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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
schmertzlichsten Blutvergiessungen seines bittern
Leydens; und dieses thate Franciscus deßwe-
gen: damit er die siben Gaaben des Heil.
Geists erlange, und denen siben Haupt-Sün-
den entgehe. Nun solten wir JEsum in dem
Hochwürdigen Gut wenigstens einmahl des
Tags andächtig besuchen; dann so offt wir bey
einem Altar vorbey gehen, da dieser gröste
Wunder- und Liebs-GOtt unter der Geheim-
nus-vollen Brods-Gestalt aufbehalten wird:
und in diesen Besuchungen solten wir uns in
denen Göttlichen Tugenden üben, und unsere
Hertzens-Anmuthungen gegen JEsu erklären,
sprechend: O HErr! nach dir geht all mein
Verlangen.
Ps. 37. Wir müssen auch nicht
ausser Acht lassen, jene heilige Abläß zu gewin-
nen, welche wegen solchen Besuchungen verlie-
hen seynd.

Glückseelig, und abermahl glückseelig, so wir
dieses thun! was Gnaden werden wir nicht
davon tragen? Gewiß ist, daß der HErr öff-
ters auch mit Wundern derley Besuchungen
begünstiget habe. Wir wollen nur eines statt
vieler vernehmen. Die Seelige Sita, von
Lucca gebürtig, besuchte so lang, und offt das
Hochwürdige Gut/ daß sie von denen Kir-
chen-Dienern öffters aus der Kirch geführt
worden; dahero sie ihr übriges Gebett vor der
Kirchen-Thür zu verrichten gezwungen worden.
Einsmahls, als sie die Kirch verschlossen gefun-
den, bettete sie lang vor selber, bis sie endlichen

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Von dem H. Altars-Sacrament.
ſchmertzlichſten Blutvergieſſungen ſeines bittern
Leydens; und dieſes thate Franciſcus deßwe-
gen: damit er die ſiben Gaaben des Heil.
Geiſts erlange, und denen ſiben Haupt-Sün-
den entgehe. Nun ſolten wir JEſum in dem
Hochwürdigen Gut wenigſtens einmahl des
Tags andächtig beſuchen; dann ſo offt wir bey
einem Altar vorbey gehen, da dieſer gröſte
Wunder- und Liebs-GOtt unter der Geheim-
nus-vollen Brods-Geſtalt aufbehalten wird:
und in dieſen Beſuchungen ſolten wir uns in
denen Göttlichen Tugenden üben, und unſere
Hertzens-Anmuthungen gegen JEſu erklären,
ſprechend: O HErr! nach dir geht all mein
Verlangen.
Pſ. 37. Wir müſſen auch nicht
auſſer Acht laſſen, jene heilige Abläß zu gewin-
nen, welche wegen ſolchen Beſuchungen verlie-
hen ſeynd.

Glückſeelig, und abermahl glückſeelig, ſo wir
dieſes thun! was Gnaden werden wir nicht
davon tragen? Gewiß iſt, daß der HErr öff-
ters auch mit Wundern derley Beſuchungen
begünſtiget habe. Wir wollen nur eines ſtatt
vieler vernehmen. Die Seelige Sita, von
Lucca gebürtig, beſuchte ſo lang, und offt das
Hochwürdige Gut/ daß ſie von denen Kir-
chen-Dienern öffters aus der Kirch geführt
worden; dahero ſie ihr übriges Gebett vor der
Kirchen-Thür zu verrichten gezwungen worden.
Einsmahls, als ſie die Kirch verſchloſſen gefun-
den, bettete ſie lang vor ſelber, bis ſie endlichen

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[225/0262] Von dem H. Altars-Sacrament. ſchmertzlichſten Blutvergieſſungen ſeines bittern Leydens; und dieſes thate Franciſcus deßwe- gen: damit er die ſiben Gaaben des Heil. Geiſts erlange, und denen ſiben Haupt-Sün- den entgehe. Nun ſolten wir JEſum in dem Hochwürdigen Gut wenigſtens einmahl des Tags andächtig beſuchen; dann ſo offt wir bey einem Altar vorbey gehen, da dieſer gröſte Wunder- und Liebs-GOtt unter der Geheim- nus-vollen Brods-Geſtalt aufbehalten wird: und in dieſen Beſuchungen ſolten wir uns in denen Göttlichen Tugenden üben, und unſere Hertzens-Anmuthungen gegen JEſu erklären, ſprechend: O HErr! nach dir geht all mein Verlangen. Pſ. 37. Wir müſſen auch nicht auſſer Acht laſſen, jene heilige Abläß zu gewin- nen, welche wegen ſolchen Beſuchungen verlie- hen ſeynd. Glückſeelig, und abermahl glückſeelig, ſo wir dieſes thun! was Gnaden werden wir nicht davon tragen? Gewiß iſt, daß der HErr öff- ters auch mit Wundern derley Beſuchungen begünſtiget habe. Wir wollen nur eines ſtatt vieler vernehmen. Die Seelige Sita, von Lucca gebürtig, beſuchte ſo lang, und offt das Hochwürdige Gut/ daß ſie von denen Kir- chen-Dienern öffters aus der Kirch geführt worden; dahero ſie ihr übriges Gebett vor der Kirchen-Thür zu verrichten gezwungen worden. Einsmahls, als ſie die Kirch verſchloſſen gefun- den, bettete ſie lang vor ſelber, bis ſie endlichen einge- P

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/262>, abgerufen am 25.11.2024.