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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
übertreffen; also zwar, daß, wie die Ausleger
Göttlicher Schrifft anmercken, das Wort
Seegen einen dreyfachen Verstand habe.
Wenn es einen Seegen anzeigt, den ein
Mensch dem andern spricht, will es so viel sa-
gen, als einem Gutes wünschen. Sagt es ei-
nen Seegen, den ein Mensch GOtt gibt, heißt
es GOtt loben, und ihne erhöhen. Heißt es
aber einen Seegen, so GOtt dem Menschen
gibt, sagt es so viel, als Gutes thun: und
weilen, da man einem den Seegen gibt im
Nahmen GOttes, die Hand, und der Armb
ausgestreckt wird, zeigt es gleichsam an, daß
alsdann GOtt, um, uns mit seinen Gnaden
zu bereichern, die Hand ausstrecke. Ps. 144.
Du machst deine Hand auf, und füllest alle
Thier mit Seegen an.

Dieses voran gesetzt, was grosse Güter kan
anjetzo nicht eine Seel von dem Gnad- und
Wunder-vollen Seegen eines Sacramentali-
schen
GOtt erhalten? In dem alten Gesatz
brachte der Seegen der Alt-Vätter ihren
Söhnen viele geist- und leibliche Glückseelig-
keit; dann, als der alte Jacob, wie Gen. c.
48. zu lesen, nahe bey dem Tod ware, führte
Joseph, sein Sohn, seine zwey Kinder, E-
phraim
und Manassen zu dem Bett des ster-
benden Vatters hin; damit er sie seegnete. Er
stellte sie aber also, daß Jacob/ der Groß-Vat-
ter, die rechte Hand auf Manassen/ den Erst-
gebohrnen, die lincke Hand aber auf Ephraim

legen

Betrachtungen
übertreffen; alſo zwar, daß, wie die Ausleger
Göttlicher Schrifft anmercken, das Wort
Seegen einen dreyfachen Verſtand habe.
Wenn es einen Seegen anzeigt, den ein
Menſch dem andern ſpricht, will es ſo viel ſa-
gen, als einem Gutes wünſchen. Sagt es ei-
nen Seegen, den ein Menſch GOtt gibt, heißt
es GOtt loben, und ihne erhöhen. Heißt es
aber einen Seegen, ſo GOtt dem Menſchen
gibt, ſagt es ſo viel, als Gutes thun: und
weilen, da man einem den Seegen gibt im
Nahmen GOttes, die Hand, und der Armb
ausgeſtreckt wird, zeigt es gleichſam an, daß
alsdann GOtt, um, uns mit ſeinen Gnaden
zu bereichern, die Hand ausſtrecke. Pſ. 144.
Du machſt deine Hand auf, und fülleſt alle
Thier mit Seegen an.

Dieſes voran geſetzt, was groſſe Güter kan
anjetzo nicht eine Seel von dem Gnad- und
Wunder-vollen Seegen eines Sacramentali-
ſchen
GOtt erhalten? In dem alten Geſatz
brachte der Seegen der Alt-Vätter ihren
Söhnen viele geiſt- und leibliche Glückſeelig-
keit; dann, als der alte Jacob, wie Gen. c.
48. zu leſen, nahe bey dem Tod ware, führte
Joſeph, ſein Sohn, ſeine zwey Kinder, E-
phraim
und Manaſſen zu dem Bett des ſter-
benden Vatters hin; damit er ſie ſeegnete. Er
ſtellte ſie aber alſo, daß Jacob/ der Groß-Vat-
ter, die rechte Hand auf Manaſſen/ den Erſt-
gebohrnen, die lincke Hand aber auf Ephraim

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[252/0289] Betrachtungen übertreffen; alſo zwar, daß, wie die Ausleger Göttlicher Schrifft anmercken, das Wort Seegen einen dreyfachen Verſtand habe. Wenn es einen Seegen anzeigt, den ein Menſch dem andern ſpricht, will es ſo viel ſa- gen, als einem Gutes wünſchen. Sagt es ei- nen Seegen, den ein Menſch GOtt gibt, heißt es GOtt loben, und ihne erhöhen. Heißt es aber einen Seegen, ſo GOtt dem Menſchen gibt, ſagt es ſo viel, als Gutes thun: und weilen, da man einem den Seegen gibt im Nahmen GOttes, die Hand, und der Armb ausgeſtreckt wird, zeigt es gleichſam an, daß alsdann GOtt, um, uns mit ſeinen Gnaden zu bereichern, die Hand ausſtrecke. Pſ. 144. Du machſt deine Hand auf, und fülleſt alle Thier mit Seegen an. Dieſes voran geſetzt, was groſſe Güter kan anjetzo nicht eine Seel von dem Gnad- und Wunder-vollen Seegen eines Sacramentali- ſchen GOtt erhalten? In dem alten Geſatz brachte der Seegen der Alt-Vätter ihren Söhnen viele geiſt- und leibliche Glückſeelig- keit; dann, als der alte Jacob, wie Gen. c. 48. zu leſen, nahe bey dem Tod ware, führte Joſeph, ſein Sohn, ſeine zwey Kinder, E- phraim und Manaſſen zu dem Bett des ſter- benden Vatters hin; damit er ſie ſeegnete. Er ſtellte ſie aber alſo, daß Jacob/ der Groß-Vat- ter, die rechte Hand auf Manaſſen/ den Erſt- gebohrnen, die lincke Hand aber auf Ephraim legen

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/289>, abgerufen am 25.11.2024.