Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. ihren Haaren getröcknet; Er ware sehr gütiggegen seinem geliebten Jünger, als deme er er- laubet, sein Haupt auf seine Schooß zu legen; so auch gegen dem Apostel Thoma, deme er gönnete, seine Hand in seine Allerheiligste Sei- ten zu legen; aber noch weit grösser ist die Gü- te gegen uns in diesem Allerheiligsten Liebs- Geheimnus; da er uns nicht nur allein gestat- tet, seine Seiten, Fuß, oder Brust zu betasten, sondern zugibt, daß wir ihne gantz in uns ein- schliessen, also zwar, daß es scheinte, als wolte er mit uns nur ein Ding werden. Wer ist anjetzo, der dieses betrachtet, und nicht zur schuldigen Gegen-Liebe gerührt werde? Ach! meine Seel! so du vor dieser Niessung gantz lau und kalt bist, betrachte ein wenig, was du erst vernommen, und dein Hertz wird gleich dem Eiß von der Sonnen, in Andacht zer- schmeltzen. Gebett zu dem Hochwürdigen Gut. OJEsu! du bist wahrhafftig auf dem ten F
Von dem H. Altars-Sacrament. ihren Haaren getröcknet; Er ware ſehr gütiggegen ſeinem geliebten Jünger, als deme er er- laubet, ſein Haupt auf ſeine Schooß zu legen; ſo auch gegen dem Apoſtel Thoma, deme er gönnete, ſeine Hand in ſeine Allerheiligſte Sei- ten zu legen; aber noch weit gröſſer iſt die Gü- te gegen uns in dieſem Allerheiligſten Liebs- Geheimnus; da er uns nicht nur allein geſtat- tet, ſeine Seiten, Fuß, oder Bruſt zu betaſten, ſondern zugibt, daß wir ihne gantz in uns ein- ſchlieſſen, alſo zwar, daß es ſcheinte, als wolte er mit uns nur ein Ding werden. Wer iſt anjetzo, der dieſes betrachtet, und nicht zur ſchuldigen Gegen-Liebe gerührt werde? Ach! meine Seel! ſo du vor dieſer Nieſſung gantz lau und kalt biſt, betrachte ein wenig, was du erſt vernommen, und dein Hertz wird gleich dem Eiß von der Sonnen, in Andacht zer- ſchmeltzen. Gebett zu dem Hochwürdigen Gut. OJEſu! du biſt wahrhafftig auf dem ten F
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Von dem H. Altars-Sacrament.
ihren Haaren getröcknet; Er ware ſehr gütig
gegen ſeinem geliebten Jünger, als deme er er-
laubet, ſein Haupt auf ſeine Schooß zu legen;
ſo auch gegen dem Apoſtel Thoma, deme er
gönnete, ſeine Hand in ſeine Allerheiligſte Sei-
ten zu legen; aber noch weit gröſſer iſt die Gü-
te gegen uns in dieſem Allerheiligſten Liebs-
Geheimnus; da er uns nicht nur allein geſtat-
tet, ſeine Seiten, Fuß, oder Bruſt zu betaſten,
ſondern zugibt, daß wir ihne gantz in uns ein-
ſchlieſſen, alſo zwar, daß es ſcheinte, als wolte
er mit uns nur ein Ding werden. Wer iſt
anjetzo, der dieſes betrachtet, und nicht zur
ſchuldigen Gegen-Liebe gerührt werde? Ach!
meine Seel! ſo du vor dieſer Nieſſung gantz
lau und kalt biſt, betrachte ein wenig, was
du erſt vernommen, und dein Hertz wird gleich
dem Eiß von der Sonnen, in Andacht zer-
ſchmeltzen.
Gebett zu dem Hochwürdigen
Gut.
OJEſu! du biſt wahrhafftig auf dem
Altar der gute Hirt! jedoch ſcheint
es, daß dieſer Lob – Spruch nicht ſo
viel auf die Hoheit deiner Göttlichen
Herrlichkeit, als auf die Gröſſe dei-
ner Liebe angeſehen; maſſen du ja
nur deßwegen ſo Lieb – volle Geſtal-
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