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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh. Angeli andertes Buch
133 Die Gelassenheit.
Freund glaub es/ heist mich GOtt nicht in den Himmel
gehn/
So wil ich lieber hier/ auch in der Höllen stehn.
134. Die Gleichheit.
Wer nirgends ist gebohrn/ und niemand wird bekandt/
Der hat auch in der Höll sein liebes Vaterland.
135. Die Gelassenheit.
Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunst/ Weißheit/ Reich-
thum/ Schein:
Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater seyn.
136. Eben von derselben.
Geh auß/ so geht Gott ein: Stirb dir/ so lebstu GOtt:
Sey nicht/ so ist es Er: thu nichts/ so gschicht' s Geboth.
137. Schrifft ohne Geist ist nichts.
Die Schrifft ist Schrifft sonst nichts. Mein Trost ist
Wesenheit/
Und daß GOtt in mir spricht das Wort der Ewigkeit.
138. Der Schönst' im Himmelreich.
Die Seele/ welche hir noch kleiner ist als klein/
Wird in dem Himmelreich die schönste Göttin seyn.
139. Wie kan man Englisch seyn?
Kind wiltu Englisch seyn/ so kanstu es bereit:
Wie dann? sie leben stäts in unannehmlichkeit.
140. Die Selbst-vernichtigung.
Nichts bringt dich über dich als die Vernichtigkeit:
Wer mehr Vernichtigt ist/ der hat mehr Göttlichkeit.
141. Der
Joh. Angeli andertes Buch
133 Die Gelaſſenheit.
Freund glaub es/ heiſt mich GOtt nicht in den Himmel
gehn/
So wil ich lieber hier/ auch in der Hoͤllen ſtehn.
134. Die Gleichheit.
Wer nirgends iſt gebohrn/ und niemand wird bekandt/
Der hat auch in der Hoͤll ſein liebes Vaterland.
135. Die Gelaſſenheit.
Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunſt/ Weißheit/ Reich-
thum/ Schein:
Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater ſeyn.
136. Eben von derſelben.
Geh auß/ ſo geht Gott ein: Stirb dir/ ſo lebſtu GOtt:
Sey nicht/ ſo iſt es Er: thu nichts/ ſo gſchicht’ s Geboth.
137. Schrifft ohne Geiſt iſt nichts.
Die Schrifft iſt Schrifft ſonſt nichts. Mein Troſt iſt
Weſenheit/
Und daß GOtt in mir ſpricht das Wort der Ewigkeit.
138. Der Schoͤnſt’ im Himmelreich.
Die Seele/ welche hir noch kleiner iſt als klein/
Wird in dem Himmelreich die ſchoͤnſte Goͤttin ſeyn.
139. Wie kan man Engliſch ſeyn?
Kind wiltu Engliſch ſeyn/ ſo kanſtu es bereit:
Wie dann? ſie leben ſtaͤts in unannehmlichkeit.
140. Die Selbſt-vernichtigung.
Nichts bringt dich uͤber dich als die Vernichtigkeit:
Wer mehr Vernichtigt iſt/ der hat mehr Goͤttlichkeit.
141. Der
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[78/0084] Joh. Angeli andertes Buch 133 Die Gelaſſenheit. Freund glaub es/ heiſt mich GOtt nicht in den Himmel gehn/ So wil ich lieber hier/ auch in der Hoͤllen ſtehn. 134. Die Gleichheit. Wer nirgends iſt gebohrn/ und niemand wird bekandt/ Der hat auch in der Hoͤll ſein liebes Vaterland. 135. Die Gelaſſenheit. Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunſt/ Weißheit/ Reich- thum/ Schein: Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater ſeyn. 136. Eben von derſelben. Geh auß/ ſo geht Gott ein: Stirb dir/ ſo lebſtu GOtt: Sey nicht/ ſo iſt es Er: thu nichts/ ſo gſchicht’ s Geboth. 137. Schrifft ohne Geiſt iſt nichts. Die Schrifft iſt Schrifft ſonſt nichts. Mein Troſt iſt Weſenheit/ Und daß GOtt in mir ſpricht das Wort der Ewigkeit. 138. Der Schoͤnſt’ im Himmelreich. Die Seele/ welche hir noch kleiner iſt als klein/ Wird in dem Himmelreich die ſchoͤnſte Goͤttin ſeyn. 139. Wie kan man Engliſch ſeyn? Kind wiltu Engliſch ſeyn/ ſo kanſtu es bereit: Wie dann? ſie leben ſtaͤts in unannehmlichkeit. 140. Die Selbſt-vernichtigung. Nichts bringt dich uͤber dich als die Vernichtigkeit: Wer mehr Vernichtigt iſt/ der hat mehr Goͤttlichkeit. 141. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/84>, abgerufen am 27.11.2024.