Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 225. Die Feuer-Tausse. Getauffet muß man seyn: wen Geist und Feuer taufft/ Der ists der Ewiglich in keinem Pful ersaufft. 226. Die Tauffe. Ach Sünder trotze nicht/ daß du getauffet bist: Die schönste Lilge wird im Koth zu Koth und Mist. 227. Auch darvon. Was hilfft dichs daß du bist mit Wasser abgewaschen? So du in dir nicht dämpffst die Lust vom Koth zu- naschen. 228. Nur eins wil GOtt von unß. Ein Eintzigs Wort spricht GOtt zu mir/ zu dir/ und allen/ Lieb: thun wir daß durch Jhn/ wir müssen jhm gefallen. 229. Daß Bildnuß halt in Ehren. Sveystu die Bilder an/ und bist doch selbst ein Bild? Was meinstu dann von dir/ wie du bestehen wilt? 230. Der Lebensbaum. Sol dich deß Lebensbaum befreyn von Todsbe- schwerden/ So mustu selbst in GOtt ein Baum deß Lebens werden. 231. Die Sonnen wende. Verwundre dich nicht Freund/ daß ich auf nichts mag sehn/ Jch muß mich allezeit nach meiner Sonne drehn. 232. Grün und Weiß/ hat den Preiß. Zwey Farben halt' ich hoch/ und suche sie mit fleiß: Grün in Gerechtigkeit/ in Christi Unschuld Weiß. 233. Die Tugend lebt in Liebe. Fürwar die Tugend lebt/ ich sags ohn deuteley: Lieb/ und so sihestu/ daß Lieb jhr Leben sey. 234. Er-
Johannis Angeli 225. Die Feuer-Tauſſe. Getauffet muß man ſeyn: wen Geiſt und Feuer taufft/ Der iſts der Ewiglich in keinem Pful erſaufft. 226. Die Tauffe. Ach Suͤnder trotze nicht/ daß du getauffet biſt: Die ſchoͤnſte Lilge wird im Koth zu Koth und Miſt. 227. Auch darvon. Was hilfft dichs daß du biſt mit Waſſer abgewaſchẽ? So du in dir nicht daͤmpffſt die Luſt vom Koth zu- naſchen. 228. Nur eins wil GOtt von unß. Ein Eintzigs Wort ſpricht GOtt zu mir/ zu dir/ und allen/ Lieb: thun wir daß durch Jhn/ wir muͤſſen jhm gefallẽ. 229. Daß Bildnuß halt in Ehren. Sveyſtu die Bilder an/ und biſt doch ſelbſt ein Bild? Was meinſtu dann von dir/ wie du beſtehen wilt? 230. Der Lebensbaum. Sol dich deß Lebensbaum befreyn von Todsbe- ſchwerden/ So muſtu ſelbſt in GOtt ein Baum deß Lebens werdẽ. 231. Die Sonnen wende. Verwundre dich nicht Freund/ daß ich auf nichts mag ſehn/ Jch muß mich allezeit nach meiner Sonne drehn. 232. Gruͤn und Weiß/ hat den Preiß. Zwey Farben halt’ ich hoch/ und ſuche ſie mit fleiß: Gruͤn in Gerechtigkeit/ in Chriſti Unſchuld Weiß. 233. Die Tugend lebt in Liebe. Fuͤrwar die Tugend lebt/ ich ſags ohn deuteley: Lieb/ und ſo ſiheſtu/ daß Lieb jhr Leben ſey. 234. Er-
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Johannis Angeli
225. Die Feuer-Tauſſe.
Getauffet muß man ſeyn: wen Geiſt und Feuer taufft/
Der iſts der Ewiglich in keinem Pful erſaufft.
226. Die Tauffe.
Ach Suͤnder trotze nicht/ daß du getauffet biſt:
Die ſchoͤnſte Lilge wird im Koth zu Koth und Miſt.
227. Auch darvon.
Was hilfft dichs daß du biſt mit Waſſer abgewaſchẽ?
So du in dir nicht daͤmpffſt die Luſt vom Koth zu-
naſchen.
228. Nur eins wil GOtt von unß.
Ein Eintzigs Wort ſpricht GOtt zu mir/ zu dir/ und
allen/
Lieb: thun wir daß durch Jhn/ wir muͤſſen jhm gefallẽ.
229. Daß Bildnuß halt in Ehren.
Sveyſtu die Bilder an/ und biſt doch ſelbſt ein Bild?
Was meinſtu dann von dir/ wie du beſtehen wilt?
230. Der Lebensbaum.
Sol dich deß Lebensbaum befreyn von Todsbe-
ſchwerden/
So muſtu ſelbſt in GOtt ein Baum deß Lebens werdẽ.
231. Die Sonnen wende.
Verwundre dich nicht Freund/ daß ich auf nichts mag
ſehn/
Jch muß mich allezeit nach meiner Sonne drehn.
232. Gruͤn und Weiß/ hat den Preiß.
Zwey Farben halt’ ich hoch/ und ſuche ſie mit fleiß:
Gruͤn in Gerechtigkeit/ in Chriſti Unſchuld Weiß.
233. Die Tugend lebt in Liebe.
Fuͤrwar die Tugend lebt/ ich ſags ohn deuteley:
Lieb/ und ſo ſiheſtu/ daß Lieb jhr Leben ſey.
234. Er-
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