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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
44. Roth und Weiß.
Roth von deß HErren Blut wie Sammet Röselein/
Durch Unschuld weiß wie Schnee sol deine Seele seyn.
45. Von Maria Magdalena an dem
Crentze.
Wie daß die Magdalen das Creutze so umbschrenkt?
Es ist weil JESUS dran jhr Allerliebster hängt.
46. Auff die Wunden JESU.
Jch seh die Wunden an als offne Himmelspforten/
Und kan numehr hinein an fünff gewissen orten.
Wo komm ich aber straks bey meinem GOtt zustehn?
Jch wil durch Füß und Händ' ins Hertz der Liebe gehn.
47. Dort geht es anderst zu.
Hier hängt das Lamb am Creutz/ dort sitzts auf GOttes-
thron/
Hier trägts den Dornen krantz/ dort eine Kaiserkron:
Hier ist es Unterthan/ dort herscht es überalle:
Hier thuts den Mund nicht auf/ dort redts mit hellem
schalle:
Hier weints/ und dorte Lachts: drumb tröste dich mein
Christ/
Daß sich dein Creutz verkehrt/ wo du diß Lamm nur bist.
48. Das Creutz.
Jch habe mir das Creutz für allem Schatz erkiest/
Weils meines Leibes Pflug und Seelen Auker ist.
49. Die Herrligkeit Christi in dieser
Welt.
Der Scepter ist ein Rohr/ ein Dornenpusch die Kron/
Die Nägel aller Schmuk/ ein tödlich Creutz der Thron:
Sein
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
44. Roth und Weiß.
Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤſelein/
Durch Unſchuld weiß wie Schnee ſol deine Seele ſeyn.
45. Von Maria Magdalena an dem
Crentze.
Wie daß die Magdalen das Creutze ſo umbſchrenkt?
Es iſt weil JESUS dran jhr Allerliebſter haͤngt.
46. Auff die Wunden JESU.
Jch ſeh die Wunden an als offne Himmelspforten/
Und kan numehr hinein an fuͤnff gewiſſen orten.
Wo komm ich aber ſtraks bey meinem GOtt zuſtehn?
Jch wil durch Fuͤß und Haͤnd’ ins Hertz der Liebe gehn.
47. Dort geht es anderſt zu.
Hier haͤngt das Lamb am Creutz/ dort ſitzts auf GOttes-
thron/
Hier traͤgts den Dornen krantz/ dort eine Kaiſerkron:
Hier iſt es Unterthan/ dort herſcht es uͤberalle:
Hier thuts den Mund nicht auf/ dort redts mit hellem
ſchalle:
Hier weints/ und dorte Lachts: drumb troͤſte dich mein
Chriſt/
Daß ſich dein Creutz verkehrt/ wo du diß Lam̄ nur biſt.
48. Das Creutz.
Jch habe mir das Creutz fuͤr allem Schatz erkieſt/
Weils meines Leibes Pflug und Seelen Auker iſt.
49. Die Herꝛligkeit Chriſti in dieſer
Welt.
Der Scepter iſt ein Rohr/ ein Dornenpuſch die Kron/
Die Naͤgel aller Schmuk/ ein toͤdlich Creutz der Thron:
Sein
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[139[137]/0143] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 44. Roth und Weiß. Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤſelein/ Durch Unſchuld weiß wie Schnee ſol deine Seele ſeyn. 45. Von Maria Magdalena an dem Crentze. Wie daß die Magdalen das Creutze ſo umbſchrenkt? Es iſt weil JESUS dran jhr Allerliebſter haͤngt. 46. Auff die Wunden JESU. Jch ſeh die Wunden an als offne Himmelspforten/ Und kan numehr hinein an fuͤnff gewiſſen orten. Wo komm ich aber ſtraks bey meinem GOtt zuſtehn? Jch wil durch Fuͤß und Haͤnd’ ins Hertz der Liebe gehn. 47. Dort geht es anderſt zu. Hier haͤngt das Lamb am Creutz/ dort ſitzts auf GOttes- thron/ Hier traͤgts den Dornen krantz/ dort eine Kaiſerkron: Hier iſt es Unterthan/ dort herſcht es uͤberalle: Hier thuts den Mund nicht auf/ dort redts mit hellem ſchalle: Hier weints/ und dorte Lachts: drumb troͤſte dich mein Chriſt/ Daß ſich dein Creutz verkehrt/ wo du diß Lam̄ nur biſt. 48. Das Creutz. Jch habe mir das Creutz fuͤr allem Schatz erkieſt/ Weils meines Leibes Pflug und Seelen Auker iſt. 49. Die Herꝛligkeit Chriſti in dieſer Welt. Der Scepter iſt ein Rohr/ ein Dornenpuſch die Kron/ Die Naͤgel aller Schmuk/ ein toͤdlich Creutz der Thron: Sein

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 139[137]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/143>, abgerufen am 23.11.2024.