher; Er lieſſe ihne an ſein Ort in der Kutſchen ſitzen: Er aber, mit entdecktem Haupt, gleich einem Diener, gienge zu Fuß auf bös- und ungemachtem Weeg an der rechten Sei-

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/304>, abgerufen am 22.07.2024.