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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli erstes Buch
94. Die Demut.
Die Demut ist der Grund/ der Dekkel/ und der schreyn/
Jn dem die Tugenden stehn und beschlossen seyn.
95. Die Lauterkeit.
W[a]nn ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin/
So weud' ich mich umb GOtt zu finden nirgends hin.
96. GOtt mag nichts ohne mich.
GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Würmlein
machen:
Erhalt' ichs nicht mit Jhm/ so muß es straks zukrachen/
97. Mit GOtt vereinigt seyn/ ist
gut für Ewge Pein.
Wer GOtt vereinigt ist/ den kan Er nicht verdammen:
Erstürtze sich dann selbst mit jhm in Tod und Flammen.
98. Der todte Wille herscht.
Dafern mein Will' ist todt/ so muß GOtt waß ich wil:
Jch schreib Jhm selber für das Muster und das Zil.
99. Der Gelassenheit gilts gleiche.
Jch lasse mich GOtt gantz/ wil Er mir Leyden machen/
So wil ich Jhm so wol/ als ob den Freuden lachen.
100. Eins hält das ander.
GOtt ist so vil an mir/ als mir an Jhm gelegen/
Sein wesen helff ich Jhm/ wie Er das meine hegen.
101. Christus.
Hört wunder! Christus ist das Lamb und auch der Hirt/
Wenn Gott in meiner Seel ein Mensch gebohren wird.
102. Die
Joh: Angeli erſtes Buch
94. Die Demut.
Die Demut iſt der Grund/ der Dekkel/ und der ſchreyn/
Jn dem die Tugenden ſtehn und beſchloſſen ſeyn.
95. Die Lauterkeit.
W[a]nn ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin/
So weud’ ich mich umb GOtt zu finden nirgends hin.
96. GOtt mag nichts ohne mich.
GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Wuͤrmlein
machen:
Erhalt’ ichs nicht mit Jhm/ ſo muß es ſtraks zukrachen/
97. Mit GOtt vereinigt ſeyn/ iſt
gut fuͤr Ewge Pein.
Wer GOtt vereinigt iſt/ den kan Er nicht verdammen:
Erſtuͤrtze ſich dann ſelbſt mit jhm in Tod und Flam̄en.
98. Der todte Wille herſcht.
Dafern mein Will’ iſt todt/ ſo muß GOtt waß ich wil:
Jch ſchreib Jhm ſelber fuͤr das Muſter und das Zil.
99. Der Gelaſſenheit gilts gleiche.
Jch laſſe mich GOtt gantz/ wil Er mir Leyden machen/
So wil ich Jhm ſo wol/ als ob den Freuden lachen.
100. Eins haͤlt das ander.
GOtt iſt ſo vil an mir/ als mir an Jhm gelegen/
Sein weſen helff ich Jhm/ wie Er das meine hegen.
101. Chriſtus.
Hoͤrt wunder! Chriſtus iſt das Lamb und auch der Hirt/
Wenn Gott in meiner Seel ein Menſch gebohren wird.
102. Die
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[34/0040] Joh: Angeli erſtes Buch 94. Die Demut. Die Demut iſt der Grund/ der Dekkel/ und der ſchreyn/ Jn dem die Tugenden ſtehn und beſchloſſen ſeyn. 95. Die Lauterkeit. Wann ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin/ So weud’ ich mich umb GOtt zu finden nirgends hin. 96. GOtt mag nichts ohne mich. GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Wuͤrmlein machen: Erhalt’ ichs nicht mit Jhm/ ſo muß es ſtraks zukrachen/ 97. Mit GOtt vereinigt ſeyn/ iſt gut fuͤr Ewge Pein. Wer GOtt vereinigt iſt/ den kan Er nicht verdammen: Erſtuͤrtze ſich dann ſelbſt mit jhm in Tod und Flam̄en. 98. Der todte Wille herſcht. Dafern mein Will’ iſt todt/ ſo muß GOtt waß ich wil: Jch ſchreib Jhm ſelber fuͤr das Muſter und das Zil. 99. Der Gelaſſenheit gilts gleiche. Jch laſſe mich GOtt gantz/ wil Er mir Leyden machen/ So wil ich Jhm ſo wol/ als ob den Freuden lachen. 100. Eins haͤlt das ander. GOtt iſt ſo vil an mir/ als mir an Jhm gelegen/ Sein weſen helff ich Jhm/ wie Er das meine hegen. 101. Chriſtus. Hoͤrt wunder! Chriſtus iſt das Lamb und auch der Hirt/ Wenn Gott in meiner Seel ein Menſch gebohren wird. 102. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/40>, abgerufen am 27.11.2024.