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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
nachdeme es seine Sünden gebeichtet, und eines
reinen Hertzen ist, gleichsam zu unschuldigen
Kindern wird. Auf dem Göttlichen Opfer-
Tisch wird kein abgeschabtes Bus-Kleid, son-
dern GOtt selbst gesetzt; unter der Geheimnus-
vollen Brods-Gestalt ist verborgen der eintzige
Mittler bey seinem himmlischen Vatter. So
bleibt dann also wahr, daß das offentliche all-
gemeine Kirchen-Gebett der Rechtglaubigen
Christen GOtt einen angenehmen Gewalt an-
thue, daß er gleichsam muß erhören, wie der
uhralte Tertullianus lehrt.

Wir lesen in dem Buch der Esther am er-
sten Capitel, daß der König Asuerus, die
Schätz/ und Herrlichkeit seines Reichs/ die
Grösse/ und Prahlerey seiner Macht, zu zei-
gen/ das gantze Volck in der Stadt Susan
von dem grösten bis zu dem kleinsten einge-
laden zu einer recht Königlichen Mahlzeit.

Eben also seynd zu dem Allerheiligsten Abend-
mahl des zarten Fronleichnams, so uns der
HErr auf seinem Göttlichen Opfer-Tisch durch
Zuthuung der Priesterlichen Wort zubereitet,
alle wahrglaubige Christen, nicht nur die from-
me, und heilige, sondern auch mangel- und
presthaffte, reumüthige Sünder, laue und kal-
te Christen eingeladen; weilen GOtt allda ei-
nen grossen Pracht seiner ohnendlichen Güte,
und Barmhertzigkeit zeigen will, indeme er all
und jeden, ohne eintzige Ausnahm überflüßige
Gnaden zu reichen, bereitet. Ja in Betrach-

tung
O 2

Von dem H. Altars-Sacrament.
nachdeme es ſeine Sünden gebeichtet, und eines
reinen Hertzen iſt, gleichſam zu unſchuldigen
Kindern wird. Auf dem Göttlichen Opfer-
Tiſch wird kein abgeſchabtes Bus-Kleid, ſon-
dern GOtt ſelbſt geſetzt; unter der Geheimnus-
vollen Brods-Geſtalt iſt verborgen der eintzige
Mittler bey ſeinem himmliſchen Vatter. So
bleibt dann alſo wahr, daß das offentliche all-
gemeine Kirchen-Gebett der Rechtglaubigen
Chriſten GOtt einen angenehmen Gewalt an-
thue, daß er gleichſam muß erhören, wie der
uhralte Tertullianus lehrt.

Wir leſen in dem Buch der Eſther am er-
ſten Capitel, daß der König Aſuerus, die
Schätz/ und Herrlichkeit ſeines Reichs/ die
Gröſſe/ und Prahlerey ſeiner Macht, zu zei-
gen/ das gantze Volck in der Stadt Suſan
von dem gröſten bis zu dem kleinſten einge-
laden zu einer recht Königlichen Mahlzeit.

Eben alſo ſeynd zu dem Allerheiligſten Abend-
mahl des zarten Fronleichnams, ſo uns der
HErr auf ſeinem Göttlichen Opfer-Tiſch durch
Zuthuung der Prieſterlichen Wort zubereitet,
alle wahrglaubige Chriſten, nicht nur die from-
me, und heilige, ſondern auch mangel- und
preſthaffte, reumüthige Sünder, laue und kal-
te Chriſten eingeladen; weilen GOtt allda ei-
nen groſſen Pracht ſeiner ohnendlichen Güte,
und Barmhertzigkeit zeigen will, indeme er all
und jeden, ohne eintzige Ausnahm überflüßige
Gnaden zu reichen, bereitet. Ja in Betrach-

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O 2
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[211/0248] Von dem H. Altars-Sacrament. nachdeme es ſeine Sünden gebeichtet, und eines reinen Hertzen iſt, gleichſam zu unſchuldigen Kindern wird. Auf dem Göttlichen Opfer- Tiſch wird kein abgeſchabtes Bus-Kleid, ſon- dern GOtt ſelbſt geſetzt; unter der Geheimnus- vollen Brods-Geſtalt iſt verborgen der eintzige Mittler bey ſeinem himmliſchen Vatter. So bleibt dann alſo wahr, daß das offentliche all- gemeine Kirchen-Gebett der Rechtglaubigen Chriſten GOtt einen angenehmen Gewalt an- thue, daß er gleichſam muß erhören, wie der uhralte Tertullianus lehrt. Wir leſen in dem Buch der Eſther am er- ſten Capitel, daß der König Aſuerus, die Schätz/ und Herrlichkeit ſeines Reichs/ die Gröſſe/ und Prahlerey ſeiner Macht, zu zei- gen/ das gantze Volck in der Stadt Suſan von dem gröſten bis zu dem kleinſten einge- laden zu einer recht Königlichen Mahlzeit. Eben alſo ſeynd zu dem Allerheiligſten Abend- mahl des zarten Fronleichnams, ſo uns der HErr auf ſeinem Göttlichen Opfer-Tiſch durch Zuthuung der Prieſterlichen Wort zubereitet, alle wahrglaubige Chriſten, nicht nur die from- me, und heilige, ſondern auch mangel- und preſthaffte, reumüthige Sünder, laue und kal- te Chriſten eingeladen; weilen GOtt allda ei- nen groſſen Pracht ſeiner ohnendlichen Güte, und Barmhertzigkeit zeigen will, indeme er all und jeden, ohne eintzige Ausnahm überflüßige Gnaden zu reichen, bereitet. Ja in Betrach- tung O 2

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/248>, abgerufen am 23.11.2024.