Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- und schlußr. 71. Man muß das Wesen seyn. Lieb' üben hat viel Müh; wir sollen nicht alleinNur Lieben; sondern selhst/ wie GOtt die Liebe seyn. 72. Wie sicht man GOtt? GOtt wohnt in einem Licht/ zu dem die bahn gebricht:Wer es nicht selber wird/ der siht jhn Ewig nicht. 73. Der Mensch war GOttes Leben. Eh ich noch etwas ward/ da war ich GOttes Leben: *Drumm hat er auch für mich sich gantz und gar gegeben. * Joh. 1. Quod factum est in ipso vita erat. 74. Man sol zum anfang kommen. Der Geist den GOtt mir hat im Schöpffen eingehaucht/Sol wider * Wesentlich in Jhm stehn eingetaucht. * Warhafftig/ gäntzlich/ jnniglich/ also Wesentliche einkehrung beym Blosio instit. c. 3. num. 8. 75. Dein Abgott/ dein begehren. Begehrstu was mit GOtt/ ich sage klar und frey/(Wie Heylig du auch bist) daß es dein Abgott sey. 76. Nichts wollen macht GOtte gleich. GOtt ist die Ewge Ruh/ weil Er nichts sucht noch wil:Wiltu ingleichem nichts/ so bistu eben vil. 77. Die dinge sind geringe. Wie klein ist doch der Mensch/ der etwas groß thutschätzen/ Und sich nicht über sich in GOttes Thron einsetzen! 78. Das B 5
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 71. Man muß das Weſen ſeyn. Lieb’ uͤben hat viel Muͤh; wir ſollen nicht alleinNur Lieben; ſondern ſelhſt/ wie GOtt die Liebe ſeyn. 72. Wie ſicht man GOtt? GOtt wohnt in einem Licht/ zu dem die bahn gebricht:Wer es nicht ſelber wird/ der ſiht jhn Ewig nicht. 73. Der Menſch war GOttes Leben. Eh ich noch etwas ward/ da war ich GOttes Leben: *Drum̃ hat er auch fuͤr mich ſich gantz und gar gegeben. * Joh. 1. Quod factum eſt in ipſo vita erat. 74. Man ſol zum anfang kommen. Der Geiſt den GOtt mir hat im Schoͤpffen eingehaucht/Sol wider * Weſentlich in Jhm ſtehn eingetaucht. * Warhafftig/ gaͤntzlich/ jnniglich/ alſo Weſentliche einkehrung beym Bloſio inſtit. c. 3. num. 8. 75. Dein Abgott/ dein begehren. Begehrſtu was mit GOtt/ ich ſage klar und fꝛey/(Wie Heylig du auch biſt) daß es dein Abgott ſey. 76. Nichts wollen macht GOtte gleich. GOtt iſt die Ewge Ruh/ weil Er nichts ſucht noch wil:Wiltu ingleichem nichts/ ſo biſtu eben vil. 77. Die dinge ſind geringe. Wie klein iſt doch der Menſch/ der etwas groß thutſchaͤtzen/ Und ſich nicht uͤber ſich in GOttes Thron einſetzen! 78. Das B 5
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71. Man muß das Weſen ſeyn.
Lieb’ uͤben hat viel Muͤh; wir ſollen nicht allein
Nur Lieben; ſondern ſelhſt/ wie GOtt die Liebe ſeyn.
72. Wie ſicht man GOtt?
GOtt wohnt in einem Licht/ zu dem die bahn gebricht:
Wer es nicht ſelber wird/ der ſiht jhn Ewig nicht.
73. Der Menſch war GOttes Leben.
Eh ich noch etwas ward/ da war ich GOttes Leben:
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Drum̃ hat er auch fuͤr mich ſich gantz und gar gegeben.
* Joh. 1. Quod factum eſt in ipſo vita erat.
74. Man ſol zum anfang kommen.
Der Geiſt den GOtt mir hat im Schoͤpffen eingehaucht/
Sol wider
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Weſentlich in Jhm ſtehn eingetaucht.
* Warhafftig/ gaͤntzlich/ jnniglich/ alſo
Weſentliche einkehrung beym Bloſio inſtit.
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75. Dein Abgott/ dein begehren.
Begehrſtu was mit GOtt/ ich ſage klar und fꝛey/
(Wie Heylig du auch biſt) daß es dein Abgott ſey.
76. Nichts wollen macht GOtte gleich.
GOtt iſt die Ewge Ruh/ weil Er nichts ſucht noch wil:
Wiltu ingleichem nichts/ ſo biſtu eben vil.
77. Die dinge ſind geringe.
Wie klein iſt doch der Menſch/ der etwas groß thut
ſchaͤtzen/
Und ſich nicht uͤber ſich in GOttes Thron einſetzen!
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/37>, abgerufen am 16.07.2024. |