Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. gen Sünden-Schmertz gantz bleich, unddieser Schmertzen zernaget mein buß- fertiges Hertz. Wem kunte wohl eine solche Gottloßigkeit zu Sinnen kom- men, daß, da ein ohnendlich-gütiger GOtt zu einem Menschen durch- und in dieser Göttlichen Seelen-Speis ein- gehet, dieser Gottlose in eben diesem Augenblick durch eine GOtts-rauberi- sche Nüssung selben beleydige, und sich des Lasters der beleydigten Göttlichen Majestät schuldig mache, und den Hey- land wieder auf ein neues weit gottlo- ser, als die verruchte Juden, creutzige? O GOtt! was Vermessenheit! wir wissen, daß die Liebe eine schuldige Ge- gen-Liebe erheische; also zwar, daß so gar die Vernufft-lose Thier solche Schuldigkeit erkennen. Warum solle dann GOtt nicht solches Gesatz ver- dienen, daß, da er den Menschen so ohnaussprechlich liebt, von ihme hin- gegen nicht solte geliebt werden; also zwar, daß dieser ihne zur-oder an statt der schuldigen Dancksagung, und Ge- gen-Liebe für so ohnzahlbare Gnad- und N 2
Von dem H. Altars-Sacrament. gen Sünden-Schmertz gantz bleich, unddieſer Schmertzen zernaget mein buß- fertiges Hertz. Wem kunte wohl eine ſolche Gottloßigkeit zu Sinnen kom- men, daß, da ein ohnendlich-gütiger GOtt zu einem Menſchen durch- und in dieſer Göttlichen Seelen-Speis ein- gehet, dieſer Gottloſe in eben dieſem Augenblick durch eine GOtts-rauberi- ſche Nüſſung ſelben beleydige, und ſich des Laſters der beleydigten Göttlichen Majeſtät ſchuldig mache, und den Hey- land wieder auf ein neues weit gottlo- ſer, als die verruchte Juden, creutzige? O GOtt! was Vermeſſenheit! wir wiſſen, daß die Liebe eine ſchuldige Ge- gen-Liebe erheiſche; alſo zwar, daß ſo gar die Vernufft-loſe Thier ſolche Schuldigkeit erkennen. Warum ſolle dann GOtt nicht ſolches Geſatz ver- dienen, daß, da er den Menſchen ſo ohnausſprechlich liebt, von ihme hin- gegen nicht ſolte geliebt werden; alſo zwar, daß dieſer ihne zur-oder an ſtatt der ſchuldigen Danckſagung, und Ge- gen-Liebe für ſo ohnzahlbare Gnad- und N 2
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Von dem H. Altars-Sacrament.
gen Sünden-Schmertz gantz bleich, und
dieſer Schmertzen zernaget mein buß-
fertiges Hertz. Wem kunte wohl eine
ſolche Gottloßigkeit zu Sinnen kom-
men, daß, da ein ohnendlich-gütiger
GOtt zu einem Menſchen durch- und
in dieſer Göttlichen Seelen-Speis ein-
gehet, dieſer Gottloſe in eben dieſem
Augenblick durch eine GOtts-rauberi-
ſche Nüſſung ſelben beleydige, und ſich
des Laſters der beleydigten Göttlichen
Majeſtät ſchuldig mache, und den Hey-
land wieder auf ein neues weit gottlo-
ſer, als die verruchte Juden, creutzige?
O GOtt! was Vermeſſenheit! wir
wiſſen, daß die Liebe eine ſchuldige Ge-
gen-Liebe erheiſche; alſo zwar, daß ſo
gar die Vernufft-loſe Thier ſolche
Schuldigkeit erkennen. Warum ſolle
dann GOtt nicht ſolches Geſatz ver-
dienen, daß, da er den Menſchen ſo
ohnausſprechlich liebt, von ihme hin-
gegen nicht ſolte geliebt werden; alſo
zwar, daß dieſer ihne zur-oder an ſtatt
der ſchuldigen Danckſagung, und Ge-
gen-Liebe für ſo ohnzahlbare Gnad-
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