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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
möglich ist. Zudeme sagt der Heil. Thomas
2. 2. q. 106. a. 2. damit die Danckbarkeit
vollkommen, und geziemend seye, muß sie dem
Athmen des Menschen gleichen. Wenn ein
gesunder Mensch athmet, geht aus seinem
Mund so viel Lufft hervor, als seine Lungen
kurtz zuvor aufgefasset hat. Eben also muß
die Grösse der empfangenen Gutthat mit gleich
grosser Dancksagung, und Dienstgeflissenheit
beantwortet werden. Nun was Danck seynd
wir GOtt wegen dem Allerheiligsten Altars-
Geheimnus nicht schuldig; massen es nicht nur
allein grosse, sondern gar ohnermessene Gut-
thaten in sich einschließt? Die Eigenschafften
einer grossen Gutthat seynd, nach Aussag A-
ristotelis 1. Rhet. c.
7. folgende: Wann man
sie einem sehr Dürfftigen erweißt, oder/ wann
man einem sehr grosse Gnaden angedeyen
laßt/ oder sehr schwere Ding ihme zu verrich-
ten hilfft, oder/ wann wir nur einem allein
was Gutes erweisen/ oder einem zu erst/ oder
vor andern allen/ oder einem mehrer, als de-
nen andern allen ins gemeine.
Nun welche
aus diesen ist nicht bey dem heiligen Abend-
mahl? gewißlich alle. Ist hier nicht wahr,
was Augustinus Serm. 26. de verb. Dom.
schreibt: GOtt hat da so viel gewürckt/ daß
der Glauben sich nicht getraut hätte/ so vie-
les zu hoffen.
Wird es dann nicht denen
höchst-Bedürfftigen mitgetheilt? Ernährt diese
Speis des Lebens nicht den Geist, muntert sie

uns

Betrachtungen
möglich iſt. Zudeme ſagt der Heil. Thomas
2. 2. q. 106. a. 2. damit die Danckbarkeit
vollkommen, und geziemend ſeye, muß ſie dem
Athmen des Menſchen gleichen. Wenn ein
geſunder Menſch athmet, geht aus ſeinem
Mund ſo viel Lufft hervor, als ſeine Lungen
kurtz zuvor aufgefaſſet hat. Eben alſo muß
die Gröſſe der empfangenen Gutthat mit gleich
groſſer Danckſagung, und Dienſtgefliſſenheit
beantwortet werden. Nun was Danck ſeynd
wir GOtt wegen dem Allerheiligſten Altars-
Geheimnus nicht ſchuldig; maſſen es nicht nur
allein groſſe, ſondern gar ohnermeſſene Gut-
thaten in ſich einſchließt? Die Eigenſchafften
einer groſſen Gutthat ſeynd, nach Ausſag A-
riſtotelis 1. Rhet. c.
7. folgende: Wann man
ſie einem ſehr Dürfftigen erweißt, oder/ wann
man einem ſehr groſſe Gnaden angedeyen
laßt/ oder ſehr ſchwere Ding ihme zu verrich-
ten hilfft, oder/ wann wir nur einem allein
was Gutes erweiſen/ oder einem zu erſt/ oder
vor andern allen/ oder einem mehrer, als de-
nen andern allen ins gemeine.
Nun welche
aus dieſen iſt nicht bey dem heiligen Abend-
mahl? gewißlich alle. Iſt hier nicht wahr,
was Auguſtinus Serm. 26. de verb. Dom.
ſchreibt: GOtt hat da ſo viel gewürckt/ daß
der Glauben ſich nicht getraut hätte/ ſo vie-
les zu hoffen.
Wird es dann nicht denen
höchſt-Bedürfftigen mitgetheilt? Ernährt dieſe
Speis des Lebens nicht den Geiſt, muntert ſie

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[164/0201] Betrachtungen möglich iſt. Zudeme ſagt der Heil. Thomas 2. 2. q. 106. a. 2. damit die Danckbarkeit vollkommen, und geziemend ſeye, muß ſie dem Athmen des Menſchen gleichen. Wenn ein geſunder Menſch athmet, geht aus ſeinem Mund ſo viel Lufft hervor, als ſeine Lungen kurtz zuvor aufgefaſſet hat. Eben alſo muß die Gröſſe der empfangenen Gutthat mit gleich groſſer Danckſagung, und Dienſtgefliſſenheit beantwortet werden. Nun was Danck ſeynd wir GOtt wegen dem Allerheiligſten Altars- Geheimnus nicht ſchuldig; maſſen es nicht nur allein groſſe, ſondern gar ohnermeſſene Gut- thaten in ſich einſchließt? Die Eigenſchafften einer groſſen Gutthat ſeynd, nach Ausſag A- riſtotelis 1. Rhet. c. 7. folgende: Wann man ſie einem ſehr Dürfftigen erweißt, oder/ wann man einem ſehr groſſe Gnaden angedeyen laßt/ oder ſehr ſchwere Ding ihme zu verrich- ten hilfft, oder/ wann wir nur einem allein was Gutes erweiſen/ oder einem zu erſt/ oder vor andern allen/ oder einem mehrer, als de- nen andern allen ins gemeine. Nun welche aus dieſen iſt nicht bey dem heiligen Abend- mahl? gewißlich alle. Iſt hier nicht wahr, was Auguſtinus Serm. 26. de verb. Dom. ſchreibt: GOtt hat da ſo viel gewürckt/ daß der Glauben ſich nicht getraut hätte/ ſo vie- les zu hoffen. Wird es dann nicht denen höchſt-Bedürfftigen mitgetheilt? Ernährt dieſe Speis des Lebens nicht den Geiſt, muntert ſie uns

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/201>, abgerufen am 22.11.2024.