Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.Drittes Buch. 4. O grosse G nad' und unerhörte Liebe! Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/ Und dir dadurch ertheilete sein Leben/ Hat er sich selbst dir wolln zur Speise geben. 5. Diß haben vor in etlich tausend Jahren Die Väter nie empfangen und erfahren: Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weise/ Und assen Mann/ das Vorbild dieser Speise. 6. Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/ Und nihm jhn an mit Jungfräulichen Zierden/ Verschleuß jhn gantz in deinem keuschen Hertzen/ Und klag' jhm da die heilgen Liebes-Schmertzen. 7. Wirst du das thun/ und deine lautre Sinne Zu seinen Ehrn in Demut halten inne; So wirstu jhn als seine Braut geniessen/ Und er wird dich auch als dein Bräutgam küssen. Das T iij
Drittes Buch. 4. O groſſe G nad’ und unerhoͤrte Liebe! Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/ Und dir dadurch ertheilete ſein Leben/ Hat er ſich ſelbſt dir wolln zur Speiſe geben. 5. Diß haben vor in etlich tauſend Jahren Die Vaͤter nie empfangen und erfahren: Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weiſe/ Und aſſen Mann/ das Vorbild dieſer Speiſe. 6. Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/ Und nihm jhn an mit Jungfraͤulichen Zierden/ Verſchleuß jhn gantz in deinem keuſchen Hertzẽ/ Und klag’ jhm da die heilgẽ Liebes-Schmertzẽ. 7. Wirſt du das thun/ und deine lautre Sinne Zu ſeinen Ehrn in Demut halten inne; So wirſtu jhn als ſeine Braut genieſſen/ Und er wird dich auch als dein Braͤutgam kuͤſſen. Das T iij
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Drittes Buch.
4.
O groſſe G nad’ und unerhoͤrte Liebe!
Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/
Und dir dadurch ertheilete ſein Leben/
Hat er ſich ſelbſt dir wolln zur Speiſe geben.
5.
Diß haben vor in etlich tauſend Jahren
Die Vaͤter nie empfangen und erfahren:
Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weiſe/
Und aſſen Mann/ das Vorbild dieſer Speiſe.
6.
Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/
Und nihm jhn an mit Jungfraͤulichen Zierden/
Verſchleuß jhn gantz in deinem keuſchen Hertzẽ/
Und klag’ jhm da die heilgẽ Liebes-Schmertzẽ.
7.
Wirſt du das thun/ und deine lautre Sinne
Zu ſeinen Ehrn in Demut halten inne;
So wirſtu jhn als ſeine Braut genieſſen/
Und er wird dich auch als dein Braͤutgam
kuͤſſen.
Das
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