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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Zugabe.
Und was sonst unsrem Gott dem HErrn zu Füsse fält.
Jn dir findt man allein die Schönheit der Jungfrauen/
Der Märterer bestand/ und aller Heilgen Ziehr.
Drumb edle Lilie komm und erquik mich hier/
Daß ich mög ewig dich und deinen Saamen schauen.


Das Dritte.
Die gefallne Seele.
Jch war ein Englisch Bild: nu bin ich gleich den
Thieren:
Jch schwebt' im Paradeiß in lautrer Frölichkeit:
Nu sitz' ich auf der Erd' in lauter Augst und Leid:
Es konte mich kein Grimm der untren Welt berühren:
Nu schmeltz' ich fast für Hitz'/ und muß für Frost er-
frieren/
Und fühle tausend Weh. Jch war ein Herr der Zeit:
Nu meistert sie mich selbst. Jch war mir selbst mein
Kleid/(ziehren.
Nu muß ich mich auß Noth mit frembden Federn
Gott sah mich freundlich an/ und hieß mich liebes Kind:
Nu schrökket mich sein zorn/ und stöst mich weg die sünd.
Jch bin mit stäter Furcht erfüllet und umbgeben:
Jch schau mein Ungelük mit eignen Augen an:
Der Teuffel und der Tod die stehn mir nach dem Leben.
Ach ach ich orme Seel! Was hab ich doch gethan!


Daß Vierdte.
Der Gerechtfertigte Sünder.
Jch war deß Teufels Selav/ und gieng in seinen Banden:
Jch war mit Sünden-Wust verstellt und bluttig roth:
Jn Wollust weltzt' ich mich wie eine Sau im Koth:
Jch stank für Eitelkeit die häuffig war vorhanden:
Jch war dem Abgrund nah/ und sieng schon anzustran-
den:
Jch lebte wie ein Vieh/ und fragte nicht nach GOtt/
Jch war ein Schatten Mensch/ und noch lebendig Todt.
Nu
Zugabe.
Und was ſonſt unſrem Gott dem HErrn zu Fuͤſſe faͤlt.
Jn dir findt man allein die Schoͤnheit der Jungfrauẽ/
Der Maͤrterer beſtand/ und aller Heilgen Ziehr.
Drumb edle Lilie kom̃ und erquik mich hier/
Daß ich moͤg ewig dich und deinen Saamen ſchauen.


Das Dritte.
Die gefallne Seele.
Jch war ein Engliſch Bild: nu bin ich gleich den
Thieren:
Jch ſchwebt’ im Paradeiß in lautrer Froͤlichkeit:
Nu ſitz’ ich auf der Erd’ in lauter Augſt und Leid:
Es konte mich kein Grimm der untren Welt beruͤhrẽ:
Nu ſchmeltz’ ich faſt fuͤr Hitz’/ und muß fuͤr Froſt er-
frieren/
Und fuͤhle tauſend Weh. Jch war ein Herꝛ der Zeit:
Nu meiſtert ſie mich ſelbſt. Jch war mir ſelbſt mein
Kleid/(ziehren.
Nu muß ich mich auß Noth mit frembden Federn
Gott ſah mich freundlich an/ uñ hieß mich liebes Kind:
Nu ſchroͤkket mich ſein zorn/ uñ ſtoͤſt mich weg die ſuͤnd.
Jch bin mit ſtaͤter Furcht erfuͤllet und umbgeben:
Jch ſchau mein Ungeluͤk mit eignen Augen an:
Der Teuffel und der Tod die ſtehn mir nach dem Lebẽ.
Ach ach ich orme Seel! Was hab ich doch gethan!


Daß Vierdte.
Der Gerechtfertigte Suͤnder.
Jch war deß Teufels Selav/ uñ gieng in ſeinen Bandẽ:
Jch war mit Suͤnden-Wuſt verſtellt uñ bluttig roth:
Jn Wolluſt weltzt’ ich mich wie eine Sau im Koth:
Jch ſtank fuͤr Eitelkeit die haͤuffig war vorhanden:
Jch war dem Abgrund nah/ uñ ſieng ſchon anzuſtran-
den:
Jch lebte wie ein Vieh/ und fragte nicht nach GOtt/
Jch war ein Schatten Menſch/ uñ noch lebendig Todt.
Nu
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[194[191]/0198] Zugabe. Und was ſonſt unſrem Gott dem HErrn zu Fuͤſſe faͤlt. Jn dir findt man allein die Schoͤnheit der Jungfrauẽ/ Der Maͤrterer beſtand/ und aller Heilgen Ziehr. Drumb edle Lilie kom̃ und erquik mich hier/ Daß ich moͤg ewig dich und deinen Saamen ſchauen. Das Dritte. Die gefallne Seele. Jch war ein Engliſch Bild: nu bin ich gleich den Thieren: Jch ſchwebt’ im Paradeiß in lautrer Froͤlichkeit: Nu ſitz’ ich auf der Erd’ in lauter Augſt und Leid: Es konte mich kein Grimm der untren Welt beruͤhrẽ: Nu ſchmeltz’ ich faſt fuͤr Hitz’/ und muß fuͤr Froſt er- frieren/ Und fuͤhle tauſend Weh. Jch war ein Herꝛ der Zeit: Nu meiſtert ſie mich ſelbſt. Jch war mir ſelbſt mein Kleid/(ziehren. Nu muß ich mich auß Noth mit frembden Federn Gott ſah mich freundlich an/ uñ hieß mich liebes Kind: Nu ſchroͤkket mich ſein zorn/ uñ ſtoͤſt mich weg die ſuͤnd. Jch bin mit ſtaͤter Furcht erfuͤllet und umbgeben: Jch ſchau mein Ungeluͤk mit eignen Augen an: Der Teuffel und der Tod die ſtehn mir nach dem Lebẽ. Ach ach ich orme Seel! Was hab ich doch gethan! Daß Vierdte. Der Gerechtfertigte Suͤnder. Jch war deß Teufels Selav/ uñ gieng in ſeinen Bandẽ: Jch war mit Suͤnden-Wuſt verſtellt uñ bluttig roth: Jn Wolluſt weltzt’ ich mich wie eine Sau im Koth: Jch ſtank fuͤr Eitelkeit die haͤuffig war vorhanden: Jch war dem Abgrund nah/ uñ ſieng ſchon anzuſtran- den: Jch lebte wie ein Vieh/ und fragte nicht nach GOtt/ Jch war ein Schatten Menſch/ uñ noch lebendig Todt. Nu

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 194[191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/198>, abgerufen am 22.12.2024.