Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen süssen Saffts des eingeängleten Geschosses,schiebt Blätter, und bringt endlichen geschma- cke Früchten hervor. Eben dieses geschicht in dem heiligen Abendmahl, welches der tieff- sinnige, heilige Dionysius de Eccl. Hier. c. 3. eine geistliche Einseltzung nennt; indeme sich allda GOtt selbst mit dem Menschen auf das innerste vereiniget, und ihme solche Göttliche Gnaden, und geistliche Gaaben mittheilt; wel- che aus ihme einen gantz andern Menschen ge- stalten: Der Geist GOttes wird in dich hin- ein kommen, und einen gantz andern Mann aus dir machen; also zwar, daß in dem Gar- ten deiner Seelen, allwo zuvor nichts, als ste- hende Dorn der ärgerlichen Sünden gewach- sen, nunmehro lauter himmlische Paradeys- Früchten der Göttlichen Gnad, und Bus wer- den hervor kommen. Wenn sich also GOtt durch diese geistliche Seelen-Speis seines Al- lerheiligsten Abendmahls etwann mit einem lauen Christen-Geist vereiniget, macht er ihne zu einem lautern Andachts-Eifer; kommt er in eine übel gesittete fleischliche Seel, macht er sie eingezogen und keusch; dann sein Blut ist der Wein, so Jungfrauen gebährt. Kommt er in ein überhaupt gottloses Hertz, so heiligt er es; dann er ist der GOtt der Unendlichen, ja aller Heiligkeit. Deßwegen sagt recht die heilige Magdalena/ von Pazzis, Eine eintzige würdige Nüssung dieses Göttlichen Engel- Brods könne den Menschen heilig machen: dann,
Betrachtungen ſüſſen Saffts des eingeängleten Geſchoſſes,ſchiebt Blätter, und bringt endlichen geſchma- cke Früchten hervor. Eben dieſes geſchicht in dem heiligen Abendmahl, welches der tieff- ſinnige, heilige Dionyſius de Eccl. Hier. c. 3. eine geiſtliche Einſeltzung nennt; indeme ſich allda GOtt ſelbſt mit dem Menſchen auf das innerſte vereiniget, und ihme ſolche Göttliche Gnaden, und geiſtliche Gaaben mittheilt; wel- che aus ihme einen gantz andern Menſchen ge- ſtalten: Der Geiſt GOttes wird in dich hin- ein kommen, und einen gantz andern Mann aus dir machen; alſo zwar, daß in dem Gar- ten deiner Seelen, allwo zuvor nichts, als ſte- hende Dorn der ärgerlichen Sünden gewach- ſen, nunmehro lauter himmliſche Paradeys- Früchten der Göttlichen Gnad, und Bus wer- den hervor kommen. Wenn ſich alſo GOtt durch dieſe geiſtliche Seelen-Speis ſeines Al- lerheiligſten Abendmahls etwann mit einem lauen Chriſten-Geiſt vereiniget, macht er ihne zu einem lautern Andachts-Eifer; kommt er in eine übel geſittete fleiſchliche Seel, macht er ſie eingezogen und keuſch; dann ſein Blut iſt der Wein, ſo Jungfrauen gebährt. Kommt er in ein überhaupt gottloſes Hertz, ſo heiligt er es; dann er iſt der GOtt der Unendlichen, ja aller Heiligkeit. Deßwegen ſagt recht die heilige Magdalena/ von Pazzis, Eine eintzige würdige Nüſſung dieſes Göttlichen Engel- Brods könne den Menſchen heilig machen: dann,
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Betrachtungen
ſüſſen Saffts des eingeängleten Geſchoſſes,
ſchiebt Blätter, und bringt endlichen geſchma-
cke Früchten hervor. Eben dieſes geſchicht
in dem heiligen Abendmahl, welches der tieff-
ſinnige, heilige Dionyſius de Eccl. Hier. c. 3.
eine geiſtliche Einſeltzung nennt; indeme ſich
allda GOtt ſelbſt mit dem Menſchen auf das
innerſte vereiniget, und ihme ſolche Göttliche
Gnaden, und geiſtliche Gaaben mittheilt; wel-
che aus ihme einen gantz andern Menſchen ge-
ſtalten: Der Geiſt GOttes wird in dich hin-
ein kommen, und einen gantz andern Mann
aus dir machen; alſo zwar, daß in dem Gar-
ten deiner Seelen, allwo zuvor nichts, als ſte-
hende Dorn der ärgerlichen Sünden gewach-
ſen, nunmehro lauter himmliſche Paradeys-
Früchten der Göttlichen Gnad, und Bus wer-
den hervor kommen. Wenn ſich alſo GOtt
durch dieſe geiſtliche Seelen-Speis ſeines Al-
lerheiligſten Abendmahls etwann mit einem
lauen Chriſten-Geiſt vereiniget, macht er ihne
zu einem lautern Andachts-Eifer; kommt er
in eine übel geſittete fleiſchliche Seel, macht er
ſie eingezogen und keuſch; dann ſein Blut iſt
der Wein, ſo Jungfrauen gebährt. Kommt
er in ein überhaupt gottloſes Hertz, ſo heiligt
er es; dann er iſt der GOtt der Unendlichen,
ja aller Heiligkeit. Deßwegen ſagt recht die
heilige Magdalena/ von Pazzis, Eine eintzige
würdige Nüſſung dieſes Göttlichen Engel-
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dann,
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