Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli erstes Buch 206. Wie heist der Neue Mensch? Wiltu den Neuen Mensch und seinen Namen kennen/So frage GOtt zuvor wie er pflegt sich zunennen. 207. Die schönste Gasterey. O süsse Gasterey! GOtt selber wird der Wein/Die Speise/ Tisch/ Musik/ und der bediener seyn! 208. Die seelige Völlerey. Zu viel ist niemals gutt/ ich hasse Völler ey!Doch wünsch' ich daß ich GOtts so Voll als Jesus sey! 209. Wie der Mund so der Trank. Die Hure Babylon trinkt Blutt/ und trinkt den Tod:O grosser unterscheid! Jch trinke Blutt und GOtt. 210. Je auffgegebner je Göttlicher. Die Heilgen sind so viel von Gottes Gottheit trunken/So viel sie sind in jhm verlohren und versunken. 211. Das Himmelreich ist der Gewalt- Nicht GOtt gibts Himmelreich: du selbst musts zu dirsamen. ziehn/ Und dich mit gantzer macht und Eyfer drumb bemühn. 212. Jch wie GOtt/ GOtt wie ich. GOtt ist das was Er ist: Jch was ich durch ihn bin:Doch kennstu einen wol/ so kenstu mich und Jhn. 213. Die Sünde. Der durst ist nicht ein Ding/ und doch kan er dich plagen:Wie sol dann nicht die Sünd den bösen Ewig Nagen? 214. Die
Joh: Angeli erſtes Buch 206. Wie heiſt der Neue Menſch? Wiltu den Neuen Menſch und ſeinen Namen kennen/So frage GOtt zuvor wie er pflegt ſich zunennen. 207. Die ſchoͤnſte Gaſterey. O ſuͤſſe Gaſterey! GOtt ſelber wird der Wein/Die Speiſe/ Tiſch/ Muſik/ und der bediener ſeyn! 208. Die ſeelige Voͤllerey. Zu viel iſt niemals gutt/ ich haſſe Voͤller ey!Doch wuͤnſch’ ich daß ich GOtts ſo Voll als Jeſus ſey! 209. Wie der Mund ſo der Trank. Die Hure Babylon trinkt Blutt/ und trinkt den Tod:O groſſer unterſcheid! Jch trinke Blutt und GOtt. 210. Je auffgegebner je Goͤttlicher. Die Heilgen ſind ſo viel von Gottes Gottheit trunken/So viel ſie ſind in jhm verlohren und verſunken. 211. Das Himmelreich iſt der Gewalt- Nicht GOtt gibts Himmelreich: du ſelbſt muſts zu dirſamen. ziehn/ Und dich mit gantzer macht und Eyfer drumb bemuͤhn. 212. Jch wie GOtt/ GOtt wie ich. GOtt iſt das was Er iſt: Jch was ich durch ihn bin:Doch kennſtu einen wol/ ſo kenſtu mich und Jhn. 213. Die Suͤnde. Der durſt iſt nicht ein Ding/ und doch kan er dich plagen:Wie ſol dann nicht die Suͤnd den boͤſen Ewig Nagen? 214. Die
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Joh: Angeli erſtes Buch
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207. Die ſchoͤnſte Gaſterey.
O ſuͤſſe Gaſterey! GOtt ſelber wird der Wein/
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Zu viel iſt niemals gutt/ ich haſſe Voͤller ey!
Doch wuͤnſch’ ich daß ich GOtts ſo Voll als Jeſus ſey!
209. Wie der Mund ſo der Trank.
Die Hure Babylon trinkt Blutt/ und trinkt den Tod:
O groſſer unterſcheid! Jch trinke Blutt und GOtt.
210. Je auffgegebner je Goͤttlicher.
Die Heilgen ſind ſo viel von Gottes Gottheit trunken/
So viel ſie ſind in jhm verlohren und verſunken.
211. Das Himmelreich iſt der Gewalt-
ſamen.
Nicht GOtt gibts Himmelreich: du ſelbſt muſts zu dir
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Und dich mit gantzer macht und Eyfer drumb bemuͤhn.
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GOtt iſt das was Er iſt: Jch was ich durch ihn bin:
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Der durſt iſt nicht ein Ding/ und doch kan er dich plagen:
Wie ſol dann nicht die Suͤnd den boͤſen Ewig Nagen?
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/54>, abgerufen am 16.07.2024. |