erstens eine unübersehbare Arbeit in der Verwaltung und der all- gemeinen Kultur bereits geliefert sein, deren Geist und Ergebnis sich zu der Möglichkeit und Notwendigkeit solcher Stellungen verdichtet; und zweitens setzt jede einzelne Thätigkeit höherer Funktionäre die Vorarbeit vieler subalterner voraus, die sich in ihr konzentrieren; so dass die Qualität solcher Arbeit wirklich nur durch ein sehr hohes Quantum bereits geleisteter und in sie eingehender Arbeit zustande kommt Ja, gegenüber der "unqualifizierten" beruht alle quali- fizierte Arbeit als solche keineswegs nur auf der höheren Ausbildung des Arbeiters, sondern ebenso auch auf der höheren und komplizierteren Struktur der objektiven Arbeitsbedingungen, des Materials und der historisch-technischen Organisation. Damit auch der mittelmässigste Klavierspieler möglich sei, bedarf es einer so alten und breiten Tradition, eines so unübersehbaren über-subjektiven Bestandes tech- nischer und artistischer Arbeitsprodukte, dass allerdings diese in sie eingegangenen Schätze seine Arbeit weit über die vielleicht subjektiv viel erheblichere des Seiltänzers oder Taschenspielers erheben. Und so im allgemeinen: was wir als die höheren Leistungen schätzen, nur nach der Kategorie des Berufes und ohne dass personale Momente ihre Höhe bewirkten, das sind diejenigen, die in dem Aufbau der Kultur die relativ abschliessenden, am meisten von langer Hand vorbereiteten sind, die ein Maximum von Arbeit Vor- und Mitlebender als ihre tech- nische Bedingung in sich aufnehmen -- so ungerecht es auch sei, aus diesem, durch ganz überpersönliche Ursachen entstandenen Wert der objektiven Arbeitsleistung für den zufälligen Träger derselben eine besonders hohe Entlohnung oder Schätzung herzuleiten. Auch wird dieser Massstab selbstverständlich nicht genau innegehalten. Wertungen von Leistungen und Produkten, die durch ihn begründet sind, werden auf andere, dieses Rechtsgrundes entbehrende, übertragen: sei es wegen äusserlich-formeller Ähnlichkeit, sei es wegen historischer Verknüpfung mit jenen, sei es, weil die Inhaber der betreffenden Berufe eine aus anderer Quelle fliessende, soziale Macht zur Steigerung ihrer Schätzung benutzen. Ohne solche, aus der Komplikation des historischen Lebens folgende Zufälligkeiten abzurechnen, lässt sich aber überhaupt kein einziger prinzipieller Zusammenhang in sozialen Dingen behaupten. Im grossen und ganzen kann, wie mir scheint, die Deutung aufrecht erhalten werden: dass die verschiedene Wertung der Leistungsquali- täten, bei Gleichheit der subjektiven Arbeitsmühe, dennoch der Ver- schiedenheit der Arbeitsquanten entspricht, die in vermittelter Form in den betreffenden Leistungen enthalten sind. So erst wäre der Gewinn für die theoretische Vereinheitlichung der ökonomischen
erstens eine unübersehbare Arbeit in der Verwaltung und der all- gemeinen Kultur bereits geliefert sein, deren Geist und Ergebnis sich zu der Möglichkeit und Notwendigkeit solcher Stellungen verdichtet; und zweitens setzt jede einzelne Thätigkeit höherer Funktionäre die Vorarbeit vieler subalterner voraus, die sich in ihr konzentrieren; so daſs die Qualität solcher Arbeit wirklich nur durch ein sehr hohes Quantum bereits geleisteter und in sie eingehender Arbeit zustande kommt Ja, gegenüber der „unqualifizierten“ beruht alle quali- fizierte Arbeit als solche keineswegs nur auf der höheren Ausbildung des Arbeiters, sondern ebenso auch auf der höheren und komplizierteren Struktur der objektiven Arbeitsbedingungen, des Materials und der historisch-technischen Organisation. Damit auch der mittelmäſsigste Klavierspieler möglich sei, bedarf es einer so alten und breiten Tradition, eines so unübersehbaren über-subjektiven Bestandes tech- nischer und artistischer Arbeitsprodukte, daſs allerdings diese in sie eingegangenen Schätze seine Arbeit weit über die vielleicht subjektiv viel erheblichere des Seiltänzers oder Taschenspielers erheben. Und so im allgemeinen: was wir als die höheren Leistungen schätzen, nur nach der Kategorie des Berufes und ohne daſs personale Momente ihre Höhe bewirkten, das sind diejenigen, die in dem Aufbau der Kultur die relativ abschlieſsenden, am meisten von langer Hand vorbereiteten sind, die ein Maximum von Arbeit Vor- und Mitlebender als ihre tech- nische Bedingung in sich aufnehmen — so ungerecht es auch sei, aus diesem, durch ganz überpersönliche Ursachen entstandenen Wert der objektiven Arbeitsleistung für den zufälligen Träger derselben eine besonders hohe Entlohnung oder Schätzung herzuleiten. Auch wird dieser Maſsstab selbstverständlich nicht genau innegehalten. Wertungen von Leistungen und Produkten, die durch ihn begründet sind, werden auf andere, dieses Rechtsgrundes entbehrende, übertragen: sei es wegen äuſserlich-formeller Ähnlichkeit, sei es wegen historischer Verknüpfung mit jenen, sei es, weil die Inhaber der betreffenden Berufe eine aus anderer Quelle flieſsende, soziale Macht zur Steigerung ihrer Schätzung benutzen. Ohne solche, aus der Komplikation des historischen Lebens folgende Zufälligkeiten abzurechnen, läſst sich aber überhaupt kein einziger prinzipieller Zusammenhang in sozialen Dingen behaupten. Im groſsen und ganzen kann, wie mir scheint, die Deutung aufrecht erhalten werden: daſs die verschiedene Wertung der Leistungsquali- täten, bei Gleichheit der subjektiven Arbeitsmühe, dennoch der Ver- schiedenheit der Arbeitsquanten entspricht, die in vermittelter Form in den betreffenden Leistungen enthalten sind. So erst wäre der Gewinn für die theoretische Vereinheitlichung der ökonomischen
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erstens eine unübersehbare Arbeit in der Verwaltung und der all-
gemeinen Kultur bereits geliefert sein, deren Geist und Ergebnis sich
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und zweitens setzt jede einzelne Thätigkeit höherer Funktionäre die
Vorarbeit vieler subalterner voraus, die sich in ihr konzentrieren; so
daſs die Qualität solcher Arbeit wirklich nur durch ein sehr hohes
Quantum bereits geleisteter und in sie eingehender Arbeit zustande
kommt Ja, gegenüber der „unqualifizierten“ beruht alle quali-
fizierte Arbeit als solche keineswegs nur auf der höheren Ausbildung
des Arbeiters, sondern ebenso auch auf der höheren und komplizierteren
Struktur der objektiven Arbeitsbedingungen, des Materials und der
historisch-technischen Organisation. Damit auch der mittelmäſsigste
Klavierspieler möglich sei, bedarf es einer so alten und breiten
Tradition, eines so unübersehbaren über-subjektiven Bestandes tech-
nischer und artistischer Arbeitsprodukte, daſs allerdings diese in sie
eingegangenen Schätze seine Arbeit weit über die vielleicht subjektiv
viel erheblichere des Seiltänzers oder Taschenspielers erheben. Und
so im allgemeinen: was wir als die höheren Leistungen schätzen, nur
nach der Kategorie des Berufes und ohne daſs personale Momente ihre
Höhe bewirkten, das sind diejenigen, die in dem Aufbau der Kultur
die relativ abschlieſsenden, am meisten von langer Hand vorbereiteten
sind, die ein Maximum von Arbeit Vor- und Mitlebender als ihre tech-
nische Bedingung in sich aufnehmen — so ungerecht es auch sei, aus
diesem, durch ganz überpersönliche Ursachen entstandenen Wert der
objektiven Arbeitsleistung für den zufälligen Träger derselben eine
besonders hohe Entlohnung oder Schätzung herzuleiten. Auch wird
dieser Maſsstab selbstverständlich nicht genau innegehalten. Wertungen
von Leistungen und Produkten, die durch ihn begründet sind, werden
auf andere, dieses Rechtsgrundes entbehrende, übertragen: sei es wegen
äuſserlich-formeller Ähnlichkeit, sei es wegen historischer Verknüpfung
mit jenen, sei es, weil die Inhaber der betreffenden Berufe eine aus
anderer Quelle flieſsende, soziale Macht zur Steigerung ihrer Schätzung
benutzen. Ohne solche, aus der Komplikation des historischen Lebens
folgende Zufälligkeiten abzurechnen, läſst sich aber überhaupt kein
einziger prinzipieller Zusammenhang in sozialen Dingen behaupten.
Im groſsen und ganzen kann, wie mir scheint, die Deutung aufrecht
erhalten werden: daſs die verschiedene Wertung der Leistungsquali-
täten, bei Gleichheit der subjektiven Arbeitsmühe, dennoch der Ver-
schiedenheit der Arbeitsquanten entspricht, die in vermittelter Form
in den betreffenden Leistungen enthalten sind. So erst wäre der
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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/464>, abgerufen am 22.11.2024.
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