Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
21. Das ewige sol man suchen.
Die Ehre dieser Welt vergeht in kurtzer zeit:
Ach suche doch die Ehr der ewgen Seeligkeit!
22. Einen Dunst umbfassen ist thöricht.
Wie thöricht thut der Mann/ der einen Dunst umbfasst!
Wie thöricht/ der du Freud an eitler Ehre hast!
23. Sich nicht erkennen macht eitles rennen.
Wie daß der Mensch so toll nach eitlen Ehren rennt?
Es kommet/ weil er nicht sein' Ehr in GOtt erkennt.
24. Was man in sich hat/ sucht man nicht
draussen.
Wer in sich Ehre hat/ der sucht sie nicht von aussen.
Suchstu sie in der Welt/ so hastu sie noch draussen.
25. Der Weise sucht keinen aüsern Ehren
Stand.
Der Weise strebet nicht nach aüsrem Ehren stand:
Es ist ihm Ehr genug/ daß er GOtt nah verwandt.
26. Der Weisse ist voller Ehrn.
Der Weiß' ist voller Ehrn. Wie da? er ist erkist/
Daß er der wahren Ehr (GOtts) ewger Tempel ist.
27. Der Sünder hat keine Ehre.
Der Sünder ist des Thiers und aller Teuffel stall:
Drumb fählts ihm doch ann Ehren/ hätt' er sie überall.
28. Ein reicher Sünder ein vergoldter Koth.
Mensch kein vergoldter Koth ist reich geehrt und schön:
Die Sünder auch/ die gleich in lautrem Golde stehn.
29. Der
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
21. Das ewige ſol man ſuchen.
Die Ehre dieſer Welt vergeht in kurtzer zeit:
Ach ſuche doch die Ehr der ewgen Seeligkeit!
22. Einen Dunſt umbfaſſen iſt thoͤricht.
Wie thoͤricht thut der Mann/ der einen Dunſt umbfaſſt!
Wie thoͤricht/ der du Freud an eitler Ehre haſt!
23. Sich nicht erkennen macht eitles ren̄en.
Wie daß der Menſch ſo toll nach eitlen Ehren rennt?
Es kommet/ weil er nicht ſein’ Ehr in GOtt erkennt.
24. Was man in ſich hat/ ſucht man nicht
drauſſen.
Wer in ſich Ehre hat/ der ſucht ſie nicht von auſſen.
Suchſtu ſie in der Welt/ ſo haſtu ſie noch drauſſen.
25. Der Weiſe ſucht keinen auͤſern Ehren
Stand.
Der Weiſe ſtrebet nicht nach auͤſrem Ehren ſtand:
Es iſt ihm Ehr genug/ daß er GOtt nah verwandt.
26. Der Weiſſe iſt voller Ehrn.
Der Weiß’ iſt voller Ehrn. Wie da? er iſt erkiſt/
Daß er der wahren Ehr (GOtts) ewger Tempel iſt.
27. Der Suͤnder hat keine Ehre.
Der Suͤnder iſt des Thiers und aller Teuffel ſtall:
Drumb faͤhlts ihm doch ann Ehren/ haͤtt’ er ſie uͤberall.
28. Ein reicher Suͤnder ein vergoldter Koth.
Menſch kein vergoldter Koth iſt reich geehrt und ſchoͤn:
Die Suͤnder auch/ die gleich in lautrem Golde ſtehn.
29. Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0226" n="235[220]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. Sinn- und &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>21. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das ewige &#x017F;ol man &#x017F;uchen.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Ehre die&#x017F;er Welt vergeht in kurtzer zeit:</l><lb/>
          <l>Ach &#x017F;uche doch die Ehr der ewgen Seeligkeit!</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>22. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Einen Dun&#x017F;t umbfa&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t tho&#x0364;richt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wie tho&#x0364;richt thut der Mann/ der einen Dun&#x017F;t umbfa&#x017F;&#x017F;t!</l><lb/>
          <l>Wie tho&#x0364;richt/ der du Freud an eitler Ehre ha&#x017F;t!</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>23. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Sich nicht erkennen macht eitles ren&#x0304;en.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wie daß der Men&#x017F;ch &#x017F;o toll nach eitlen Ehren rennt?</l><lb/>
          <l>Es kommet/ weil er nicht &#x017F;ein&#x2019; Ehr in GOtt erkennt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>24. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was man in &#x017F;ich hat/ &#x017F;ucht man nicht<lb/>
drau&#x017F;&#x017F;en.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wer in &#x017F;ich Ehre hat/ der &#x017F;ucht &#x017F;ie nicht von au&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Such&#x017F;tu &#x017F;ie in der Welt/ &#x017F;o ha&#x017F;tu &#x017F;ie noch drau&#x017F;&#x017F;en.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>25. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Wei&#x017F;e &#x017F;ucht keinen au&#x0364;&#x017F;ern Ehren<lb/>
Stand.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Wei&#x017F;e &#x017F;trebet nicht nach au&#x0364;&#x017F;rem Ehren &#x017F;tand:</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t ihm Ehr genug/ daß er GOtt nah verwandt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>26. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Wei&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t voller Ehrn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Weiß&#x2019; i&#x017F;t voller Ehrn. Wie da? er i&#x017F;t erki&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Daß er der wahren Ehr (GOtts) ewger Tempel i&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>27. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Su&#x0364;nder hat keine Ehre.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Su&#x0364;nder i&#x017F;t des Thiers und aller Teuffel &#x017F;tall:</l><lb/>
          <l>Drumb fa&#x0364;hlts ihm doch ann Ehren/ ha&#x0364;tt&#x2019; er &#x017F;ie u&#x0364;berall.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>28. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Ein reicher Su&#x0364;nder ein vergoldter Koth.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch kein vergoldter Koth i&#x017F;t reich geehrt und &#x017F;cho&#x0364;n:</l><lb/>
          <l>Die Su&#x0364;nder auch/ die gleich in lautrem Golde &#x017F;tehn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">29. <hi rendition="#fr">Der</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235[220]/0226] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 21. Das ewige ſol man ſuchen. Die Ehre dieſer Welt vergeht in kurtzer zeit: Ach ſuche doch die Ehr der ewgen Seeligkeit! 22. Einen Dunſt umbfaſſen iſt thoͤricht. Wie thoͤricht thut der Mann/ der einen Dunſt umbfaſſt! Wie thoͤricht/ der du Freud an eitler Ehre haſt! 23. Sich nicht erkennen macht eitles ren̄en. Wie daß der Menſch ſo toll nach eitlen Ehren rennt? Es kommet/ weil er nicht ſein’ Ehr in GOtt erkennt. 24. Was man in ſich hat/ ſucht man nicht drauſſen. Wer in ſich Ehre hat/ der ſucht ſie nicht von auſſen. Suchſtu ſie in der Welt/ ſo haſtu ſie noch drauſſen. 25. Der Weiſe ſucht keinen auͤſern Ehren Stand. Der Weiſe ſtrebet nicht nach auͤſrem Ehren ſtand: Es iſt ihm Ehr genug/ daß er GOtt nah verwandt. 26. Der Weiſſe iſt voller Ehrn. Der Weiß’ iſt voller Ehrn. Wie da? er iſt erkiſt/ Daß er der wahren Ehr (GOtts) ewger Tempel iſt. 27. Der Suͤnder hat keine Ehre. Der Suͤnder iſt des Thiers und aller Teuffel ſtall: Drumb faͤhlts ihm doch ann Ehren/ haͤtt’ er ſie uͤberall. 28. Ein reicher Suͤnder ein vergoldter Koth. Menſch kein vergoldter Koth iſt reich geehrt und ſchoͤn: Die Suͤnder auch/ die gleich in lautrem Golde ſtehn. 29. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/226
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 235[220]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/226>, abgerufen am 23.11.2024.