Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli fünfftes Buch 346. Den Kindern gebühret Milch. Den Männern giebet GOtt zu trinken starken Wein:Dieweil du noch ein Kind/ flöst Er dir süsses ein. 347. Wer eine tieffe mit GOtt. Der Geist/ der nunmehr ist mit Gott ein Einges Ein/Muß eben solcher Höh'/ und solcher tieffe seyn. 348. Wie Gott zumessen. Unmeßlich ist zwar GOtt: jedoch kanstu Jhn messen/Wo du mein Hertze mißt: denn's ist von Jhm besessen. 349. Du must der Gnade Lufft machen. Räum weg/ und mache Lufft; das Fünklein ligt in dir:Du flammest es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr. 350. Du must dich selbst ermuntern. Mein Christ du must dich selbst durch GOtt vom Schlaferwekken: Ermunterst du dich nicht/ du bleibst im Traume stekken. 351. Jm jnnern sind alle Sinnen ein Sinn. Die Sinnen sind im Geist all' ein Sinn und gebrauch.Wer GOtt beschaut/ der schmäkt/ fühlt/ reucht/ und hört Jhn auch. 352. Was das süsseste und seeligste. Nichts süssers ist als GOtt ein Menschen Kind zusehn:Nichts Seelgers als in sich fühln die Gedurt geschehn. 353. Das Antlitz Gottes macht trunken. Das Antlitz Gotts macht voll. Sähstu einmal seinLicht: Du würdest trunken seyn von diesem Angesicht. 354.
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 346. Den Kindern gebuͤhret Milch. Den Maͤnnern giebet GOtt zu trinken ſtarken Wein:Dieweil du noch ein Kind/ floͤſt Er dir ſuͤſſes ein. 347. Wer eine tieffe mit GOtt. Der Geiſt/ der nunmehr iſt mit Gott ein Einges Ein/Muß eben ſolcher Hoͤh’/ und ſolcher tieffe ſeyn. 348. Wie Gott zumeſſen. Unmeßlich iſt zwar GOtt: jedoch kanſtu Jhn meſſen/Wo du mein Hertze mißt: denn’s iſt von Jhm beſeſſen. 349. Du muſt der Gnade Lufft machen. Raͤum weg/ und mache Lufft; das Fuͤnklein ligt in dir:Du flammeſt es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr. 350. Du muſt dich ſelbſt ermuntern. Mein Chriſt du muſt dich ſelbſt durch GOtt vom Schlaferwekken: Ermunterſt du dich nicht/ du bleibſt im Traume ſtekken. 351. Jm jnnern ſind alle Sinnen ein Sin̄. Die Sinnen ſind im Geiſt all’ ein Sinn und gebrauch.Wer GOtt beſchaut/ der ſchmaͤkt/ fuͤhlt/ reucht/ und hoͤrt Jhn auch. 352. Was das ſuͤſſeſte und ſeeligſte. Nichts ſuͤſſers iſt als GOtt ein Menſchen Kind zuſehn:Nichts Seelgers als in ſich fuͤhln die Gedurt geſchehn. 353. Das Antlitz Gottes macht trunken. Das Antlitz Gotts macht voll. Saͤhſtu einmal ſeinLicht: Du wuͤrdeſt trunken ſeyn von dieſem Angeſicht. 354.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0214" n="223[208]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli fuͤnfftes Buch</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head>346. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Den Kindern gebuͤhret Milch.</hi></hi></head><lb/> <l>Den Maͤnnern giebet GOtt zu trinken ſtarken Wein:</l><lb/> <l>Dieweil du noch ein Kind/ floͤſt Er dir ſuͤſſes ein.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>347. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer eine tieffe mit GOtt.</hi></hi></head><lb/> <l>Der Geiſt/ der nunmehr iſt mit Gott ein Einges Ein/</l><lb/> <l>Muß eben ſolcher Hoͤh’/ und ſolcher tieffe ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>348. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wie Gott zumeſſen.</hi></hi></head><lb/> <l>Unmeßlich iſt zwar GOtt: jedoch kanſtu Jhn meſſen/</l><lb/> <l>Wo du mein Hertze mißt: denn’s iſt von Jhm beſeſſen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>349. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Du muſt der Gnade Lufft machen.</hi></hi></head><lb/> <l>Raͤum weg/ und mache Lufft; das Fuͤnklein ligt in dir:</l><lb/> <l>Du flammeſt es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>350. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Du muſt dich ſelbſt ermuntern.</hi></hi></head><lb/> <l>Mein Chriſt du muſt dich ſelbſt durch GOtt vom Schlaf</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erwekken:</hi> </l><lb/> <l>Ermunterſt du dich nicht/ du bleibſt im Traume ſtekken.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>351. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Jm jnnern ſind alle Sinnen ein Sin̄.</hi></hi></head><lb/> <l>Die Sinnen ſind im Geiſt all’ ein Sinn und gebrauch.</l><lb/> <l>Wer GOtt beſchaut/ der ſchmaͤkt/ fuͤhlt/ reucht/ und hoͤrt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Jhn auch.</hi> </l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>352. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was das ſuͤſſeſte und ſeeligſte.</hi></hi></head><lb/> <l>Nichts ſuͤſſers iſt als GOtt ein Menſchen Kind zuſehn:</l><lb/> <l>Nichts Seelgers als in ſich fuͤhln die Gedurt geſchehn.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>353. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Antlitz Gottes macht trunken.</hi></hi></head><lb/> <l>Das Antlitz Gotts macht voll. Saͤhſtu einmal ſein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Licht:</hi> </l><lb/> <l>Du wuͤrdeſt trunken ſeyn von dieſem Angeſicht.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">354.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [223[208]/0214]
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
346. Den Kindern gebuͤhret Milch.
Den Maͤnnern giebet GOtt zu trinken ſtarken Wein:
Dieweil du noch ein Kind/ floͤſt Er dir ſuͤſſes ein.
347. Wer eine tieffe mit GOtt.
Der Geiſt/ der nunmehr iſt mit Gott ein Einges Ein/
Muß eben ſolcher Hoͤh’/ und ſolcher tieffe ſeyn.
348. Wie Gott zumeſſen.
Unmeßlich iſt zwar GOtt: jedoch kanſtu Jhn meſſen/
Wo du mein Hertze mißt: denn’s iſt von Jhm beſeſſen.
349. Du muſt der Gnade Lufft machen.
Raͤum weg/ und mache Lufft; das Fuͤnklein ligt in dir:
Du flammeſt es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr.
350. Du muſt dich ſelbſt ermuntern.
Mein Chriſt du muſt dich ſelbſt durch GOtt vom Schlaf
erwekken:
Ermunterſt du dich nicht/ du bleibſt im Traume ſtekken.
351. Jm jnnern ſind alle Sinnen ein Sin̄.
Die Sinnen ſind im Geiſt all’ ein Sinn und gebrauch.
Wer GOtt beſchaut/ der ſchmaͤkt/ fuͤhlt/ reucht/ und hoͤrt
Jhn auch.
352. Was das ſuͤſſeſte und ſeeligſte.
Nichts ſuͤſſers iſt als GOtt ein Menſchen Kind zuſehn:
Nichts Seelgers als in ſich fuͤhln die Gedurt geſchehn.
353. Das Antlitz Gottes macht trunken.
Das Antlitz Gotts macht voll. Saͤhſtu einmal ſein
Licht:
Du wuͤrdeſt trunken ſeyn von dieſem Angeſicht.
354.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr] Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T14:19:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat.
(2013-08-21T14:19:32Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |