Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
und grob erzeigt? Kommt etwann ein Mensch
zu mir in meine Wohnung, ach! da weiß ich
nicht Wort genung zu finden, und Dienst-Ge-
flissenheit ihme zu erweissen; Kommt aber GOtt
selbst, geht er in der Gestalt des Brods in mein
Hertz ein, ist selbes Felsen-hart, rauh, und grö-
ber, als eine Aichen. O nicht mehr also, mein
JEsu! ich will ein anderer Mensch, und wah-
rer Christ werden! Ich will künfftighin, als-
bald du zu mir kommen wirst, zu dir, o Hey-
land, mit der Braut in denen Geheimnus-
vollen Liedern des weissen Juden-Königs sa-
gen: Ich habe meinen Liebsten fest gehalten/
und wird ihne nicht mehr von mir lassen..
Bleibe bey uns/ o HErr! dann es will all-
bereits Abend werden.

II.

Ihme höflich dancken. Nur diß al-
lein ist die Art, Weis und Manier, wie sich ein
Armer kan danckbar zeigen. So müssen wir
uns dann auch hierinnen üben; wann wir JE-
sum empfangen. Wiewohlen zwar nach der
Redens-Art der Gottsgelehrten, wann wir
nemlich recht eigenthumlich von der Sach re-
den wollen, niemand GOtt genung danckbar
seyn kan, solte er ihme auch schon den gantzen
Erdboden schencken; weilen die wahre Danck-
barkeit nur mit Darreichung der eigenen Gü-
tern gezeigt wird; da wir dann also kein Ei-
genthum haben; massen alles GOtt gehört,
können wir nur jene Danckbarkeit ausüben,
welche einem elenden, und armen Geschöpf

möglich
L 2

Von dem H. Altars-Sacrament.
und grob erzeigt? Kommt etwann ein Menſch
zu mir in meine Wohnung, ach! da weiß ich
nicht Wort genung zu finden, und Dienſt-Ge-
fliſſenheit ihme zu erweiſſen; Kommt aber GOtt
ſelbſt, geht er in der Geſtalt des Brods in mein
Hertz ein, iſt ſelbes Felſen-hart, rauh, und grö-
ber, als eine Aichen. O nicht mehr alſo, mein
JEſu! ich will ein anderer Menſch, und wah-
rer Chriſt werden! Ich will künfftighin, als-
bald du zu mir kommen wirſt, zu dir, o Hey-
land, mit der Braut in denen Geheimnus-
vollen Liedern des weiſſen Juden-Königs ſa-
gen: Ich habe meinen Liebſten feſt gehalten/
und wird ihne nicht mehr von mir laſſen..
Bleibe bey uns/ o HErr! dann es will all-
bereits Abend werden.

II.

Ihme höflich dancken. Nur diß al-
lein iſt die Art, Weis und Manier, wie ſich ein
Armer kan danckbar zeigen. So müſſen wir
uns dann auch hierinnen üben; wann wir JE-
ſum empfangen. Wiewohlen zwar nach der
Redens-Art der Gottsgelehrten, wann wir
nemlich recht eigenthumlich von der Sach re-
den wollen, niemand GOtt genung danckbar
ſeyn kan, ſolte er ihme auch ſchon den gantzen
Erdboden ſchencken; weilen die wahre Danck-
barkeit nur mit Darreichung der eigenen Gü-
tern gezeigt wird; da wir dann alſo kein Ei-
genthum haben; maſſen alles GOtt gehört,
können wir nur jene Danckbarkeit ausüben,
welche einem elenden, und armen Geſchöpf

möglich
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0200" n="163"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
und grob erzeigt? Kommt etwann ein Men&#x017F;ch<lb/>
zu mir in meine Wohnung, ach! da weiß ich<lb/>
nicht Wort genung zu finden, und Dien&#x017F;t-Ge-<lb/>
fli&#x017F;&#x017F;enheit ihme zu erwei&#x017F;&#x017F;en; Kommt aber GOtt<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, geht er in der Ge&#x017F;talt des Brods in mein<lb/>
Hertz ein, i&#x017F;t &#x017F;elbes Fel&#x017F;en-hart, rauh, und grö-<lb/>
ber, als eine Aichen. O nicht mehr al&#x017F;o, mein<lb/>
JE&#x017F;u! ich will ein anderer Men&#x017F;ch, und wah-<lb/>
rer Chri&#x017F;t werden! Ich will künfftighin, als-<lb/>
bald du zu mir kommen wir&#x017F;t, zu dir, o Hey-<lb/>
land, mit der Braut in denen Geheimnus-<lb/>
vollen Liedern des wei&#x017F;&#x017F;en Juden-Königs &#x017F;a-<lb/>
gen: <hi rendition="#fr">Ich habe meinen Lieb&#x017F;ten fe&#x017F;t gehalten/<lb/>
und wird ihne nicht mehr von mir la&#x017F;&#x017F;en..<lb/>
Bleibe bey uns/ o HErr! dann es will all-<lb/>
bereits Abend werden.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ihme höflich dancken.</hi> Nur diß al-<lb/>
lein i&#x017F;t die Art, Weis und Manier, wie &#x017F;ich ein<lb/>
Armer kan danckbar zeigen. So mü&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
uns dann auch hierinnen üben; wann wir JE-<lb/>
&#x017F;um empfangen. Wiewohlen zwar nach der<lb/>
Redens-Art der Gottsgelehrten, wann wir<lb/>
nemlich recht eigenthumlich von der Sach re-<lb/>
den wollen, niemand GOtt genung danckbar<lb/>
&#x017F;eyn kan, &#x017F;olte er ihme auch &#x017F;chon den gantzen<lb/>
Erdboden &#x017F;chencken; weilen die wahre Danck-<lb/>
barkeit nur mit Darreichung der eigenen Gü-<lb/>
tern gezeigt wird; da wir dann al&#x017F;o kein Ei-<lb/>
genthum haben; ma&#x017F;&#x017F;en alles GOtt gehört,<lb/>
können wir nur jene Danckbarkeit ausüben,<lb/>
welche einem elenden, und armen Ge&#x017F;chöpf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">möglich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0200] Von dem H. Altars-Sacrament. und grob erzeigt? Kommt etwann ein Menſch zu mir in meine Wohnung, ach! da weiß ich nicht Wort genung zu finden, und Dienſt-Ge- fliſſenheit ihme zu erweiſſen; Kommt aber GOtt ſelbſt, geht er in der Geſtalt des Brods in mein Hertz ein, iſt ſelbes Felſen-hart, rauh, und grö- ber, als eine Aichen. O nicht mehr alſo, mein JEſu! ich will ein anderer Menſch, und wah- rer Chriſt werden! Ich will künfftighin, als- bald du zu mir kommen wirſt, zu dir, o Hey- land, mit der Braut in denen Geheimnus- vollen Liedern des weiſſen Juden-Königs ſa- gen: Ich habe meinen Liebſten feſt gehalten/ und wird ihne nicht mehr von mir laſſen.. Bleibe bey uns/ o HErr! dann es will all- bereits Abend werden. II. Ihme höflich dancken. Nur diß al- lein iſt die Art, Weis und Manier, wie ſich ein Armer kan danckbar zeigen. So müſſen wir uns dann auch hierinnen üben; wann wir JE- ſum empfangen. Wiewohlen zwar nach der Redens-Art der Gottsgelehrten, wann wir nemlich recht eigenthumlich von der Sach re- den wollen, niemand GOtt genung danckbar ſeyn kan, ſolte er ihme auch ſchon den gantzen Erdboden ſchencken; weilen die wahre Danck- barkeit nur mit Darreichung der eigenen Gü- tern gezeigt wird; da wir dann alſo kein Ei- genthum haben; maſſen alles GOtt gehört, können wir nur jene Danckbarkeit ausüben, welche einem elenden, und armen Geſchöpf möglich L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/200
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/200>, abgerufen am 25.11.2024.