Lhristus würdiget sich/ unter denen Gestalten zu seyn. Die Liebe un- sers Welt-Heylands hat sich in die- sem Liebs-Geheimnus durch so viele Wunder sehr hoch gezeigt; da sie uns durch selbes ohnschätzbare Güter mittheilet: aber sie stiege noch höher, da sie sich gewürdiget, allda für- und von uns so vieles zu ertragen. Die Ur- sach dessen ist; weilen sich nichts bessers auf ei- nen ohnendlichen GOtt schickt, als viel mäch- tiges thun; und auf einen ohnendlich reichen GOtt als vieles geben. Hingegen ist für ei- nen ohnendlich heiligen GOtt nichts nieder- trächtigers, als, sich selbst zernichten, und ley- den wollen. Gleichwohl hat ihne darzu die Liebe bey dem Altar gebracht. Da zernichtet er gleichsam seine Herrlichkeit, und verdemü- thiget sich noch weit mehrer, als in der Mensch- werdung. In selber wurde er unserer Natur nach minder, als sein Vatter Joan. 14. v. 18. aber hier würdiget er sich gar, minder, als ein Mensch zu seyn; ja minder als ein jedes leben- diges Geschöpff; da er sich bey dem Altar, gleich, als eine Speiß, vorstellet. Dahero sagt der heilige Thomas,an dem Creutz lage nur die GOttheit verborgen/ aber da auch die Menschheit. O was ist das nicht für ei- ne Verdemüthigung! da kan man sagen, daß er sich bis zum Tod verdemüthiget.Phil. 2. v. 9. massen es scheint, daß der HErr auf dem Al- tar eines Geheimnus-vollen Tods sterbe; wei-
len
Von dem H. Altars-Sacrament.
I.
Lhriſtus würdiget ſich/ unter denen Geſtalten zu ſeyn. Die Liebe un- ſers Welt-Heylands hat ſich in die- ſem Liebs-Geheimnus durch ſo viele Wunder ſehr hoch gezeigt; da ſie uns durch ſelbes ohnſchätzbare Güter mittheilet: aber ſie ſtiege noch höher, da ſie ſich gewürdiget, allda für- und von uns ſo vieles zu ertragen. Die Ur- ſach deſſen iſt; weilen ſich nichts beſſers auf ei- nen ohnendlichen GOtt ſchickt, als viel mäch- tiges thun; und auf einen ohnendlich reichen GOtt als vieles geben. Hingegen iſt für ei- nen ohnendlich heiligen GOtt nichts nieder- trächtigers, als, ſich ſelbſt zernichten, und ley- den wollen. Gleichwohl hat ihne darzu die Liebe bey dem Altar gebracht. Da zernichtet er gleichſam ſeine Herrlichkeit, und verdemü- thiget ſich noch weit mehrer, als in der Menſch- werdung. In ſelber wurde er unſerer Natur nach minder, als ſein Vatter Joan. 14. v. 18. aber hier würdiget er ſich gar, minder, als ein Menſch zu ſeyn; ja minder als ein jedes leben- diges Geſchöpff; da er ſich bey dem Altar, gleich, als eine Speiß, vorſtellet. Dahero ſagt der heilige Thomas,an dem Creutz lage nur die GOttheit verborgen/ aber da auch die Menſchheit. O was iſt das nicht für ei- ne Verdemüthigung! da kan man ſagen, daß er ſich bis zum Tod verdemüthiget.Phil. 2. v. 9. maſſen es ſcheint, daß der HErr auf dem Al- tar eines Geheimnus-vollen Tods ſterbe; wei-
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Von dem H. Altars-Sacrament.
I.
Lhriſtus würdiget ſich/ unter denen
Geſtalten zu ſeyn. Die Liebe un-
ſers Welt-Heylands hat ſich in die-
ſem Liebs-Geheimnus durch ſo viele Wunder
ſehr hoch gezeigt; da ſie uns durch ſelbes
ohnſchätzbare Güter mittheilet: aber ſie ſtiege
noch höher, da ſie ſich gewürdiget, allda für-
und von uns ſo vieles zu ertragen. Die Ur-
ſach deſſen iſt; weilen ſich nichts beſſers auf ei-
nen ohnendlichen GOtt ſchickt, als viel mäch-
tiges thun; und auf einen ohnendlich reichen
GOtt als vieles geben. Hingegen iſt für ei-
nen ohnendlich heiligen GOtt nichts nieder-
trächtigers, als, ſich ſelbſt zernichten, und ley-
den wollen. Gleichwohl hat ihne darzu die
Liebe bey dem Altar gebracht. Da zernichtet
er gleichſam ſeine Herrlichkeit, und verdemü-
thiget ſich noch weit mehrer, als in der Menſch-
werdung. In ſelber wurde er unſerer Natur
nach minder, als ſein Vatter Joan. 14. v. 18.
aber hier würdiget er ſich gar, minder, als ein
Menſch zu ſeyn; ja minder als ein jedes leben-
diges Geſchöpff; da er ſich bey dem Altar,
gleich, als eine Speiß, vorſtellet. Dahero
ſagt der heilige Thomas, an dem Creutz lage
nur die GOttheit verborgen/ aber da auch
die Menſchheit. O was iſt das nicht für ei-
ne Verdemüthigung! da kan man ſagen, daß
er ſich bis zum Tod verdemüthiget. Phil. 2. v.
9. maſſen es ſcheint, daß der HErr auf dem Al-
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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