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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
verdiente, von dem Tisch des HErrn gestossen
zu werden. Ach mein JEsu! wie liebreich und
gutthätig bist du nicht! du zeigst dich gegen
uns, wie eine Mutter; ich hingegen, als ein
ohnverschamter, und undanckbarer Sohn.

III.

Er würdigt sich sogar in ein GOtts-
Rauberisches Hertz einzugehen.
Das ist ei-
ne Verdemüthigung, welche aller Bewunde-
rung würdig. Dann was Unbilden hat er
nicht derentwegen von Unglaubigen, Juden,
Heyden, Ketzern, und andern Unchristen em-
pfangen. Diese seynd unterweilen so in Wuth
gekommen, daß sie dieses Göttliche Engel-Brod
mit Füssen getretten, und denen Hunden vor-
geworffen. Ja was noch grössere Unbilden
seynd ihme nicht schon von denen Affter-Chri-
sten, welche, obwohlen sie glauben, daß sie den
wahren GOtt empfangen, jedoch zu seinem
Tisch mit einem Gewissen, so schwer mit Tod-
Sünden beladen, gehen, zugefügt worden.
Was muß er nicht noch darzu von unwürdi-
gen Priestern ausstehen, welche mit GOtt-
schänderischen Laster-Händen seine heilige Ge-
stalten berühren, und mit unreinen Lippen auf-
nehmen? Ach solte dann der HErr nicht bil-
lich sein Angesicht umwenden, und sich weigern,
zu ihnen zu gehen, da sie ihne auf die Zung le-
gen. Es erzehlt Caesarius Hist. L. 9. c. 57.
von einem gottlosen Priester, daß, als er ei-
nes Tags Meß gelesen, und die heiligen Hostien
in der Hand hatte, sahe er darinnen einen

Knaben

Von dem H. Altars-Sacrament.
verdiente, von dem Tiſch des HErrn geſtoſſen
zu werden. Ach mein JEſu! wie liebreich und
gutthätig biſt du nicht! du zeigſt dich gegen
uns, wie eine Mutter; ich hingegen, als ein
ohnverſchamter, und undanckbarer Sohn.

III.

Er würdigt ſich ſogar in ein GOtts-
Rauberiſches Hertz einzugehen.
Das iſt ei-
ne Verdemüthigung, welche aller Bewunde-
rung würdig. Dann was Unbilden hat er
nicht derentwegen von Unglaubigen, Juden,
Heyden, Ketzern, und andern Unchriſten em-
pfangen. Dieſe ſeynd unterweilen ſo in Wuth
gekommen, daß ſie dieſes Göttliche Engel-Brod
mit Füſſen getretten, und denen Hunden vor-
geworffen. Ja was noch gröſſere Unbilden
ſeynd ihme nicht ſchon von denen Affter-Chri-
ſten, welche, obwohlen ſie glauben, daß ſie den
wahren GOtt empfangen, jedoch zu ſeinem
Tiſch mit einem Gewiſſen, ſo ſchwer mit Tod-
Sünden beladen, gehen, zugefügt worden.
Was muß er nicht noch darzu von unwürdi-
gen Prieſtern ausſtehen, welche mit GOtt-
ſchänderiſchen Laſter-Händen ſeine heilige Ge-
ſtalten berühren, und mit unreinen Lippen auf-
nehmen? Ach ſolte dann der HErr nicht bil-
lich ſein Angeſicht umwenden, und ſich weigern,
zu ihnen zu gehen, da ſie ihne auf die Zung le-
gen. Es erzehlt Cæſarius Hiſt. L. 9. c. 57.
von einem gottloſen Prieſter, daß, als er ei-
nes Tags Meß geleſen, und die heiligen Hoſtien
in der Hand hatte, ſahe er darinnen einen

Knaben
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[95/0132] Von dem H. Altars-Sacrament. verdiente, von dem Tiſch des HErrn geſtoſſen zu werden. Ach mein JEſu! wie liebreich und gutthätig biſt du nicht! du zeigſt dich gegen uns, wie eine Mutter; ich hingegen, als ein ohnverſchamter, und undanckbarer Sohn. III. Er würdigt ſich ſogar in ein GOtts- Rauberiſches Hertz einzugehen. Das iſt ei- ne Verdemüthigung, welche aller Bewunde- rung würdig. Dann was Unbilden hat er nicht derentwegen von Unglaubigen, Juden, Heyden, Ketzern, und andern Unchriſten em- pfangen. Dieſe ſeynd unterweilen ſo in Wuth gekommen, daß ſie dieſes Göttliche Engel-Brod mit Füſſen getretten, und denen Hunden vor- geworffen. Ja was noch gröſſere Unbilden ſeynd ihme nicht ſchon von denen Affter-Chri- ſten, welche, obwohlen ſie glauben, daß ſie den wahren GOtt empfangen, jedoch zu ſeinem Tiſch mit einem Gewiſſen, ſo ſchwer mit Tod- Sünden beladen, gehen, zugefügt worden. Was muß er nicht noch darzu von unwürdi- gen Prieſtern ausſtehen, welche mit GOtt- ſchänderiſchen Laſter-Händen ſeine heilige Ge- ſtalten berühren, und mit unreinen Lippen auf- nehmen? Ach ſolte dann der HErr nicht bil- lich ſein Angeſicht umwenden, und ſich weigern, zu ihnen zu gehen, da ſie ihne auf die Zung le- gen. Es erzehlt Cæſarius Hiſt. L. 9. c. 57. von einem gottloſen Prieſter, daß, als er ei- nes Tags Meß geleſen, und die heiligen Hoſtien in der Hand hatte, ſahe er darinnen einen Knaben

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/132>, abgerufen am 24.11.2024.