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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli erstes Buch
78. Das Geschöpff ist nur ein stüpffchin.
Schau alles was GOtt schuf/ ist meinem Geist so klein/
Daß es jhm scheint in jhm ein eintzig Stüpfchen seyn.
79. GOtt trägt volkommne Friichte.
Wer mir Vollkommenheit wie Gott hat ab-wil-sprechen/
Der müste mich zuvor von seinem Weinstok brechen.
80. Ein jedes in dem seinigen.
Der Vogel in der Lufft/ der Stein ruht auff dem Land/
Jm Wasser lebt der Fisch/ mein Geist in GOttes Hand.
81. GOtt blüht auß seinen Zweigen.
Bistu auß GOtt gebohrn/ so blühet GOtt in dir:
Und seine GOttheit ist dein Safft und deine Zier.
82. Der Himmel ist in dir.
Halt an wo lauffstu hin/ der Himmel ist in dir:
Suchstu GOtt anders wo/ du fehlst Jhn für und für.
83. Wie kan man GOttes genissen.
GOtt ist ein Einges Ein/ wer seiner wil geniessen/
Muß sich nicht weniger als Er/ in Jhn einschlissen.
84. Wie wird man GOtte gleich?
Wer GOtt wil gleiche seyn/ muß allem ungleich werden.
Muß ledig seiner selbst/ und loß seyn von beschwerden.
85. Wie hört man GOttes Wort?
So du das Ewge Wort in dir wilt hören sprechen:
So mustu dich zuvor vom hören gantz entbrechen.
86. Jch
Joh: Angeli erſtes Buch
78. Das Geſchoͤpff iſt nur ein ſtüpffchin.
Schau alles was GOtt ſchuf/ iſt meinem Geiſt ſo klein/
Daß es jhm ſcheint in jhm ein eintzig Stuͤpfchen ſeyn.
79. GOtt traͤgt volkom̃ne Friichte.
Wer mir Vollkom̃enheit wie Gott hat ab-wil-ſprechen/
Der muͤſte mich zuvor von ſeinem Weinſtok brechen.
80. Ein jedes in dem ſeinigen.
Der Vogel in der Lufft/ der Stein ruht auff dem Land/
Jm Waſſer lebt der Fiſch/ mein Geiſt in GOttes Hand.
81. GOtt bluͤht auß ſeinen Zweigen.
Biſtu auß GOtt gebohrn/ ſo bluͤhet GOtt in dir:
Und ſeine GOttheit iſt dein Safft und deine Zier.
82. Der Himmel iſt in dir.
Halt an wo lauffſtu hin/ der Himmel iſt in dir:
Suchſtu GOtt anders wo/ du fehlſt Jhn fuͤr und fuͤr.
83. Wie kan man GOttes geniſſen.
GOtt iſt ein Einges Ein/ wer ſeiner wil genieſſen/
Muß ſich nicht weniger als Er/ in Jhn einſchliſſen.
84. Wie wird man GOtte gleich?
Wer GOtt wil gleiche ſeyn/ muß allem ungleich werden.
Muß ledig ſeiner ſelbſt/ und loß ſeyn von beſchwerden.
85. Wie hoͤrt man GOttes Wort?
So du das Ewge Wort in dir wilt hoͤren ſprechen:
So muſtu dich zuvor vom hoͤren gantz entbrechen.
86. Jch
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[32/0038] Joh: Angeli erſtes Buch 78. Das Geſchoͤpff iſt nur ein ſtüpffchin. Schau alles was GOtt ſchuf/ iſt meinem Geiſt ſo klein/ Daß es jhm ſcheint in jhm ein eintzig Stuͤpfchen ſeyn. 79. GOtt traͤgt volkom̃ne Friichte. Wer mir Vollkom̃enheit wie Gott hat ab-wil-ſprechen/ Der muͤſte mich zuvor von ſeinem Weinſtok brechen. 80. Ein jedes in dem ſeinigen. Der Vogel in der Lufft/ der Stein ruht auff dem Land/ Jm Waſſer lebt der Fiſch/ mein Geiſt in GOttes Hand. 81. GOtt bluͤht auß ſeinen Zweigen. Biſtu auß GOtt gebohrn/ ſo bluͤhet GOtt in dir: Und ſeine GOttheit iſt dein Safft und deine Zier. 82. Der Himmel iſt in dir. Halt an wo lauffſtu hin/ der Himmel iſt in dir: Suchſtu GOtt anders wo/ du fehlſt Jhn fuͤr und fuͤr. 83. Wie kan man GOttes geniſſen. GOtt iſt ein Einges Ein/ wer ſeiner wil genieſſen/ Muß ſich nicht weniger als Er/ in Jhn einſchliſſen. 84. Wie wird man GOtte gleich? Wer GOtt wil gleiche ſeyn/ muß allem ungleich werden. Muß ledig ſeiner ſelbſt/ und loß ſeyn von beſchwerden. 85. Wie hoͤrt man GOttes Wort? So du das Ewge Wort in dir wilt hoͤren ſprechen: So muſtu dich zuvor vom hoͤren gantz entbrechen. 86. Jch

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/38>, abgerufen am 23.11.2024.