Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen len er sich da, als ein Schlacht-Opffer bestän-dig seinem Vatter in diesem ohnblutigen Opf- fer anerbietet. Der heilige Augustinus sagt de Consecr. c. 2. Einmahl seye Christus in ihme selbst geschlachtet worden; welches täg- lich in der heiligen Meß geschicht. Gewiß ist, daß sich der Allerheiligste Leib Christi in der heiligen Hostien gantz in der gantzen Hostien, und gantz in dem winzigsten Theil derselben befinde; nun so folget ja, daß alle Glieder die- ses seeligen Leibs, indem sie nicht Platz genug, ihre Bewegung-und Würckungeu auszuüben, sich allda, wie tod, befinden; massen ja das Le- ben im Würcken besteht. Endlichen ist JEsus unter denen Gestalten, in so vielen Kirchen eingeschlossen, als es deren in der Welt gibt; und da liegt er gleichsam gefangen, nur, damit er aller Orten unsere Bitt erhöre, und in der Noth beyspringe. Er wohnt in jeder Kirch, so schlecht und verächtlich sie auch immer seyn mag, und würdiget sich auch sogar in Gefäng- nussen, Spitälern, Galeen, und jedes verächt- lichste Bauren-Hütlein, nur zu unserm Besten einzugehen. O GOtt! was ist diese für eine ohnaussprechliche Verdemüthigung! Wie wer- den sich nicht die Seraphinen darob verwun- dern? und du, o ohnempfindlicher Mensch, da du deinen GOtt aus Liebe deiner also gedemü- thiget ersihest, weist nicht einmahl in dir eine Anmuthung der Danckbarkeit zu erwecken? II. Er würdiget sich/ von übel zubereite- ten
Betrachtungen len er ſich da, als ein Schlacht-Opffer beſtän-dig ſeinem Vatter in dieſem ohnblutigen Opf- fer anerbietet. Der heilige Auguſtinus ſagt de Conſecr. c. 2. Einmahl ſeye Chriſtus in ihme ſelbſt geſchlachtet worden; welches täg- lich in der heiligen Meß geſchicht. Gewiß iſt, daß ſich der Allerheiligſte Leib Chriſti in der heiligen Hoſtien gantz in der gantzen Hoſtien, und gantz in dem winzigſten Theil derſelben befinde; nun ſo folget ja, daß alle Glieder die- ſes ſeeligen Leibs, indem ſie nicht Platz genug, ihre Bewegung-und Würckungeu auszuüben, ſich allda, wie tod, befinden; maſſen ja das Le- ben im Würcken beſteht. Endlichen iſt JEſus unter denen Geſtalten, in ſo vielen Kirchen eingeſchloſſen, als es deren in der Welt gibt; und da liegt er gleichſam gefangen, nur, damit er aller Orten unſere Bitt erhöre, und in der Noth beyſpringe. Er wohnt in jeder Kirch, ſo ſchlecht und verächtlich ſie auch immer ſeyn mag, und würdiget ſich auch ſogar in Gefäng- nuſſen, Spitälern, Galeen, und jedes verächt- lichſte Bauren-Hütlein, nur zu unſerm Beſten einzugehen. O GOtt! was iſt dieſe für eine ohnausſprechliche Verdemüthigung! Wie wer- den ſich nicht die Seraphinen darob verwun- dern? und du, o ohnempfindlicher Menſch, da du deinen GOtt aus Liebe deiner alſo gedemü- thiget erſiheſt, weiſt nicht einmahl in dir eine Anmuthung der Danckbarkeit zu erwecken? II. Er würdiget ſich/ von übel zubereite- ten
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Betrachtungen
len er ſich da, als ein Schlacht-Opffer beſtän-
dig ſeinem Vatter in dieſem ohnblutigen Opf-
fer anerbietet. Der heilige Auguſtinus ſagt
de Conſecr. c. 2. Einmahl ſeye Chriſtus in
ihme ſelbſt geſchlachtet worden; welches täg-
lich in der heiligen Meß geſchicht. Gewiß
iſt, daß ſich der Allerheiligſte Leib Chriſti in der
heiligen Hoſtien gantz in der gantzen Hoſtien,
und gantz in dem winzigſten Theil derſelben
befinde; nun ſo folget ja, daß alle Glieder die-
ſes ſeeligen Leibs, indem ſie nicht Platz genug,
ihre Bewegung-und Würckungeu auszuüben,
ſich allda, wie tod, befinden; maſſen ja das Le-
ben im Würcken beſteht. Endlichen iſt JEſus
unter denen Geſtalten, in ſo vielen Kirchen
eingeſchloſſen, als es deren in der Welt gibt;
und da liegt er gleichſam gefangen, nur, damit
er aller Orten unſere Bitt erhöre, und in der
Noth beyſpringe. Er wohnt in jeder Kirch,
ſo ſchlecht und verächtlich ſie auch immer ſeyn
mag, und würdiget ſich auch ſogar in Gefäng-
nuſſen, Spitälern, Galeen, und jedes verächt-
lichſte Bauren-Hütlein, nur zu unſerm Beſten
einzugehen. O GOtt! was iſt dieſe für eine
ohnausſprechliche Verdemüthigung! Wie wer-
den ſich nicht die Seraphinen darob verwun-
dern? und du, o ohnempfindlicher Menſch, da
du deinen GOtt aus Liebe deiner alſo gedemü-
thiget erſiheſt, weiſt nicht einmahl in dir eine
Anmuthung der Danckbarkeit zu erwecken?
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