Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
4.
O grosse G nad' und unerhörte Liebe!
Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/
Und dir dadurch ertheilete sein Leben/
Hat er sich selbst dir wolln zur Speise geben.
5.
Diß haben vor in etlich tausend Jahren
Die Väter nie empfangen und erfahren:
Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weise/
Und assen Mann/ das Vorbild dieser Speise.
6.
Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/
Und nihm jhn an mit Jungfräulichen Zierden/
Verschleuß jhn gantz in deinem keuschen Hertzen/
Und klag' jhm da die heilgen Liebes-Schmertzen.
7.
Wirst du das thun/ und deine lautre Sinne
Zu seinen Ehrn in Demut halten inne;
So wirstu jhn als seine Braut geniessen/
Und er wird dich auch als dein Bräutgam
küssen.
Das
T iij
Drittes Buch.
4.
O groſſe G nad’ und unerhoͤrte Liebe!
Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/
Und dir dadurch ertheilete ſein Leben/
Hat er ſich ſelbſt dir wolln zur Speiſe geben.
5.
Diß haben vor in etlich tauſend Jahren
Die Vaͤter nie empfangen und erfahren:
Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weiſe/
Und aſſen Mann/ das Vorbild dieſer Speiſe.
6.
Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/
Und nihm jhn an mit Jungfraͤulichen Zierden/
Verſchleuß jhn gantz in deinem keuſchen Hertzẽ/
Und klag’ jhm da die heilgẽ Liebes-Schmertzẽ.
7.
Wirſt du das thun/ und deine lautre Sinne
Zu ſeinen Ehrn in Demut halten inne;
So wirſtu jhn als ſeine Braut genieſſen/
Und er wird dich auch als dein Braͤutgam
kuͤſſen.
Das
T iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0313" n="293"/>
          <fw place="top" type="header">Drittes Buch.</fw><lb/>
          <lg n="4">
            <l> <hi rendition="#c">4.</hi> </l><lb/>
            <l>O gro&#x017F;&#x017F;e G nad&#x2019; und unerho&#x0364;rte Liebe!</l><lb/>
            <l>Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/</l><lb/>
            <l>Und dir dadurch ertheilete &#x017F;ein Leben/</l><lb/>
            <l>Hat er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t dir wolln zur Spei&#x017F;e geben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l> <hi rendition="#c">5.</hi> </l><lb/>
            <l>Diß haben vor in etlich tau&#x017F;end Jahren</l><lb/>
            <l>Die Va&#x0364;ter nie empfangen und erfahren:</l><lb/>
            <l>Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-wei&#x017F;e/</l><lb/>
            <l>Und a&#x017F;&#x017F;en Mann/ das Vorbild die&#x017F;er Spei&#x017F;e.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l> <hi rendition="#c">6.</hi> </l><lb/>
            <l>Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/</l><lb/>
            <l>Und nihm jhn an mit Jungfra&#x0364;ulichen Zierden/</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chleuß jhn gantz in deinem keu&#x017F;chen Hertze&#x0303;/</l><lb/>
            <l>Und klag&#x2019; jhm da die heilge&#x0303; Liebes-Schmertze&#x0303;.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l> <hi rendition="#c">7.</hi> </l><lb/>
            <l>Wir&#x017F;t du das thun/ und deine lautre Sinne</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;einen Ehrn in Demut halten inne;</l><lb/>
            <l>So wir&#x017F;tu jhn als &#x017F;eine Braut genie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und er wird dich auch als dein Bra&#x0364;utgam</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">T iij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0313] Drittes Buch. 4. O groſſe G nad’ und unerhoͤrte Liebe! Damit er gantz dein Leibes-eigner bliebe/ Und dir dadurch ertheilete ſein Leben/ Hat er ſich ſelbſt dir wolln zur Speiſe geben. 5. Diß haben vor in etlich tauſend Jahren Die Vaͤter nie empfangen und erfahren: Sie trunken nur vom Felß Bedeutungs-weiſe/ Und aſſen Mann/ das Vorbild dieſer Speiſe. 6. Drumb geh herauß mit feurigen Begierden/ Und nihm jhn an mit Jungfraͤulichen Zierden/ Verſchleuß jhn gantz in deinem keuſchen Hertzẽ/ Und klag’ jhm da die heilgẽ Liebes-Schmertzẽ. 7. Wirſt du das thun/ und deine lautre Sinne Zu ſeinen Ehrn in Demut halten inne; So wirſtu jhn als ſeine Braut genieſſen/ Und er wird dich auch als dein Braͤutgam kuͤſſen. Das T iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_seelenlust01_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_seelenlust01_1657/313
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Heilige Seelen-Lust. [Erstes bis Drittes Buch]. Breslau, 1657, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_seelenlust01_1657/313>, abgerufen am 25.11.2024.