Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Sechstes Buch. Geistreicher Sinn- unnd Schluß reimen. 1. Wie Gott in der Heiligen Seele Fragstu wie Gott das Wort in einer Seele wohne?So wisse wie das Licht der Sonnen in der Welt/ Und wie ein Bräutgam sich in seiner Kammer hält: Und wie ein König sitzt in seinem Reich und Throne: Ein Lehrer in der Schul/ ein Vatter bey dem Sohne: Und wie ein theurer Schatz inn einem Akkerfeld: Und wie ein lieber Gast in einem schönen Zelt: Und wie ein Kleinod ist in einer guldnen Krone. Wie eine Lilie in einem Blumenthal/ Und wie ein Seitenspiel bey einem Abendmahl: Und wie ein Zimmet-öl in einer Lamp' entzünden: Und wie das Himmelbrodt in einem reinen Schrein: Und wie ein Garten Brund/ und wie ein kühler Wein. Sag ob er anderst wo so schöne wird gefunden? 2. An die Jungfrau Maria/ die geheime Du Edle Lilie wer findet deines gleichen?Lilie. Solt' er auch alles Feld im Paradeiß durch streichen. Du gläntzest wie der Schnee/ wann jhn zu schöner Zeit Der Himmel mit dem Gold deß Phaethons bespreit: Für dir muß Sonn und Mond und alle Stern'erbleichen. Dein
Sechſtes Buch. Geiſtreicher Sinn- unnd Schluß reimen. 1. Wie Gott in der Heiligen Seele Fragſtu wie Gott das Wort in einer Seele wohne?So wiſſe wie das Licht der Sonnen in der Welt/ Und wie ein Braͤutgam ſich in ſeiner Kammer haͤlt: Und wie ein Koͤnig ſitzt in ſeinem Reich und Throne: Ein Lehrer in der Schul/ ein Vatter bey dem Sohne: Und wie ein theurer Schatz in̄ einem Akkerfeld: Und wie ein lieber Gaſt in einem ſchoͤnen Zelt: Und wie ein Kleinod iſt in einer guldnen Krone. Wie eine Lilie in einem Blumenthal/ Und wie ein Seitenſpiel bey einem Abendmahl: Und wie ein Zimmet-oͤl in einer Lamp’ entzuͤnden: Und wie das Himmelbrodt in einem reinen Schrein: Und wie ein Garten Brun̄/ und wie ein kuͤhler Wein. Sag ob er anderſt wo ſo ſchoͤne wird gefunden? 2. An die Jungfrau Maria/ die geheime Du Edle Lilie wer findet deines gleichen?Lilie. Solt’ er auch alles Feld im Paradeiß durch ſtreichen. Du glaͤntzeſt wie der Schnee/ wann jhn zu ſchoͤner Zeit Der Himmel mit dem Gold deß Phaethons beſpreit: Fuͤr dir muß Sonn und Mond un̄ alle Stern’erbleichen. Dein
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1. Wie Gott in der Heiligen Seele
Fragſtu wie Gott das Wort in einer Seele wohne?
So wiſſe wie das Licht der Sonnen in der Welt/
Und wie ein Braͤutgam ſich in ſeiner Kammer haͤlt:
Und wie ein Koͤnig ſitzt in ſeinem Reich und Throne:
Ein Lehrer in der Schul/ ein Vatter bey dem Sohne:
Und wie ein theurer Schatz in̄ einem Akkerfeld:
Und wie ein lieber Gaſt in einem ſchoͤnen Zelt:
Und wie ein Kleinod iſt in einer guldnen Krone.
Wie eine Lilie in einem Blumenthal/
Und wie ein Seitenſpiel bey einem Abendmahl:
Und wie ein Zimmet-oͤl in einer Lamp’ entzuͤnden:
Und wie das Himmelbrodt in einem reinen Schrein:
Und wie ein Garten Brun̄/ und wie ein kuͤhler Wein.
Sag ob er anderſt wo ſo ſchoͤne wird gefunden?
2. An die Jungfrau Maria/ die geheime
Lilie.
Du Edle Lilie wer findet deines gleichen?
Solt’ er auch alles Feld im Paradeiß durch ſtreichen.
Du glaͤntzeſt wie der Schnee/ wann jhn zu ſchoͤner Zeit
Der Himmel mit dem Gold deß Phaethons beſpreit:
Fuͤr dir muß Sonn und Mond un̄ alle Stern’erbleichen.
Dein
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 227[212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/218>, abgerufen am 27.07.2024. |