heilige Messen lase, wurde seine Seel nach der dritten Communion mit so grosser, geistlicher Süßigkeit ersättiget, daß er den gantzen Tag nicht das mindeste verkosten kunte; Dahero erfahrte er in der That jenes, was ihme zuvor sein Beicht-Kind vorgesagt. Als sie ihne nach- mahls angetroffen, sagte sie: Ach! ich erfrene mich sehr/ daß Euer Ehrwürden/ da sie mei- ne Speiß genossen/ eben jenes/ was ich/ er- fahren haben.
Ein anders mahl knyete sie vor dem Altar diese Speiß zu empfangen; allein es ware kein Priester da. Alsbald machte der Erlöser, ihr brinneyfriges Verlangen zu trösten, daß ein hell-leuchtendes Wölcklein aus dem Tabernacul hervor gienge; dieses stunde erstens auf ihrem Haupt fest, begosse sie mit einem himmlischen Thau; nachmahls stiege es herab, umgabe sie, und legte ihr das Kind JEsus in die Hän- de. Sie nahme es, küßte es auf das zärtlichste. Allein, mit diesem nicht zufrieden, weilen sie sich mit ihme auf das innerste zu vereinigen suchte; veränderte das Göttliche Kind, ihr zu willfah- ren, seine Gestalt in eine Brods-Gestalt. Als sie solche Hostien in ihren Händen sahe, ohne sich zu verweylen, speißte sie sich selbst darmit, und vereinigte also ihr Hertz mit dem Hertzen JEsu. P. Marchesius in Diario Domi- nic. 20. Maji.
Vier-
Betrachtungen
heilige Meſſen laſe, wurde ſeine Seel nach der dritten Communion mit ſo groſſer, geiſtlicher Süßigkeit erſättiget, daß er den gantzen Tag nicht das mindeſte verkoſten kunte; Dahero erfahrte er in der That jenes, was ihme zuvor ſein Beicht-Kind vorgeſagt. Als ſie ihne nach- mahls angetroffen, ſagte ſie: Ach! ich erfrene mich ſehr/ daß Euer Ehrwürden/ da ſie mei- ne Speiß genoſſen/ eben jenes/ was ich/ er- fahren haben.
Ein anders mahl knyete ſie vor dem Altar dieſe Speiß zu empfangen; allein es ware kein Prieſter da. Alsbald machte der Erlöſer, ihr brinneyfriges Verlangen zu tröſten, daß ein hell-leuchtendes Wölcklein aus dem Tabernacul hervor gienge; dieſes ſtunde erſtens auf ihrem Haupt feſt, begoſſe ſie mit einem himmliſchen Thau; nachmahls ſtiege es herab, umgabe ſie, und legte ihr das Kind JEſus in die Hän- de. Sie nahme es, küßte es auf das zärtlichſte. Allein, mit dieſem nicht zufrieden, weilen ſie ſich mit ihme auf das innerſte zu vereinigen ſuchte; veränderte das Göttliche Kind, ihr zu willfah- ren, ſeine Geſtalt in eine Brods-Geſtalt. Als ſie ſolche Hoſtien in ihren Händen ſahe, ohne ſich zu verweylen, ſpeißte ſie ſich ſelbſt darmit, und vereinigte alſo ihr Hertz mit dem Hertzen JEſu. P. Marcheſius in Diario Domi- nic. 20. Maji.
Vier-
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Betrachtungen
heilige Meſſen laſe, wurde ſeine Seel nach der
dritten Communion mit ſo groſſer, geiſtlicher
Süßigkeit erſättiget, daß er den gantzen Tag
nicht das mindeſte verkoſten kunte; Dahero
erfahrte er in der That jenes, was ihme zuvor
ſein Beicht-Kind vorgeſagt. Als ſie ihne nach-
mahls angetroffen, ſagte ſie: Ach! ich erfrene
mich ſehr/ daß Euer Ehrwürden/ da ſie mei-
ne Speiß genoſſen/ eben jenes/ was ich/ er-
fahren haben.
Ein anders mahl knyete ſie vor dem Altar
dieſe Speiß zu empfangen; allein es ware kein
Prieſter da. Alsbald machte der Erlöſer, ihr
brinneyfriges Verlangen zu tröſten, daß ein
hell-leuchtendes Wölcklein aus dem Tabernacul
hervor gienge; dieſes ſtunde erſtens auf ihrem
Haupt feſt, begoſſe ſie mit einem himmliſchen
Thau; nachmahls ſtiege es herab, umgabe
ſie, und legte ihr das Kind JEſus in die Hän-
de. Sie nahme es, küßte es auf das zärtlichſte.
Allein, mit dieſem nicht zufrieden, weilen ſie ſich
mit ihme auf das innerſte zu vereinigen ſuchte;
veränderte das Göttliche Kind, ihr zu willfah-
ren, ſeine Geſtalt in eine Brods-Geſtalt. Als
ſie ſolche Hoſtien in ihren Händen ſahe, ohne
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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