Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- und schlußr. 118. Der Geist bleibt allzeit frey. Schleuß mich so streng du wilt in tausend Eisen ein/Jch werde doch gantz frey/ und ungefasselt seyn. 119. Zum Ursprung mustu gehn. Mensch in dem Ursprung ist das Wasser rein und klar/Trinkstu nicht auß dem Qual/ so stehstu in Gefahr. 120. Die Perle wird vom Thau. Die Schneke lekt den Thau/ und ich HERR CHristdein Blut: Jn beiden wird gehohrn ein kostbarliches Gut. 121. Durch die Menschheit zu der Wiltu den Perlethau der edlen GOttheit fangen/GOttheit. So mustu unverrukt an seiner Menschheit hangen. 122. Die Sinligkeit bringt Leyd. Ein Auge das sich nie der Lust deß sehns entbricht:Wird endlich gar Verblendt/ und siht sich selbsten nicht/ 123. GOtt klagt umb seine Braut. Die Turtel Daube klagt/ daß sie den Mann verlohren/Und GOtt/ daß du den Tod/ für Jhn dir hast erkohren. 124. Du musts hinwider seyn. Gott ist dir worden Mensch/ wirstu nicht wieder Gott/So schmähstu die Geburt/ und hönest seinen Tod. 125. Die Gleichheit hat nicht Pein. Wem alles Gleiche gilt/ den rühret keine Pein/Und solt' er auch im Pful der tieffsten Höllen seyn. 126. Begehrn
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 118. Der Geiſt bleibt allzeit frey. Schleuß mich ſo ſtreng du wilt in tauſend Eiſen ein/Jch werde doch gantz frey/ und ungefaſſelt ſeyn. 119. Zum Urſprung muſtu gehn. Menſch in dem Urſprung iſt das Waſſer rein und klar/Trinkſtu nicht auß dem Qual/ ſo ſtehſtu in Gefahr. 120. Die Perle wird vom Thau. Die Schneke lekt den Thau/ und ich HERR CHriſtdein Blut: Jn beiden wird gehohrn ein koſtbarliches Gut. 121. Durch die Menſchheit zu der Wiltu den Perlethau der edlen GOttheit fangen/GOttheit. So muſtu unverrukt an ſeiner Menſchheit hangen. 122. Die Sinligkeit bringt Leyd. Ein Auge das ſich nie der Luſt deß ſehns entbricht:Wird endlich gar Verblendt/ und ſiht ſich ſelbſten nicht/ 123. GOtt klagt umb ſeine Braut. Die Turtel Daube klagt/ daß ſie den Mann verlohren/Und GOtt/ daß du den Tod/ fuͤr Jhn dir haſt erkohren. 124. Du muſts hinwider ſeyn. Gott iſt dir worden Menſch/ wirſtu nicht wieder Gott/So ſchmaͤhſtu die Geburt/ und hoͤneſt ſeinen Tod. 125. Die Gleichheit hat nicht Pein. Wem alles Gleiche gilt/ den ruͤhret keine Pein/Und ſolt’ er auch im Pful der tieffſten Hoͤllen ſeyn. 126. Begehrn
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Geiſtr. Sinn-und ſchlußr.
118. Der Geiſt bleibt allzeit frey.
Schleuß mich ſo ſtreng du wilt in tauſend Eiſen ein/
Jch werde doch gantz frey/ und ungefaſſelt ſeyn.
119. Zum Urſprung muſtu gehn.
Menſch in dem Urſprung iſt das Waſſer rein und klar/
Trinkſtu nicht auß dem Qual/ ſo ſtehſtu in Gefahr.
120. Die Perle wird vom Thau.
Die Schneke lekt den Thau/ und ich HERR CHriſt
dein Blut:
Jn beiden wird gehohrn ein koſtbarliches Gut.
121. Durch die Menſchheit zu der
GOttheit.
Wiltu den Perlethau der edlen GOttheit fangen/
So muſtu unverrukt an ſeiner Menſchheit hangen.
122. Die Sinligkeit bringt Leyd.
Ein Auge das ſich nie der Luſt deß ſehns entbricht:
Wird endlich gar Verblendt/ und ſiht ſich ſelbſten nicht/
123. GOtt klagt umb ſeine Braut.
Die Turtel Daube klagt/ daß ſie den Mann verlohren/
Und GOtt/ daß du den Tod/ fuͤr Jhn dir haſt erkohren.
124. Du muſts hinwider ſeyn.
Gott iſt dir worden Menſch/ wirſtu nicht wieder Gott/
So ſchmaͤhſtu die Geburt/ und hoͤneſt ſeinen Tod.
125. Die Gleichheit hat nicht Pein.
Wem alles Gleiche gilt/ den ruͤhret keine Pein/
Und ſolt’ er auch im Pful der tieffſten Hoͤllen ſeyn.
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