Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 238. Das Wesentliche Gebethe. Wer lauters Hertzens lebt/ und geht auff Christi Bahn/Der bethet wesentlich GOtt in sich selber an. 239, GOtt lobt man in der stille. Meinstu O armer Mensch/ daß deines Munds geschreyDer rechte Lobgesang der stillen GOttheit sey? 240. Das still schweigende Gebeth. GOtt ist so überalls daß man nichts sprechen kan:Drumb bettestu Jhn auch mit schweigen besser an. 241. GOttes Leibgedinge. Mein Leib (O Herligkeit!) ist GOttes Leib-gedinge/Drumb schätzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe. 242. Die Thür muß offen seyn. Eröffene die Thür/ so komt der heilge Geist/Der Vater/ und der Sohn/ Dreyeinig eingereist. 243. Das Wohnhauß GOttes. Christ/ so du JEsum liebst und seine Sanfftmutt hast/So findet GOtt in dir sein Woynhauß/ Ruh/ und rast. 244. Die Liebe ist der weisen Stein. Lied' ist der weisen Stein: sie scheidet Gold auß koth/Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in GOtt. 245. Es muß vereinigt werden. Jm fall die Liebe dich versetzen sol auß Peyn/Muß deine Menschheit vor mit GOttes Eines seyn. 246. Die
Joh: Angeli erſtes Buch 238. Das Weſentliche Gebethe. Wer lauters Hertzens lebt/ und geht auff Chriſti Bahn/Der bethet weſentlich GOtt in ſich ſelber an. 239, GOtt lobt man in der ſtille. Meinſtu O armer Menſch/ daß deines Munds geſchreyDer rechte Lobgeſang der ſtillen GOttheit ſey? 240. Das ſtill ſchweigende Gebeth. GOtt iſt ſo uͤberalls daß man nichts ſprechen kan:Drumb betteſtu Jhn auch mit ſchweigen beſſer an. 241. GOttes Leibgedinge. Mein Leib (O Herligkeit!) iſt GOttes Leib-gedinge/Drumb ſchaͤtzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe. 242. Die Thuͤr muß offen ſeyn. Eroͤffene die Thuͤr/ ſo komt der heilge Geiſt/Der Vater/ und der Sohn/ Dreyeinig eingereiſt. 243. Das Wohnhauß GOttes. Chriſt/ ſo du JEſum liebſt und ſeine Sanfftmutt haſt/So findet GOtt in dir ſein Woynhauß/ Ruh/ und raſt. 244. Die Liebe iſt der weiſen Stein. Lied’ iſt der weiſen Stein: ſie ſcheidet Gold auß koth/Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in GOtt. 245. Es muß vereinigt werden. Jm fall die Liebe dich verſetzen ſol auß Peyn/Muß deine Menſchheit vor mit GOttes Eines ſeyn. 246. Die
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Joh: Angeli erſtes Buch
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239, GOtt lobt man in der ſtille.
Meinſtu O armer Menſch/ daß deines Munds geſchrey
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243. Das Wohnhauß GOttes.
Chriſt/ ſo du JEſum liebſt und ſeine Sanfftmutt haſt/
So findet GOtt in dir ſein Woynhauß/ Ruh/ und raſt.
244. Die Liebe iſt der weiſen Stein.
Lied’ iſt der weiſen Stein: ſie ſcheidet Gold auß koth/
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/58>, abgerufen am 17.07.2024. |