Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen

Da sie nun mitten in so heiligen Geschäff-
ten waren, kamen die Schwartze, nachdeme
sie sich so viel, als möglich, versammelt, wieder
zuruck. Sie fiengen den Streit wieder auf
ein neues an; allein die Christen von dem
Wunder, so sie an denen heiligen Hostien sa-
hen, wurden noch mehr angefrischt; befahlen
dem Priester, daß er selbe aus der Leinwad in
die Höhe heben möchte; daß auch die wilde
Unmenschen solche sehen könnten. Worauf
dann die Christen ausgefallen, und ein solches
Metzlen angefangen, daß die gantze Gegend
mit todten Leiberen, und vergossenem Blut an-
gefüllt worden; nach geendigtem Streit tha-
ten sie gegen dem Hochwürdigen Gut ihre
schuldige Dancksagung abstatten.

Da dieses vorbey, entstunde unter denen
vornehmsten Kriegs-Männeren ein Streit;
wohin man endlich das verwandlete allerhei-
ligste Brod bringen solte; massen ein jeder
sein Vatterland damit beglücken wolte. Da-
hero der vornehmste darunter den weisen
Rathschluß ertheilt, man müsse den Willen
GOttes hierinnfalls erforschen. Da gescha-
he es dann, daß nach dreymal geworffenem
Loos, die Sach zu Gunst Daroca, als dem
Vatterland des Priesters, der diese Brod ge-
seegnet, ausgefallen.

Allein die übrige waren darmit nicht zu-
frieden; dahero nahmen sie überdas folgen-
des vor: Sie verschlossen die geseegnete und

ver-
Betrachtungen

Da ſie nun mitten in ſo heiligen Geſchäff-
ten waren, kamen die Schwartze, nachdeme
ſie ſich ſo viel, als möglich, verſammelt, wieder
zuruck. Sie fiengen den Streit wieder auf
ein neues an; allein die Chriſten von dem
Wunder, ſo ſie an denen heiligen Hoſtien ſa-
hen, wurden noch mehr angefriſcht; befahlen
dem Prieſter, daß er ſelbe aus der Leinwad in
die Höhe heben möchte; daß auch die wilde
Unmenſchen ſolche ſehen könnten. Worauf
dann die Chriſten ausgefallen, und ein ſolches
Metzlen angefangen, daß die gantze Gegend
mit todten Leiberen, und vergoſſenem Blut an-
gefüllt worden; nach geendigtem Streit tha-
ten ſie gegen dem Hochwürdigen Gut ihre
ſchuldige Danckſagung abſtatten.

Da dieſes vorbey, entſtunde unter denen
vornehmſten Kriegs-Männeren ein Streit;
wohin man endlich das verwandlete allerhei-
ligſte Brod bringen ſolte; maſſen ein jeder
ſein Vatterland damit beglücken wolte. Da-
hero der vornehmſte darunter den weiſen
Rathſchluß ertheilt, man müſſe den Willen
GOttes hierinnfalls erforſchen. Da geſcha-
he es dann, daß nach dreymal geworffenem
Loos, die Sach zu Gunſt Daroca, als dem
Vatterland des Prieſters, der dieſe Brod ge-
ſeegnet, ausgefallen.

Allein die übrige waren darmit nicht zu-
frieden; dahero nahmen ſie überdas folgen-
des vor: Sie verſchloſſen die geſeegnete und

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0209" n="172"/>
            <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
            <p>Da &#x017F;ie nun mitten in &#x017F;o heiligen Ge&#x017F;chäff-<lb/>
ten waren, kamen die Schwartze, nachdeme<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o viel, als möglich, ver&#x017F;ammelt, wieder<lb/>
zuruck. Sie fiengen den Streit wieder auf<lb/>
ein neues an; allein die Chri&#x017F;ten von dem<lb/>
Wunder, &#x017F;o &#x017F;ie an denen heiligen Ho&#x017F;tien &#x017F;a-<lb/>
hen, wurden noch mehr angefri&#x017F;cht; befahlen<lb/>
dem Prie&#x017F;ter, daß er &#x017F;elbe aus der Leinwad in<lb/>
die Höhe heben möchte; daß auch die wilde<lb/>
Unmen&#x017F;chen &#x017F;olche &#x017F;ehen könnten. Worauf<lb/>
dann die Chri&#x017F;ten ausgefallen, und ein &#x017F;olches<lb/>
Metzlen angefangen, daß die gantze Gegend<lb/>
mit todten Leiberen, und vergo&#x017F;&#x017F;enem Blut an-<lb/>
gefüllt worden; nach geendigtem Streit tha-<lb/>
ten &#x017F;ie gegen dem Hochwürdigen Gut ihre<lb/>
&#x017F;chuldige Danck&#x017F;agung ab&#x017F;tatten.</p><lb/>
            <p>Da die&#x017F;es vorbey, ent&#x017F;tunde unter denen<lb/>
vornehm&#x017F;ten Kriegs-Männeren ein Streit;<lb/>
wohin man endlich das verwandlete allerhei-<lb/>
lig&#x017F;te Brod bringen &#x017F;olte; ma&#x017F;&#x017F;en ein jeder<lb/>
&#x017F;ein Vatterland damit beglücken wolte. Da-<lb/>
hero der vornehm&#x017F;te darunter den wei&#x017F;en<lb/>
Rath&#x017F;chluß ertheilt, man mü&#x017F;&#x017F;e den Willen<lb/>
GOttes hierinnfalls erfor&#x017F;chen. Da ge&#x017F;cha-<lb/>
he es dann, daß nach dreymal geworffenem<lb/>
Loos, die Sach zu Gun&#x017F;t <hi rendition="#aq">Daroca,</hi> als dem<lb/>
Vatterland des Prie&#x017F;ters, der die&#x017F;e Brod ge-<lb/>
&#x017F;eegnet, ausgefallen.</p><lb/>
            <p>Allein die übrige waren darmit nicht zu-<lb/>
frieden; dahero nahmen &#x017F;ie überdas folgen-<lb/>
des vor: Sie ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die ge&#x017F;eegnete und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0209] Betrachtungen Da ſie nun mitten in ſo heiligen Geſchäff- ten waren, kamen die Schwartze, nachdeme ſie ſich ſo viel, als möglich, verſammelt, wieder zuruck. Sie fiengen den Streit wieder auf ein neues an; allein die Chriſten von dem Wunder, ſo ſie an denen heiligen Hoſtien ſa- hen, wurden noch mehr angefriſcht; befahlen dem Prieſter, daß er ſelbe aus der Leinwad in die Höhe heben möchte; daß auch die wilde Unmenſchen ſolche ſehen könnten. Worauf dann die Chriſten ausgefallen, und ein ſolches Metzlen angefangen, daß die gantze Gegend mit todten Leiberen, und vergoſſenem Blut an- gefüllt worden; nach geendigtem Streit tha- ten ſie gegen dem Hochwürdigen Gut ihre ſchuldige Danckſagung abſtatten. Da dieſes vorbey, entſtunde unter denen vornehmſten Kriegs-Männeren ein Streit; wohin man endlich das verwandlete allerhei- ligſte Brod bringen ſolte; maſſen ein jeder ſein Vatterland damit beglücken wolte. Da- hero der vornehmſte darunter den weiſen Rathſchluß ertheilt, man müſſe den Willen GOttes hierinnfalls erforſchen. Da geſcha- he es dann, daß nach dreymal geworffenem Loos, die Sach zu Gunſt Daroca, als dem Vatterland des Prieſters, der dieſe Brod ge- ſeegnet, ausgefallen. Allein die übrige waren darmit nicht zu- frieden; dahero nahmen ſie überdas folgen- des vor: Sie verſchloſſen die geſeegnete und ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/209
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/209>, abgerufen am 23.11.2024.