Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtungen
Liebe, und giebe mir all jene Tu-
genden, so mir nöthig, diß Geheim-
nus zu empfangen! Mache, daß ich,
indeme ich Christum empfange, mit all
meinen Anmuthungen, Gedancken, und
Seelen-Kräfften nur ihne suche in al-
len Dingen; weilen er mich so köstlich
weydet; welches der heilige Wunsch
des Seraphischen, das ist, heilig ver-
liebten Bonaventurae ist: Wir sollen
gantz in diesem Heyland, und Ge-
heimnus wohnen; weilen er alldort
gantz nur allein wegen unser ver-
bleibt.

Seuffzer.
Ach! Schand und Spott, bittere Reu
und Schmertz!

Ach undanckbares Christen-Hertz!
Mache dich aus diesen Busen,
Wirff dich dem Heyland zu Fussen!
Exempel.

Die Seelige Columba von Rieti,
eine geistliche Closter-Frau aus dem
Heil. Orden der Prediger, empfangt sonder-
bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge-
stalt verhüllten Welt-Heyland.

Es tragte diese Dienerin GOttes von ihrer

Kind-

Betrachtungen
Liebe, und giebe mir all jene Tu-
genden, ſo mir nöthig, diß Geheim-
nus zu empfangen! Mache, daß ich,
indeme ich Chriſtum empfange, mit all
meinen Anmuthungen, Gedancken, und
Seelen-Kräfften nur ihne ſuche in al-
len Dingen; weilen er mich ſo köſtlich
weydet; welches der heilige Wunſch
des Seraphiſchen, das iſt, heilig ver-
liebten Bonaventuræ iſt: Wir ſollen
gantz in dieſem Heyland, und Ge-
heimnus wohnen; weilen er alldort
gantz nur allein wegen unſer ver-
bleibt.

Seuffzer.
Ach! Schand und Spott, bittere Reu
und Schmertz!

Ach undanckbares Chriſten-Hertz!
Mache dich aus dieſen Buſen,
Wirff dich dem Heyland zu Fuſſen!
Exempel.

Die Seelige Columba von Rieti,
eine geiſtliche Cloſter-Frau aus dem
Heil. Orden der Prediger, empfangt ſonder-
bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge-
ſtalt verhüllten Welt-Heyland.

Es tragte dieſe Dienerin GOttes von ihrer

Kind-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0195" n="158"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
Liebe, und giebe mir all jene Tu-<lb/>
genden, &#x017F;o mir nöthig, diß Geheim-<lb/>
nus zu empfangen! Mache, daß ich,<lb/>
indeme ich Chri&#x017F;tum empfange, mit all<lb/>
meinen Anmuthungen, Gedancken, und<lb/>
Seelen-Kräfften nur ihne &#x017F;uche in al-<lb/>
len Dingen; weilen er mich &#x017F;o kö&#x017F;tlich<lb/>
weydet; welches der heilige Wun&#x017F;ch<lb/>
des Seraphi&#x017F;chen, das i&#x017F;t, heilig ver-<lb/>
liebten <hi rendition="#aq">Bonaventuræ</hi> i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Wir &#x017F;ollen<lb/>
gantz in die&#x017F;em Heyland, und Ge-<lb/>
heimnus wohnen; weilen er alldort<lb/>
gantz nur allein wegen un&#x017F;er ver-<lb/>
bleibt.</hi></p><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>Seuffzer.</head><lb/>
              <l>Ach! Schand und Spott, bittere Reu<lb/>
und Schmertz!</l><lb/>
              <l>Ach undanckbares Chri&#x017F;ten-Hertz!</l><lb/>
              <l>Mache dich aus die&#x017F;en Bu&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wirff dich dem Heyland zu Fu&#x017F;&#x017F;en!</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Exempel.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p>Die Seelige <hi rendition="#aq">Columba</hi> von <hi rendition="#aq">Rieti,</hi><lb/>
eine gei&#x017F;tliche Clo&#x017F;ter-Frau aus dem<lb/>
Heil. Orden der Prediger, empfangt &#x017F;onder-<lb/>
bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge-<lb/>
&#x017F;talt verhüllten Welt-Heyland.</p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>s tragte die&#x017F;e Dienerin GOttes von ihrer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kind-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0195] Betrachtungen Liebe, und giebe mir all jene Tu- genden, ſo mir nöthig, diß Geheim- nus zu empfangen! Mache, daß ich, indeme ich Chriſtum empfange, mit all meinen Anmuthungen, Gedancken, und Seelen-Kräfften nur ihne ſuche in al- len Dingen; weilen er mich ſo köſtlich weydet; welches der heilige Wunſch des Seraphiſchen, das iſt, heilig ver- liebten Bonaventuræ iſt: Wir ſollen gantz in dieſem Heyland, und Ge- heimnus wohnen; weilen er alldort gantz nur allein wegen unſer ver- bleibt. Seuffzer. Ach! Schand und Spott, bittere Reu und Schmertz! Ach undanckbares Chriſten-Hertz! Mache dich aus dieſen Buſen, Wirff dich dem Heyland zu Fuſſen! Exempel. Die Seelige Columba von Rieti, eine geiſtliche Cloſter-Frau aus dem Heil. Orden der Prediger, empfangt ſonder- bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge- ſtalt verhüllten Welt-Heyland. Es tragte dieſe Dienerin GOttes von ihrer Kind-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/195
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/195>, abgerufen am 22.11.2024.