Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. bey würcklicher Nüssung mit brinneyfrigemZusprechen aufmuntern, und die Christ-Ca- tholische Seelen entzünden. Zweytens/ wei- len die Christliche Eingezogenheit, und heiliges Beyspihl einiger auch andere bewegt, mit glei- cher Andacht den HErrn zu empfangen. Da muß ich erzehlen, was sich vor wenig Jahren zu Neapel zugetragen: Es ware allda ein Hoch- Edler, aber lasterhaffter Mann, so wegen fleischlichen Sünden der gantzen Stadt zu ei- ner Aergernus geworden. Als dieses ein eyfri- ger Geist-Mann, der Gesellschafft JEsu/ und Vorsteher einer vornehmen Versammlung er- fahren, gedachte er auf Mittel und Weeg, die- se Seel zu gewinnen. Dahero dann ladete er ihne sehr offt auf das höflichste in die soge- nannte Congregation der studirenden Jugend ein. Er versprache offt zu erscheinen; allein er kame niemahl. Endlichen, weilen er sein gegebenes Wort mit Ehren nicht zuruck ziehen konnte, entschlosse er sich zu kommen. Nun geschahe es, daß er eben an einem Tag ankom- men, an deme die verleibte Mitglieder wegen vorgefallenem Frauen-Tag in grosser Anzahl zu GOttes Tisch giengen. Nach geendigter hei- ligen Meß machten sich alle aus ihren Bäncken hervor, und tratten mit grosser Andacht zu dem Göttlichen Opfer-Tisch. Sie neigten das Haupt auf die Erden, hebten die Händ auf; aus denen reumüthigen Augen flossen einigen häuffige Zäher: andere seuffzeten aus inner- stem O 3
Von dem H. Altars-Sacrament. bey würcklicher Nüſſung mit brinneyfrigemZuſprechen aufmuntern, und die Chriſt-Ca- tholiſche Seelen entzünden. Zweytens/ wei- len die Chriſtliche Eingezogenheit, und heiliges Beyſpihl einiger auch andere bewegt, mit glei- cher Andacht den HErrn zu empfangen. Da muß ich erzehlen, was ſich vor wenig Jahren zu Neapel zugetragen: Es ware allda ein Hoch- Edler, aber laſterhaffter Mann, ſo wegen fleiſchlichen Sünden der gantzen Stadt zu ei- ner Aergernus geworden. Als dieſes ein eyfri- ger Geiſt-Mann, der Geſellſchafft JEſu/ und Vorſteher einer vornehmen Verſammlung er- fahren, gedachte er auf Mittel und Weeg, die- ſe Seel zu gewinnen. Dahero dann ladete er ihne ſehr offt auf das höflichſte in die ſoge- nannte Congregation der ſtudirenden Jugend ein. Er verſprache offt zu erſcheinen; allein er kame niemahl. Endlichen, weilen er ſein gegebenes Wort mit Ehren nicht zuruck ziehen konnte, entſchloſſe er ſich zu kommen. Nun geſchahe es, daß er eben an einem Tag ankom- men, an deme die verleibte Mitglieder wegen vorgefallenem Frauen-Tag in groſſer Anzahl zu GOttes Tiſch giengen. Nach geendigter hei- ligen Meß machten ſich alle aus ihren Bäncken hervor, und tratten mit groſſer Andacht zu dem Göttlichen Opfer-Tiſch. Sie neigten das Haupt auf die Erden, hebten die Händ auf; aus denen reumüthigen Augen floſſen einigen häuffige Zäher: andere ſeuffzeten aus inner- ſtem O 3
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Von dem H. Altars-Sacrament.
bey würcklicher Nüſſung mit brinneyfrigem
Zuſprechen aufmuntern, und die Chriſt-Ca-
tholiſche Seelen entzünden. Zweytens/ wei-
len die Chriſtliche Eingezogenheit, und heiliges
Beyſpihl einiger auch andere bewegt, mit glei-
cher Andacht den HErrn zu empfangen. Da
muß ich erzehlen, was ſich vor wenig Jahren zu
Neapel zugetragen: Es ware allda ein Hoch-
Edler, aber laſterhaffter Mann, ſo wegen
fleiſchlichen Sünden der gantzen Stadt zu ei-
ner Aergernus geworden. Als dieſes ein eyfri-
ger Geiſt-Mann, der Geſellſchafft JEſu/ und
Vorſteher einer vornehmen Verſammlung er-
fahren, gedachte er auf Mittel und Weeg, die-
ſe Seel zu gewinnen. Dahero dann ladete
er ihne ſehr offt auf das höflichſte in die ſoge-
nannte Congregation der ſtudirenden Jugend
ein. Er verſprache offt zu erſcheinen; allein
er kame niemahl. Endlichen, weilen er ſein
gegebenes Wort mit Ehren nicht zuruck ziehen
konnte, entſchloſſe er ſich zu kommen. Nun
geſchahe es, daß er eben an einem Tag ankom-
men, an deme die verleibte Mitglieder wegen
vorgefallenem Frauen-Tag in groſſer Anzahl
zu GOttes Tiſch giengen. Nach geendigter hei-
ligen Meß machten ſich alle aus ihren Bäncken
hervor, und tratten mit groſſer Andacht zu dem
Göttlichen Opfer-Tiſch. Sie neigten das
Haupt auf die Erden, hebten die Händ auf;
aus denen reumüthigen Augen floſſen einigen
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