Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 191. Verbothnes muß man meyden. Wer sich nicht mit der Frucht die Gott verbothen speist/ Wird auß dem Paradeiß nicht einen tritt ver- weist. 192. Rechtschaffen muß man seyn. Ach Bruder werde doch: was bleibstu Dunst und Schein? Wir müssen wesentlich ein Neues worden seyn. 193. Der Sieg ist wesentlich. Mensch weil es nicht im wolln und eygnen Lauffen ligt/ So mustu thun wie GOtt/ der ohne willen Sigt. 194. Daß Licht gibts zu erkennen. Geh/ ruff dem Morgenstern: denn wann der Tag anbricht So siehet man erst recht/ was Schön ist oder nicht. 195. Regiern ist Königlich. Wer wol regieren kan im Streit/ in Freud' und Pein: Der wird in Gottes Reich Ein ewger König sein. 196. Die Demut ist sehr gut. Jch mag kein König seyn: und so ich es je muß/ So werf ich mich doch straks mein GOtt für deinen Fuß. 197. Verläugnung seiner selbst. HErr nimb die Krone hin: Jch weiß ja nichts vom Mein: Wie kan sie dann mit recht mein' und nicht deine sein? 198. GOtt spielt mit dem Geschöpffe. Diß alles ist ein Spiel/ daß Jhr die GOttheit macht: Sie hat die Creatur umb Jhret willn erdacht. 199. Auch GOtt verläugnet sich Wenn GOtt zum Heilgen spricht: du du hast Mich Sag/
Johannis Angeli 191. Verbothnes muß man meyden. Wer ſich nicht mit der Frucht die Gott verbothen ſpeiſt/ Wird auß dem Paradeiß nicht einen tritt ver- weiſt. 192. Rechtſchaffen muß man ſeyn. Ach Bruder werde doch: was bleibſtu Dunſt und Schein? Wir muͤſſen weſentlich ein Neues worden ſeyn. 193. Der Sieg iſt weſentlich. Menſch weil es nicht im wolln uñ eygnen Lauffen ligt/ So muſtu thun wie GOtt/ der ohne willen Sigt. 194. Daß Licht gibts zu erkennen. Geh/ ruff dem Morgenſtern: denn wann der Tag anbricht So ſiehet man erſt recht/ was Schoͤn iſt oder nicht. 195. Regiern iſt Koͤniglich. Wer wol regieren kan im Streit/ in Freud’ und Pein: Der wird in Gottes Reich Ein ewger Koͤnig ſein. 196. Die Demut iſt ſehr gut. Jch mag kein Koͤnig ſeyn: und ſo ich es je muß/ So werf ich mich doch ſtraks mein GOtt fuͤr deinen Fuß. 197. Verlaͤugnung ſeiner ſelbſt. HErꝛ nimb die Krone hin: Jch weiß ja nichts vom Mein: Wie kan ſie dañ mit recht mein’ und nicht deine ſein? 198. GOtt ſpielt mit dem Geſchoͤpffe. Diß alles iſt ein Spiel/ daß Jhr die GOttheit macht: Sie hat die Creatur umb Jhret willn erdacht. 199. Auch GOtt verlaͤugnet ſich Wenn GOtt zum Heilgen ſpricht: du du haſt Mich Sag/
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Johannis Angeli
191. Verbothnes muß man meyden.
Wer ſich nicht mit der Frucht die Gott verbothen ſpeiſt/
Wird auß dem Paradeiß nicht einen tritt ver-
weiſt.
192. Rechtſchaffen muß man ſeyn.
Ach Bruder werde doch: was bleibſtu Dunſt und
Schein?
Wir muͤſſen weſentlich ein Neues worden ſeyn.
193. Der Sieg iſt weſentlich.
Menſch weil es nicht im wolln uñ eygnen Lauffen ligt/
So muſtu thun wie GOtt/ der ohne willen Sigt.
194. Daß Licht gibts zu erkennen.
Geh/ ruff dem Morgenſtern: denn wann der Tag
anbricht
So ſiehet man erſt recht/ was Schoͤn iſt oder nicht.
195. Regiern iſt Koͤniglich.
Wer wol regieren kan im Streit/ in Freud’ und
Pein:
Der wird in Gottes Reich Ein ewger Koͤnig ſein.
196. Die Demut iſt ſehr gut.
Jch mag kein Koͤnig ſeyn: und ſo ich es je muß/
So werf ich mich doch ſtraks mein GOtt fuͤr deinen
Fuß.
197. Verlaͤugnung ſeiner ſelbſt.
HErꝛ nimb die Krone hin: Jch weiß ja nichts vom
Mein:
Wie kan ſie dañ mit recht mein’ und nicht deine ſein?
198. GOtt ſpielt mit dem Geſchoͤpffe.
Diß alles iſt ein Spiel/ daß Jhr die GOttheit macht:
Sie hat die Creatur umb Jhret willn erdacht.
199. Auch GOtt verlaͤugnet ſich
Wenn GOtt zum Heilgen ſpricht: du du haſt Mich
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 80[78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/84>, abgerufen am 28.07.2024. |