Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. ihme entfernen. Wir müssen aber anjetzo auchauf jene so herrliche Vortheil kommen, welche uns aus öffters genossenem Abendmahl zukommen. Und wer wird aber da wohl können genung an Tag legen, was geistlich- und übernatürli- cher Seelen-Nutzen denen guten und bösen Catholischen daraus erwachse? Jener kluge Staats-Mann bey dem heydnischen Sitten- Lehrer zu Rom, dem Seneca, lehrt in seinem 47. Send-Schreiben, und rathet, man solle alle zu Gast laden, so wohl Freund, als Feind, so wohl würdige, als jene, so es nicht verdie- nen. Warum aber das? weilen jene, so die Einladung verdienen, derselben würdig, die an- dere aber, wenn sie seine Höflichkeit sehen, sich würdig zu machen, nicht unterlassen werden: Einige nehmen mit dir das Abendmahl ein/ weil sie dessen würdig seyn; andere/ damit sie dessen würdig werden. Auf eine weit bessere Art ladet JEsus zu seinem Göttlichen Opfer-Tisch die frömste Heilige ein; weilen sie es vor all andern verdienen; Er ladet aber auch zugleich die laue, kaltsinnige Affter-Christen ein, auf daß sie sich mit denen Gnaden, so sie da empfangen, selber würdig machen. O wie werden nicht fromme Seelen durch öfftere Em- pfahung dieses Gnad-Lieb- und Wunder-vollen Geheimnus angeeyfert? und die Unvollkom- mene vollkommen gemacht! Der Heil. Am- brosius sagte von sich selbsten L. 4. de Sacr. c. 6. Ich muß das himmlische Engel-Brod alle
Von dem H. Altars-Sacrament. ihme entfernen. Wir müſſen aber anjetzo auchauf jene ſo herrliche Vortheil kom̃en, welche uns aus öffters genoſſenem Abendmahl zukommen. Und wer wird aber da wohl können genung an Tag legen, was geiſtlich- und übernatürli- cher Seelen-Nutzen denen guten und böſen Catholiſchen daraus erwachſe? Jener kluge Staats-Mann bey dem heydniſchen Sitten- Lehrer zu Rom, dem Seneca, lehrt in ſeinem 47. Send-Schreiben, und rathet, man ſolle alle zu Gaſt laden, ſo wohl Freund, als Feind, ſo wohl würdige, als jene, ſo es nicht verdie- nen. Warum aber das? weilen jene, ſo die Einladung verdienen, derſelben würdig, die an- dere aber, wenn ſie ſeine Höflichkeit ſehen, ſich würdig zu machen, nicht unterlaſſen werden: Einige nehmen mit dir das Abendmahl ein/ weil ſie deſſen würdig ſeyn; andere/ damit ſie deſſen würdig werden. Auf eine weit beſſere Art ladet JEſus zu ſeinem Göttlichen Opfer-Tiſch die frömſte Heilige ein; weilen ſie es vor all andern verdienen; Er ladet aber auch zugleich die laue, kaltſinnige Affter-Chriſten ein, auf daß ſie ſich mit denen Gnaden, ſo ſie da empfangen, ſelber würdig machen. O wie werden nicht fromme Seelen durch öfftere Em- pfahung dieſes Gnad-Lieb- und Wunder-vollen Geheimnus angeeyfert? und die Unvollkom- mene vollkommen gemacht! Der Heil. Am- broſius ſagte von ſich ſelbſten L. 4. de Sacr. c. 6. Ich muß das himmliſche Engel-Brod alle
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Von dem H. Altars-Sacrament.
ihme entfernen. Wir müſſen aber anjetzo auch
auf jene ſo herrliche Vortheil kom̃en, welche uns
aus öffters genoſſenem Abendmahl zukommen.
Und wer wird aber da wohl können genung
an Tag legen, was geiſtlich- und übernatürli-
cher Seelen-Nutzen denen guten und böſen
Catholiſchen daraus erwachſe? Jener kluge
Staats-Mann bey dem heydniſchen Sitten-
Lehrer zu Rom, dem Seneca, lehrt in ſeinem
47. Send-Schreiben, und rathet, man ſolle
alle zu Gaſt laden, ſo wohl Freund, als Feind,
ſo wohl würdige, als jene, ſo es nicht verdie-
nen. Warum aber das? weilen jene, ſo die
Einladung verdienen, derſelben würdig, die an-
dere aber, wenn ſie ſeine Höflichkeit ſehen, ſich
würdig zu machen, nicht unterlaſſen werden:
Einige nehmen mit dir das Abendmahl ein/
weil ſie deſſen würdig ſeyn; andere/ damit
ſie deſſen würdig werden. Auf eine weit
beſſere Art ladet JEſus zu ſeinem Göttlichen
Opfer-Tiſch die frömſte Heilige ein; weilen ſie
es vor all andern verdienen; Er ladet aber auch
zugleich die laue, kaltſinnige Affter-Chriſten
ein, auf daß ſie ſich mit denen Gnaden, ſo ſie
da empfangen, ſelber würdig machen. O wie
werden nicht fromme Seelen durch öfftere Em-
pfahung dieſes Gnad-Lieb- und Wunder-vollen
Geheimnus angeeyfert? und die Unvollkom-
mene vollkommen gemacht! Der Heil. Am-
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