Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. verwandelte Brod in ein kostbares Trüchlein,legten es einem zahm-gemachten Maulthier auf; liessen dieses lauffen, wohin es wolte, mit dem Beding, daß, wo das Thier selbst still ste- he, da solte der allerheiligste Schatz verbleiben. Das Thier gienge zu erst, hinter ihme der Priester mit brinnender Kertzen, sodann die Soldaten. Wo sie durchgiengen, machten sich die Geistliche, nebst dem Volck, aus denen Dörfferen heraus, singten dem gegenwärtigen Heyland Lobsprüch ab, und warffen dem Thier das beste Futter vor, selbes an sich zu locken, und haltend zu machen. Allein es hielte nicht still, bis es zu Daroca angelangt, da es durch die Thür in ein Spital eingegangen, und nicht mehr weiters gebracht worden. Kaum als es daselbst in die Kirchen eingetretten, warffe es sich auf die Knie zur Erden, und starbe gantz sanfft dahin; dardurch zu verstehen zu geben, daß es, nachdeme es GOtt selbst auf sich getra- gen, zu keinem anderen Gebrauch der Men- schen mehr anzuwenden. Also verbliebe dann dieser ohnschätzbare Von dem H. Altars-Sacrament. verwandelte Brod in ein koſtbares Trüchlein,legten es einem zahm-gemachten Maulthier auf; lieſſen dieſes lauffen, wohin es wolte, mit dem Beding, daß, wo das Thier ſelbſt ſtill ſte- he, da ſolte der allerheiligſte Schatz verbleiben. Das Thier gienge zu erſt, hinter ihme der Prieſter mit brinnender Kertzen, ſodann die Soldaten. Wo ſie durchgiengen, machten ſich die Geiſtliche, nebſt dem Volck, aus denen Dörfferen heraus, ſingten dem gegenwärtigen Heyland Lobſprüch ab, und warffen dem Thier das beſte Futter vor, ſelbes an ſich zu locken, und haltend zu machen. Allein es hielte nicht ſtill, bis es zu Daroca angelangt, da es durch die Thür in ein Spital eingegangen, und nicht mehr weiters gebracht worden. Kaum als es daſelbſt in die Kirchen eingetretten, warffe es ſich auf die Knie zur Erden, und ſtarbe gantz ſanfft dahin; dardurch zu verſtehen zu geben, daß es, nachdeme es GOtt ſelbſt auf ſich getra- gen, zu keinem anderen Gebrauch der Men- ſchen mehr anzuwenden. Alſo verbliebe dann dieſer ohnſchätzbare <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0210" n="173"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/> verwandelte Brod in ein koſtbares Trüchlein,<lb/> legten es einem zahm-gemachten Maulthier<lb/> auf; lieſſen dieſes lauffen, wohin es wolte, mit<lb/> dem Beding, daß, wo das Thier ſelbſt ſtill ſte-<lb/> he, da ſolte der allerheiligſte Schatz verbleiben.<lb/> Das Thier gienge zu erſt, hinter ihme der<lb/> Prieſter mit brinnender Kertzen, ſodann die<lb/> Soldaten. Wo ſie durchgiengen, machten<lb/> ſich die Geiſtliche, nebſt dem Volck, aus denen<lb/> Dörfferen heraus, ſingten dem gegenwärtigen<lb/> Heyland Lobſprüch ab, und warffen dem Thier<lb/> das beſte Futter vor, ſelbes an ſich zu locken,<lb/> und haltend zu machen. Allein es hielte nicht<lb/> ſtill, bis es zu <hi rendition="#aq">Daroca</hi> angelangt, da es durch<lb/> die Thür in ein Spital eingegangen, und nicht<lb/> mehr weiters gebracht worden. Kaum als es<lb/> daſelbſt in die Kirchen eingetretten, warffe es<lb/> ſich auf die Knie zur Erden, und ſtarbe gantz<lb/> ſanfft dahin; dardurch zu verſtehen zu geben,<lb/> daß es, nachdeme es GOtt ſelbſt auf ſich getra-<lb/> gen, zu keinem anderen Gebrauch der Men-<lb/> ſchen mehr anzuwenden.</p><lb/> <p>Alſo verbliebe dann dieſer ohnſchätzbare<lb/> Schatz in der Kirch zu <hi rendition="#aq">Daroca,</hi> wohin ſich<lb/> nachmahls groſſe Herren und Könige begeben.<lb/><hi rendition="#aq">Urbanus,</hi> der Sechſte dieſes Nahmens, Stadt-<lb/> halter Chriſti zu Rom, ſchickte eine Geſandt-<lb/> ſchafft dahin, ihme davon eine wahrhaffte<lb/> Nachricht zu überbringen. Nachmahls hat<lb/> er jenen, ſo ſich dahin begeben werden, groſſe<lb/> Abläß ertheilt. Es iſt auch <hi rendition="#aq">Carolus</hi> der Fünff-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0210]
Von dem H. Altars-Sacrament.
verwandelte Brod in ein koſtbares Trüchlein,
legten es einem zahm-gemachten Maulthier
auf; lieſſen dieſes lauffen, wohin es wolte, mit
dem Beding, daß, wo das Thier ſelbſt ſtill ſte-
he, da ſolte der allerheiligſte Schatz verbleiben.
Das Thier gienge zu erſt, hinter ihme der
Prieſter mit brinnender Kertzen, ſodann die
Soldaten. Wo ſie durchgiengen, machten
ſich die Geiſtliche, nebſt dem Volck, aus denen
Dörfferen heraus, ſingten dem gegenwärtigen
Heyland Lobſprüch ab, und warffen dem Thier
das beſte Futter vor, ſelbes an ſich zu locken,
und haltend zu machen. Allein es hielte nicht
ſtill, bis es zu Daroca angelangt, da es durch
die Thür in ein Spital eingegangen, und nicht
mehr weiters gebracht worden. Kaum als es
daſelbſt in die Kirchen eingetretten, warffe es
ſich auf die Knie zur Erden, und ſtarbe gantz
ſanfft dahin; dardurch zu verſtehen zu geben,
daß es, nachdeme es GOtt ſelbſt auf ſich getra-
gen, zu keinem anderen Gebrauch der Men-
ſchen mehr anzuwenden.
Alſo verbliebe dann dieſer ohnſchätzbare
Schatz in der Kirch zu Daroca, wohin ſich
nachmahls groſſe Herren und Könige begeben.
Urbanus, der Sechſte dieſes Nahmens, Stadt-
halter Chriſti zu Rom, ſchickte eine Geſandt-
ſchafft dahin, ihme davon eine wahrhaffte
Nachricht zu überbringen. Nachmahls hat
er jenen, ſo ſich dahin begeben werden, groſſe
Abläß ertheilt. Es iſt auch Carolus der Fünff-
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