Vierdte Andacht. Oeffters das, in denen Kirchen, in dem Heiligthum des Altars ver- schlossene Allerheiligste Sacrament besuchen.
Der Heil. Joannes schmähte einstens die Juden nachdrucklich deßwegen, daß sie mitten unter ihnen den Erlöser der gan- zen Welt gehabt, und selben nicht einmahl er- kennten. Joan. 1. Gleichen Verweis verdie- nen heut zu Tag viele Affter-Christen, welche, da sie in so vielen Kirchen GOtt selbst unter ihnen haben, gleichwohl nicht einmahl derglei- chen thun, als kennten sie ihne. Niemahls besuchen ihne, niemahlens erweisen sie selbem einige Dienst; gleich, als wäre er nicht mitten unter ihnen. Was abentheurliche Grobheit! Was gottloser Undanck! die Könige dieser Welt wollen von Leibeigenen, und Untertha- nen nicht offt besucht werden; damit sich selbe mit der erhabenen Grösse ihrer geheiligten Herrlichkeit nicht zugemein, und verächtlich machen, und das ihnen gebührende Ehr-Anse- hen nicht geschmählert werde. Will man aber etwann von ihnen eine Gnad erlangen, und und also deßwegen zu ihnen kommen, grosser GOtt! was Gedult, und Mühe muß man sich da nicht kosten lassen, nur, bis man vorkommt?
Man
Betrachtungen
Vierdte Andacht. Oeffters das, in denen Kirchen, in dem Heiligthum des Altars ver- ſchloſſene Allerheiligſte Sacrament beſuchen.
Der Heil. Joannes ſchmähte einſtens die Juden nachdrucklich deßwegen, daß ſie mitten unter ihnen den Erlöſer der gan- zen Welt gehabt, und ſelben nicht einmahl er- kennten. Joan. 1. Gleichen Verweis verdie- nen heut zu Tag viele Affter-Chriſten, welche, da ſie in ſo vielen Kirchen GOtt ſelbſt unter ihnen haben, gleichwohl nicht einmahl derglei- chen thun, als kennten ſie ihne. Niemahls beſuchen ihne, niemahlens erweiſen ſie ſelbem einige Dienſt; gleich, als wäre er nicht mitten unter ihnen. Was abentheurliche Grobheit! Was gottloſer Undanck! die Könige dieſer Welt wollen von Leibeigenen, und Untertha- nen nicht offt beſucht werden; damit ſich ſelbe mit der erhabenen Gröſſe ihrer geheiligten Herrlichkeit nicht zugemein, und verächtlich machen, und das ihnen gebührende Ehr-Anſe- hen nicht geſchmählert werde. Will man aber etwann von ihnen eine Gnad erlangen, und und alſo deßwegen zu ihnen kommen, groſſer GOtt! was Gedult, und Mühe muß man ſich da nicht koſten laſſen, nur, bis man vorkommt?
Man
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Betrachtungen
Vierdte Andacht.
Oeffters das, in denen Kirchen, in
dem Heiligthum des Altars ver-
ſchloſſene Allerheiligſte Sacrament
beſuchen.
Der Heil. Joannes ſchmähte einſtens die
Juden nachdrucklich deßwegen, daß ſie
mitten unter ihnen den Erlöſer der gan-
zen Welt gehabt, und ſelben nicht einmahl er-
kennten. Joan. 1. Gleichen Verweis verdie-
nen heut zu Tag viele Affter-Chriſten, welche,
da ſie in ſo vielen Kirchen GOtt ſelbſt unter
ihnen haben, gleichwohl nicht einmahl derglei-
chen thun, als kennten ſie ihne. Niemahls
beſuchen ihne, niemahlens erweiſen ſie ſelbem
einige Dienſt; gleich, als wäre er nicht mitten
unter ihnen. Was abentheurliche Grobheit!
Was gottloſer Undanck! die Könige dieſer
Welt wollen von Leibeigenen, und Untertha-
nen nicht offt beſucht werden; damit ſich ſelbe
mit der erhabenen Gröſſe ihrer geheiligten
Herrlichkeit nicht zugemein, und verächtlich
machen, und das ihnen gebührende Ehr-Anſe-
hen nicht geſchmählert werde. Will man aber
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/259>, abgerufen am 25.11.2024.
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