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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
ihr Vatter; dahero umhalßte sie ihn, und ga-
be sich, als seine Tochter, zu erkennen. Nach-
deme sie nun einander ihre Freud dargethan,
bittete sie ihne, er möchte solches ihrem Herrn
nicht offenbahren; dann, weilen er von dieser
Sach nichts wußte, befahle er diesem Sclaven
die Obsicht über eine Heerd Schaaf an. Al-
lein, weilen er binnen dieser Zeit grosses Ver-
langen getragen, sein heiliges Priester-Amt
einmahl wieder zu verrichten, bittet- er seine
Tochter, sie möchte ihme alles Benöthigte dar-
zu verschaffen. Er erhielte es auch; dahero
mußte ihme in einem weit entlegenen Ort ein
Felsen zum Altar dienen, auf deme er täglich
fruhe nach Armenischen Kirchen-Brauch das
heilige Meß-Opffer verrichtete. Nach kurtzer
Zeit tragte es sich zu, daß Aseripho, der HErr
sich auf das Feld begeben, zu sehen, was seine
Hirten thun; da sahe er ohngefehr von der
Seiten eines Felsen hell leuchtende Strahlen
hervor gehen, so den Lufft gantz erleuchteten.
Er gienge näher hinzu, sicht den Sclaven in
Priesterlicher Kleidung dem heiligen Meß-Opf-
fer mit grosser Andacht obligen. Er erstaun-
te Anfangs, fragte, was diß für ein Edelstein,
so solchen Glantz von sich warffe, deme sich
sogar die Schaaf geneigt, gleich als wolten sie
ihme huldigen. Er antwortete gantz frey,
dieses seye das Allerheiligste Altars-Geheim-
nus, so von denen Christen angebetten wird,
und den Leib und Blut Christi enthaltet. Als

dieses

Betrachtungen
ihr Vatter; dahero umhalßte ſie ihn, und ga-
be ſich, als ſeine Tochter, zu erkennen. Nach-
deme ſie nun einander ihre Freud dargethan,
bittete ſie ihne, er möchte ſolches ihrem Herrn
nicht offenbahren; dann, weilen er von dieſer
Sach nichts wußte, befahle er dieſem Sclaven
die Obſicht über eine Heerd Schaaf an. Al-
lein, weilen er binnen dieſer Zeit groſſes Ver-
langen getragen, ſein heiliges Prieſter-Amt
einmahl wieder zu verrichten, bittet- er ſeine
Tochter, ſie möchte ihme alles Benöthigte dar-
zu verſchaffen. Er erhielte es auch; dahero
mußte ihme in einem weit entlegenen Ort ein
Felſen zum Altar dienen, auf deme er täglich
fruhe nach Armeniſchen Kirchen-Brauch das
heilige Meß-Opffer verrichtete. Nach kurtzer
Zeit tragte es ſich zu, daß Aſeripho, der HErr
ſich auf das Feld begeben, zu ſehen, was ſeine
Hirten thun; da ſahe er ohngefehr von der
Seiten eines Felſen hell leuchtende Strahlen
hervor gehen, ſo den Lufft gantz erleuchteten.
Er gienge näher hinzu, ſicht den Sclaven in
Prieſterlicher Kleidung dem heiligen Meß-Opf-
fer mit groſſer Andacht obligen. Er erſtaun-
te Anfangs, fragte, was diß für ein Edelſtein,
ſo ſolchen Glantz von ſich warffe, deme ſich
ſogar die Schaaf geneigt, gleich als wolten ſie
ihme huldigen. Er antwortete gantz frey,
dieſes ſeye das Allerheiligſte Altars-Geheim-
nus, ſo von denen Chriſten angebetten wird,
und den Leib und Blut Chriſti enthaltet. Als

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[88/0125] Betrachtungen ihr Vatter; dahero umhalßte ſie ihn, und ga- be ſich, als ſeine Tochter, zu erkennen. Nach- deme ſie nun einander ihre Freud dargethan, bittete ſie ihne, er möchte ſolches ihrem Herrn nicht offenbahren; dann, weilen er von dieſer Sach nichts wußte, befahle er dieſem Sclaven die Obſicht über eine Heerd Schaaf an. Al- lein, weilen er binnen dieſer Zeit groſſes Ver- langen getragen, ſein heiliges Prieſter-Amt einmahl wieder zu verrichten, bittet- er ſeine Tochter, ſie möchte ihme alles Benöthigte dar- zu verſchaffen. Er erhielte es auch; dahero mußte ihme in einem weit entlegenen Ort ein Felſen zum Altar dienen, auf deme er täglich fruhe nach Armeniſchen Kirchen-Brauch das heilige Meß-Opffer verrichtete. Nach kurtzer Zeit tragte es ſich zu, daß Aſeripho, der HErr ſich auf das Feld begeben, zu ſehen, was ſeine Hirten thun; da ſahe er ohngefehr von der Seiten eines Felſen hell leuchtende Strahlen hervor gehen, ſo den Lufft gantz erleuchteten. Er gienge näher hinzu, ſicht den Sclaven in Prieſterlicher Kleidung dem heiligen Meß-Opf- fer mit groſſer Andacht obligen. Er erſtaun- te Anfangs, fragte, was diß für ein Edelſtein, ſo ſolchen Glantz von ſich warffe, deme ſich ſogar die Schaaf geneigt, gleich als wolten ſie ihme huldigen. Er antwortete gantz frey, dieſes ſeye das Allerheiligſte Altars-Geheim- nus, ſo von denen Chriſten angebetten wird, und den Leib und Blut Chriſti enthaltet. Als dieſes

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/125>, abgerufen am 24.11.2024.