Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
Man muß sich offt melden, lange Zeit warten,
und vieles Ohngemach ausstehen. Hingegen
der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö-
nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verschmäht
nicht nur allein unsere Besuchungen nicht, son-
dern verlangt, und befihlt sie. Er wartet Tag
und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor.
Es kostet auch keine Mühe, oder besondere
Beschwerden, bis man vorkommt. Ja er will
sogar, und verlangt unsere Freundschafft. Er
handelt mit uns, wie ein Vatter mit seinem
Sohn, wie ein liebster Hertzens-Freund mit
dem andern... Also verhielte sich GOtt
dereinst mit Moyse auf dem Berg Sinai:
Exodi 33. Der HErr redete mit Moyse/
wie ein Mensch mit seinem Freund zu reden
pflegt.

Also will er auch mit uns in diesem Aller-
heiligsten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim-
nus des Altars handlen. Da können wir ih-
me im Vertrauen unser Anligen erzehlen, und
um Hülff bitten. Er wird in unsern Zweiflen
ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt,
Hirt, Vorsprecher, Vatter, Bruder, und
Freund seyn. O ohnendliche Güte unsers
GOttes! und wie kan der Mensch so alber
seyn, daß er sich ein so grosses Gut nicht zu
Nutzen mache?...

Wenn wir aber auch schon keinen Vortheil
darbey hätten, solten wir es doch thun aus
schuldiger Danckbarkeit gegen einem so Lieb-

vollen

Von dem H. Altars-Sacrament.
Man muß ſich offt melden, lange Zeit warten,
und vieles Ohngemach ausſtehen. Hingegen
der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö-
nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verſchmäht
nicht nur allein unſere Beſuchungen nicht, ſon-
dern verlangt, und befihlt ſie. Er wartet Tag
und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor.
Es koſtet auch keine Mühe, oder beſondere
Beſchwerden, bis man vorkommt. Ja er will
ſogar, und verlangt unſere Freundſchafft. Er
handelt mit uns, wie ein Vatter mit ſeinem
Sohn, wie ein liebſter Hertzens-Freund mit
dem andern... Alſo verhielte ſich GOtt
dereinſt mit Moyſe auf dem Berg Sinai:
Exodi 33. Der HErr redete mit Moyſe/
wie ein Menſch mit ſeinem Freund zu reden
pflegt.

Alſo will er auch mit uns in dieſem Aller-
heiligſten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim-
nus des Altars handlen. Da können wir ih-
me im Vertrauen unſer Anligen erzehlen, und
um Hülff bitten. Er wird in unſern Zweiflen
ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt,
Hirt, Vorſprecher, Vatter, Bruder, und
Freund ſeyn. O ohnendliche Güte unſers
GOttes! und wie kan der Menſch ſo alber
ſeyn, daß er ſich ein ſo groſſes Gut nicht zu
Nutzen mache?...

Wenn wir aber auch ſchon keinen Vortheil
darbey hätten, ſolten wir es doch thun aus
ſchuldiger Danckbarkeit gegen einem ſo Lieb-

vollen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="223"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
Man muß &#x017F;ich offt melden, lange Zeit warten,<lb/>
und vieles Ohngemach aus&#x017F;tehen. Hingegen<lb/>
der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö-<lb/>
nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, ver&#x017F;chmäht<lb/>
nicht nur allein un&#x017F;ere Be&#x017F;uchungen nicht, &#x017F;on-<lb/>
dern verlangt, und befihlt &#x017F;ie. Er wartet Tag<lb/>
und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor.<lb/>
Es ko&#x017F;tet auch keine Mühe, oder be&#x017F;ondere<lb/>
Be&#x017F;chwerden, bis man vorkommt. Ja er will<lb/>
&#x017F;ogar, und verlangt un&#x017F;ere Freund&#x017F;chafft. Er<lb/>
handelt mit uns, wie ein Vatter mit &#x017F;einem<lb/>
Sohn, wie ein lieb&#x017F;ter Hertzens-Freund mit<lb/>
dem andern... Al&#x017F;o verhielte &#x017F;ich GOtt<lb/>
derein&#x017F;t mit <hi rendition="#fr">Moy&#x017F;e</hi> auf dem Berg <hi rendition="#fr">Sinai:</hi><lb/><hi rendition="#aq">Exodi</hi> 33. <hi rendition="#fr">Der HErr redete mit Moy&#x017F;e/<lb/>
wie ein Men&#x017F;ch mit &#x017F;einem Freund zu reden<lb/>
pflegt.</hi></p><lb/>
          <p>Al&#x017F;o will er auch mit uns in die&#x017F;em Aller-<lb/>
heilig&#x017F;ten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim-<lb/>
nus des Altars handlen. Da können wir ih-<lb/>
me im Vertrauen un&#x017F;er Anligen erzehlen, und<lb/>
um Hülff bitten. Er wird in un&#x017F;ern Zweiflen<lb/>
ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt,<lb/>
Hirt, Vor&#x017F;precher, Vatter, Bruder, und<lb/>
Freund &#x017F;eyn. O ohnendliche Güte un&#x017F;ers<lb/>
GOttes! und wie kan der Men&#x017F;ch &#x017F;o alber<lb/>
&#x017F;eyn, daß er &#x017F;ich ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es Gut nicht zu<lb/>
Nutzen mache?...</p><lb/>
          <p>Wenn wir aber auch &#x017F;chon keinen Vortheil<lb/>
darbey hätten, &#x017F;olten wir es doch thun aus<lb/>
&#x017F;chuldiger Danckbarkeit gegen einem &#x017F;o Lieb-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vollen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0260] Von dem H. Altars-Sacrament. Man muß ſich offt melden, lange Zeit warten, und vieles Ohngemach ausſtehen. Hingegen der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö- nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verſchmäht nicht nur allein unſere Beſuchungen nicht, ſon- dern verlangt, und befihlt ſie. Er wartet Tag und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor. Es koſtet auch keine Mühe, oder beſondere Beſchwerden, bis man vorkommt. Ja er will ſogar, und verlangt unſere Freundſchafft. Er handelt mit uns, wie ein Vatter mit ſeinem Sohn, wie ein liebſter Hertzens-Freund mit dem andern... Alſo verhielte ſich GOtt dereinſt mit Moyſe auf dem Berg Sinai: Exodi 33. Der HErr redete mit Moyſe/ wie ein Menſch mit ſeinem Freund zu reden pflegt. Alſo will er auch mit uns in dieſem Aller- heiligſten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim- nus des Altars handlen. Da können wir ih- me im Vertrauen unſer Anligen erzehlen, und um Hülff bitten. Er wird in unſern Zweiflen ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt, Hirt, Vorſprecher, Vatter, Bruder, und Freund ſeyn. O ohnendliche Güte unſers GOttes! und wie kan der Menſch ſo alber ſeyn, daß er ſich ein ſo groſſes Gut nicht zu Nutzen mache?... Wenn wir aber auch ſchon keinen Vortheil darbey hätten, ſolten wir es doch thun aus ſchuldiger Danckbarkeit gegen einem ſo Lieb- vollen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/260
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/260>, abgerufen am 22.11.2024.