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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
in allem Vergnügen; wegen innerlichem Her-
zens-Trost, mit deme GOtt ihren Geist über-
gosse. Eines fiele ihr über alle Massen schwer,
daß sie nemlich in der Einöde das heilige Al-
tars-Geheimnus nicht geniessen kunte. Da-
hero, diesen Schmertzen in etwas zu lindern,
arbeitete sie mit eigener Hand ein Meß-Ge-
wand aus gewissem Zeug, den sie bey sich hat-
te, des Vorhabens, selbes dem heiligen Sena-
no
zu schicken, damit er es bey Ablesung der
heiligen Meß gebrauchen möchte. Als sie es
verfertiget, fande sie keine Gelegenheit, solches
diesem heiligen Mann zuzusänden; massen kein
Schiff, noch Mensch dahin reißte. Als sie sich
mit diesen Gedancken beschäfftigte, fühlte sie ei-
ne innerliche Anmahnung, durch ein Wunder-
volles Mittel auf die Göttliche Vorsichtigkeit
ihr Vertrauen zu setzen. Sie machte also ein
Körblein aus Binsen, verwahrte darinnen
wohl das Meß-Gewand, samt einem Brief,
in deme sie den heiligen Abbt bittete, daß,
wenn er bey dem Altar dieser Gab sich bedient,
er sich möchte gefallen lassen, ihr einen gewand-
leten Particul zuzusenden, den sie so innbrün-
stig verlangte. Sie machte über den Fluß das
heilige Creutz-Zeichen, legte das Körblein auf
das Wasser, und befahle es GOtt, der denen
Elementen gebietet. Sihe Wunder! alsbald
schwimmte das Körblein, von GOtt geleitet,
den Fluß hinab, bis an das Meer, und eylte,
gerad gegen obernannte Insul zu, da es an

dem

Von dem H. Altars-Sacrament.
in allem Vergnügen; wegen innerlichem Her-
zens-Troſt, mit deme GOtt ihren Geiſt über-
goſſe. Eines fiele ihr über alle Maſſen ſchwer,
daß ſie nemlich in der Einöde das heilige Al-
tars-Geheimnus nicht genieſſen kunte. Da-
hero, dieſen Schmertzen in etwas zu lindern,
arbeitete ſie mit eigener Hand ein Meß-Ge-
wand aus gewiſſem Zeug, den ſie bey ſich hat-
te, des Vorhabens, ſelbes dem heiligen Sena-
no
zu ſchicken, damit er es bey Ableſung der
heiligen Meß gebrauchen möchte. Als ſie es
verfertiget, fande ſie keine Gelegenheit, ſolches
dieſem heiligen Mann zuzuſänden; maſſen kein
Schiff, noch Menſch dahin reißte. Als ſie ſich
mit dieſen Gedancken beſchäfftigte, fühlte ſie ei-
ne innerliche Anmahnung, durch ein Wunder-
volles Mittel auf die Göttliche Vorſichtigkeit
ihr Vertrauen zu ſetzen. Sie machte alſo ein
Körblein aus Binſen, verwahrte darinnen
wohl das Meß-Gewand, ſamt einem Brief,
in deme ſie den heiligen Abbt bittete, daß,
wenn er bey dem Altar dieſer Gab ſich bedient,
er ſich möchte gefallen laſſen, ihr einen gewand-
leten Particul zuzuſenden, den ſie ſo innbrün-
ſtig verlangte. Sie machte über den Fluß das
heilige Creutz-Zeichen, legte das Körblein auf
das Waſſer, und befahle es GOtt, der denen
Elementen gebietet. Sihe Wunder! alsbald
ſchwimmte das Körblein, von GOtt geleitet,
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gerad gegen obernannte Inſul zu, da es an

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[75/0112] Von dem H. Altars-Sacrament. in allem Vergnügen; wegen innerlichem Her- zens-Troſt, mit deme GOtt ihren Geiſt über- goſſe. Eines fiele ihr über alle Maſſen ſchwer, daß ſie nemlich in der Einöde das heilige Al- tars-Geheimnus nicht genieſſen kunte. Da- hero, dieſen Schmertzen in etwas zu lindern, arbeitete ſie mit eigener Hand ein Meß-Ge- wand aus gewiſſem Zeug, den ſie bey ſich hat- te, des Vorhabens, ſelbes dem heiligen Sena- no zu ſchicken, damit er es bey Ableſung der heiligen Meß gebrauchen möchte. Als ſie es verfertiget, fande ſie keine Gelegenheit, ſolches dieſem heiligen Mann zuzuſänden; maſſen kein Schiff, noch Menſch dahin reißte. Als ſie ſich mit dieſen Gedancken beſchäfftigte, fühlte ſie ei- ne innerliche Anmahnung, durch ein Wunder- volles Mittel auf die Göttliche Vorſichtigkeit ihr Vertrauen zu ſetzen. Sie machte alſo ein Körblein aus Binſen, verwahrte darinnen wohl das Meß-Gewand, ſamt einem Brief, in deme ſie den heiligen Abbt bittete, daß, wenn er bey dem Altar dieſer Gab ſich bedient, er ſich möchte gefallen laſſen, ihr einen gewand- leten Particul zuzuſenden, den ſie ſo innbrün- ſtig verlangte. Sie machte über den Fluß das heilige Creutz-Zeichen, legte das Körblein auf das Waſſer, und befahle es GOtt, der denen Elementen gebietet. Sihe Wunder! alsbald ſchwimmte das Körblein, von GOtt geleitet, den Fluß hinab, bis an das Meer, und eylte, gerad gegen obernannte Inſul zu, da es an dem

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/112>, abgerufen am 24.11.2024.