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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli drittes Buch
43. Das Oster Lamb.
Der Juden Oster Lamb war Fleisch und Blutt vonn
Thieren:
Und dennoch konte sie der Würger nicht berühren:
Ess' ich mein Oster Lamb/ und zeichne mich mit Blut/
Das sein verwundter Leib für mich vergissen thut:
So ess' ich meinen HErrn/ GOtt/ Bruder/ Bräutgam/
Bürgen:
Wer ist dann nu der mich kan schlagen und erwürgen?
44. Auf das Grab JEsu.
Hier [li]gt der welcher ist/ und war/ eh Er geworden:
Ein Held/ der seinen Feind mit Leyden kan ermorden.
Wiltu ihm werden gleich/ und Uberwinder seyn/
So leyd/ meid/ fleuch und stirb/ inn Wolust und in Pein.
Weistu nicht wer Er ist? so merke diese Drey/
Daß er ein Mensch und GOtt/ und dein Erlöser sey.
45. Grabschrifft der H. Mechtildis.
Hier ligt die Jungfrau Gotts/ die blühende Mechtild,
Mit der er offt sein Hertz gekühlt hat und gestillt.
46. Eine andere.
Hier liget GOttes Braut Mechtild das liebe Kind/
Jn welches Vater/ Sohn/ und Geist verlibet sind.
47. Auf den Grabstein S. Francisci.
Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/
Bey solchem Flammen-Feur noch gantz kan blieben seyn!
48. Der einige Tag.
Drey Tage weiß ich nur; als gestern/ heut/ und morgen:
Wenn aber gestern wird ins heut und Nun verborgen/
Und morgen außgelöscht: so leb ich jenen Tag/
Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag.
49. Grab-
Joh: Angeli drittes Buch
43. Das Oſter Lamb.
Der Juden Oſter Lamb war Fleiſch und Blutt vonn
Thieren:
Und dennoch konte ſie der Wuͤrger nicht beruͤhren:
Eſſ’ ich mein Oſter Lamb/ und zeichne mich mit Blut/
Das ſein verwundter Leib fuͤr mich vergiſſen thut:
So eſſ’ ich meinen HErrn/ GOtt/ Bruder/ Braͤutgam/
Buͤrgen:
Wer iſt dann nu der mich kan ſchlagen und erwuͤrgen?
44. Auf das Grab JEſu.
Hier [li]gt der welcher iſt/ und war/ eh Er geworden:
Ein Held/ der ſeinen Feind mit Leyden kan ermorden.
Wiltu ihm werden gleich/ und Uberwinder ſeyn/
So leyd/ meid/ fleuch und ſtirb/ inn Woluſt und in Pein.
Weiſtu nicht wer Er iſt? ſo merke dieſe Drey/
Daß er ein Menſch und GOtt/ und dein Erloͤſer ſey.
45. Grabſchrifft der H. Mechtildis.
Hier ligt die Jungfrau Gotts/ die bluͤhende Mechtild,
Mit der er offt ſein Hertz gekuͤhlt hat und geſtillt.
46. Eine andere.
Hier liget GOttes Braut Mechtild das liebe Kind/
Jn welches Vater/ Sohn/ und Geiſt verlibet ſind.
47. Auf den Grabſtein S. Franciſci.
Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/
Bey ſolchem Flammen-Feur noch gantz kan blieben ſeyn!
48. Der einige Tag.
Drey Tage weiß ich nur; als geſtern/ heut/ und morgen:
Wenn aber geſtern wird ins heut und Nun verborgen/
Und morgen außgeloͤſcht: ſo leb ich jenen Tag/
Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag.
49. Grab-
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[101[102]/0108] Joh: Angeli drittes Buch 43. Das Oſter Lamb. Der Juden Oſter Lamb war Fleiſch und Blutt vonn Thieren: Und dennoch konte ſie der Wuͤrger nicht beruͤhren: Eſſ’ ich mein Oſter Lamb/ und zeichne mich mit Blut/ Das ſein verwundter Leib fuͤr mich vergiſſen thut: So eſſ’ ich meinen HErrn/ GOtt/ Bruder/ Braͤutgam/ Buͤrgen: Wer iſt dann nu der mich kan ſchlagen und erwuͤrgen? 44. Auf das Grab JEſu. Hier ligt der welcher iſt/ und war/ eh Er geworden: Ein Held/ der ſeinen Feind mit Leyden kan ermorden. Wiltu ihm werden gleich/ und Uberwinder ſeyn/ So leyd/ meid/ fleuch und ſtirb/ inn Woluſt und in Pein. Weiſtu nicht wer Er iſt? ſo merke dieſe Drey/ Daß er ein Menſch und GOtt/ und dein Erloͤſer ſey. 45. Grabſchrifft der H. Mechtildis. Hier ligt die Jungfrau Gotts/ die bluͤhende Mechtild, Mit der er offt ſein Hertz gekuͤhlt hat und geſtillt. 46. Eine andere. Hier liget GOttes Braut Mechtild das liebe Kind/ Jn welches Vater/ Sohn/ und Geiſt verlibet ſind. 47. Auf den Grabſtein S. Franciſci. Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/ Bey ſolchem Flammen-Feur noch gantz kan blieben ſeyn! 48. Der einige Tag. Drey Tage weiß ich nur; als geſtern/ heut/ und morgen: Wenn aber geſtern wird ins heut und Nun verborgen/ Und morgen außgeloͤſcht: ſo leb ich jenen Tag/ Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag. 49. Grab-

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Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 101[102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/108>, abgerufen am 23.11.2024.