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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
Geist seelig macht, mit der Menschheit aber ihre
Sinn. Endlichen die GOtt- und Menschheit
wie sie auf dem Altar, ist die Seeligkeit der
herum wallenden Menschen-Kindern; welche,
weilen sie nach der klaren Anschauung in die-
sem Leben nicht fähig, genüssen sie jedoch hier
ihne durch den Göttlichen Glauben. Dahero,
gleichwie das entdeckte Angesicht GOttes die
Freud der Seeligen, also ist der nemliche, unter
denen Gestalten des Brods verborgene GOtt
die Freud, und das geistliche Paradeys dieser
wanderenden Pilgrimmen.. Die Heil. The-
resia
erschiene einstens nach ihrem Tod einer
frommen Seel, und sagte zu ihr: Meine Toch-
ter! gleichwie wir im Himmel, und ihr auf
Erden vereinigt seyn müssen in Liebe GOttes,
und Reinigkeit, also, was wir durch Betrach-
tung der Göttlichen Weesenheit im Himmel
thun, das habt auch ihr in Anbettung der Ge-
genwart GOttes vor dem Altar zu verrich-
ten. In vita L. 3. c. 4.

So müssen wir dann also mit grosser Sorg-
falt zum ausgesetzten Hochwürdigen Gut ey-
len, mit grossem Andachts-Eyfer in der Gegen-
wart GOttes uns verhalten, und uns einbil-
den, daß der zarte Fronleichnam seye das irr-
dische Paradeys unsers Geists, und, daß wir
niemahl mehrere Gnad, und Hülff erlangen
können, als da. Hingegen empfangt der HErr
in derley offentlichen Aussetzung so viel Ehr
und Lob, daß er darob unterweilen mit Wun-

der-

Von dem H. Altars-Sacrament.
Geiſt ſeelig macht, mit der Menſchheit aber ihre
Sinn. Endlichen die GOtt- und Menſchheit
wie ſie auf dem Altar, iſt die Seeligkeit der
herum wallenden Menſchen-Kindern; welche,
weilen ſie nach der klaren Anſchauung in die-
ſem Leben nicht fähig, genüſſen ſie jedoch hier
ihne durch den Göttlichen Glauben. Dahero,
gleichwie das entdeckte Angeſicht GOttes die
Freud der Seeligen, alſo iſt der nemliche, unter
denen Geſtalten des Brods verborgene GOtt
die Freud, und das geiſtliche Paradeys dieſer
wanderenden Pilgrimmen.. Die Heil. The-
reſia
erſchiene einſtens nach ihrem Tod einer
frommen Seel, und ſagte zu ihr: Meine Toch-
ter! gleichwie wir im Himmel, und ihr auf
Erden vereinigt ſeyn müſſen in Liebe GOttes,
und Reinigkeit, alſo, was wir durch Betrach-
tung der Göttlichen Weeſenheit im Himmel
thun, das habt auch ihr in Anbettung der Ge-
genwart GOttes vor dem Altar zu verrich-
ten. In vita L. 3. c. 4.

So müſſen wir dann alſo mit groſſer Sorg-
falt zum ausgeſetzten Hochwürdigen Gut ey-
len, mit groſſem Andachts-Eyfer in der Gegen-
wart GOttes uns verhalten, und uns einbil-
den, daß der zarte Fronleichnam ſeye das irr-
diſche Paradeys unſers Geiſts, und, daß wir
niemahl mehrere Gnad, und Hülff erlangen
können, als da. Hingegen empfangt der HErr
in derley offentlichen Ausſetzung ſo viel Ehr
und Lob, daß er darob unterweilen mit Wun-

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[237/0274] Von dem H. Altars-Sacrament. Geiſt ſeelig macht, mit der Menſchheit aber ihre Sinn. Endlichen die GOtt- und Menſchheit wie ſie auf dem Altar, iſt die Seeligkeit der herum wallenden Menſchen-Kindern; welche, weilen ſie nach der klaren Anſchauung in die- ſem Leben nicht fähig, genüſſen ſie jedoch hier ihne durch den Göttlichen Glauben. Dahero, gleichwie das entdeckte Angeſicht GOttes die Freud der Seeligen, alſo iſt der nemliche, unter denen Geſtalten des Brods verborgene GOtt die Freud, und das geiſtliche Paradeys dieſer wanderenden Pilgrimmen.. Die Heil. The- reſia erſchiene einſtens nach ihrem Tod einer frommen Seel, und ſagte zu ihr: Meine Toch- ter! gleichwie wir im Himmel, und ihr auf Erden vereinigt ſeyn müſſen in Liebe GOttes, und Reinigkeit, alſo, was wir durch Betrach- tung der Göttlichen Weeſenheit im Himmel thun, das habt auch ihr in Anbettung der Ge- genwart GOttes vor dem Altar zu verrich- ten. In vita L. 3. c. 4. So müſſen wir dann alſo mit groſſer Sorg- falt zum ausgeſetzten Hochwürdigen Gut ey- len, mit groſſem Andachts-Eyfer in der Gegen- wart GOttes uns verhalten, und uns einbil- den, daß der zarte Fronleichnam ſeye das irr- diſche Paradeys unſers Geiſts, und, daß wir niemahl mehrere Gnad, und Hülff erlangen können, als da. Hingegen empfangt der HErr in derley offentlichen Ausſetzung ſo viel Ehr und Lob, daß er darob unterweilen mit Wun- der-

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/274>, abgerufen am 22.07.2024.