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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
stem Grund des bußfertigen Hertzens, und also
tratten sie zu dem Allerheiligsten Abendmahl.
Indessen bliebe dieser edle Sünder allein in
dem Stuhl. Da wurde er auf einmahl von
GOtt also erleuchtet, daß er bitterlich zu wey-
nen angefangen, und sich selbst also angeredt:
So bin ich dann allein bey so heliger Ver-
sammlung der Judas? Solte ich mich dann
nicht schämen, in der Welt zu erscheinen? Seynd
dann diese nicht, wer ich bin? gleichwohl seynd
sie so fromm. Nur ich allein bin so gottlos,
und lasterhafft? Ach mein GOtt! ich will nicht
mehr derjenige seyn, so ich gewesen. Als die-
ses vorbey, wartete er, bis alle sich hinweg be-
geben. Warffe sich sodann seuffzend zu denen
Füssen des obernannten Seelsorgers, beichtete
reumüthig seine Sünden, lebt, und stirbt nach-
mahls Christlich... Sihe, was das gute
Beyspihl der offentlichen Andacht nutzt, wie
durch so allgemeine Andachten, und zarte An-
muthungen andern ebenfalls zur Andacht eine
heylsame Ermahnung gegeben werde....
Endlichen solle uns darzu aufmuntern das
sonderbare Wohlgefallen, so JEsus daran
schöpfft, wenn er so viele, gute Catholische
Christen beysammen siht, welche, als so viele
Oel-Zweiglein eine Cron um seinen Göttli-
chen Opfer-Tisch herum machen. Wo immer
der Leichnam seyn wird, allda werden sich
auch die Adler versammlen.
Und dieses sein
Wohlgefallen hat der HErr auch unterweilen

mit

Betrachtungen
ſtem Grund des bußfertigen Hertzens, und alſo
tratten ſie zu dem Allerheiligſten Abendmahl.
Indeſſen bliebe dieſer edle Sünder allein in
dem Stuhl. Da wurde er auf einmahl von
GOtt alſo erleuchtet, daß er bitterlich zu wey-
nen angefangen, und ſich ſelbſt alſo angeredt:
So bin ich dann allein bey ſo heliger Ver-
ſammlung der Judas? Solte ich mich dann
nicht ſchämen, in der Welt zu erſcheinen? Seynd
dann dieſe nicht, wer ich bin? gleichwohl ſeynd
ſie ſo fromm. Nur ich allein bin ſo gottlos,
und laſterhafft? Ach mein GOtt! ich will nicht
mehr derjenige ſeyn, ſo ich geweſen. Als die-
ſes vorbey, wartete er, bis alle ſich hinweg be-
geben. Warffe ſich ſodann ſeuffzend zu denen
Füſſen des obernannten Seelſorgers, beichtete
reumüthig ſeine Sünden, lebt, und ſtirbt nach-
mahls Chriſtlich... Sihe, was das gute
Beyſpihl der offentlichen Andacht nutzt, wie
durch ſo allgemeine Andachten, und zarte An-
muthungen andern ebenfalls zur Andacht eine
heylſame Ermahnung gegeben werde....
Endlichen ſolle uns darzu aufmuntern das
ſonderbare Wohlgefallen, ſo JEſus daran
ſchöpfft, wenn er ſo viele, gute Catholiſche
Chriſten beyſammen ſiht, welche, als ſo viele
Oel-Zweiglein eine Cron um ſeinen Göttli-
chen Opfer-Tiſch herum machen. Wo immer
der Leichnam ſeyn wird, allda werden ſich
auch die Adler verſammlen.
Und dieſes ſein
Wohlgefallen hat der HErr auch unterweilen

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[214/0251] Betrachtungen ſtem Grund des bußfertigen Hertzens, und alſo tratten ſie zu dem Allerheiligſten Abendmahl. Indeſſen bliebe dieſer edle Sünder allein in dem Stuhl. Da wurde er auf einmahl von GOtt alſo erleuchtet, daß er bitterlich zu wey- nen angefangen, und ſich ſelbſt alſo angeredt: So bin ich dann allein bey ſo heliger Ver- ſammlung der Judas? Solte ich mich dann nicht ſchämen, in der Welt zu erſcheinen? Seynd dann dieſe nicht, wer ich bin? gleichwohl ſeynd ſie ſo fromm. Nur ich allein bin ſo gottlos, und laſterhafft? Ach mein GOtt! ich will nicht mehr derjenige ſeyn, ſo ich geweſen. Als die- ſes vorbey, wartete er, bis alle ſich hinweg be- geben. Warffe ſich ſodann ſeuffzend zu denen Füſſen des obernannten Seelſorgers, beichtete reumüthig ſeine Sünden, lebt, und ſtirbt nach- mahls Chriſtlich... Sihe, was das gute Beyſpihl der offentlichen Andacht nutzt, wie durch ſo allgemeine Andachten, und zarte An- muthungen andern ebenfalls zur Andacht eine heylſame Ermahnung gegeben werde.... Endlichen ſolle uns darzu aufmuntern das ſonderbare Wohlgefallen, ſo JEſus daran ſchöpfft, wenn er ſo viele, gute Catholiſche Chriſten beyſammen ſiht, welche, als ſo viele Oel-Zweiglein eine Cron um ſeinen Göttli- chen Opfer-Tiſch herum machen. Wo immer der Leichnam ſeyn wird, allda werden ſich auch die Adler verſammlen. Und dieſes ſein Wohlgefallen hat der HErr auch unterweilen mit

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/251>, abgerufen am 25.11.2024.