Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
301. Was daß freundlichste nach GOtt.
Daß freundlichste nach GOtt ist die verliebte Seele-
Drumb hat er seine Lust zusein in jhrer Höle.
302. Daß Schnelleste.
Die Lieb ist's schnellste Ding: Sie tan für sich allein
Jn einem Augenblik im höchsten Himmel sein.
303. Kennzeichen der falschen Liebe.
Wiltu die falsche Lieb von wahrer unterscheiden/
So schau sie sucht sich selbst/ und fället ab inn Leiden.
304. Daß Kreutz probirt die Liebe.
Jm Feuer wird daß Gold obs reine sey probirt/
Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter sie/ gespürt.
305. Die Liebe GOttes ist wesentlich.
Die Liebe gegen GOtt steht nicht in süssigkeit/
Süss ist ein zufall nur: sie steht in Wesenheit.
306. Ein unverwundtes Hertz ist unge-
sund.
Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb ist Wundt:
Jst/ ob es zwar nicht scheint/ gantz Krank und ungesund.
307. Die Liebe ist GOtt gemeiner als
Weißheit.
Die Liebe geht zu GOtt unangesagt hinein:
Verstand und hoher Witz/ muß lang' im Vorhof sein.
308. Wie GOtt so allgemein.
Wie allgemein ist GOtt! Er hat der Bauer Magd
Die Kunst wie man jhn Küst/ so wol als dir gesagt.
309. Daß erfreulichste der Seelen.
Diß ist's erfreulichste/ wie meiner Seel fällt ein-
Daß sie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit sein.
310. Was
Johannis Angeli
301. Was daß freundlichſte nach GOtt.
Daß freundlichſte nach GOtt iſt die verliebte Seele-
Drumb hat er ſeine Luſt zuſein in jhrer Hoͤle.
302. Daß Schnelleſte.
Die Lieb iſt’s ſchnellſte Ding: Sie tan fuͤr ſich allein
Jn einem Augenblik im hoͤchſten Himmel ſein.
303. Kennzeichen der falſchen Liebe.
Wiltu die falſche Lieb von wahrer unterſcheiden/
So ſchau ſie ſucht ſich ſelbſt/ und faͤllet ab inn Leiden.
304. Daß Kreutz probirt die Liebe.
Jm Feuer wird daß Gold obs reine ſey probirt/
Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter ſie/ geſpuͤrt.
305. Die Liebe GOttes iſt weſentlich.
Die Liebe gegen GOtt ſteht nicht in ſuͤſſigkeit/
Suͤſſ iſt ein zufall nur: ſie ſteht in Weſenheit.
306. Ein unverwundtes Hertz iſt unge-
ſund.
Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb iſt Wundt:
Jſt/ ob es zwar nicht ſcheint/ gantz Krank uñ ungeſund.
307. Die Liebe iſt GOtt gemeiner als
Weißheit.
Die Liebe geht zu GOtt unangeſagt hinein:
Verſtand und hoher Witz/ muß lang’ im Vorhof ſein.
308. Wie GOtt ſo allgemein.
Wie allgemein iſt GOtt! Er hat der Bauer Magd
Die Kunſt wie man jhn Kuͤſt/ ſo wol als dir geſagt.
309. Daß erfreulichſte der Seelen.
Diß iſt’s erfreulichſte/ wie meiner Seel faͤllt ein-
Daß ſie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit ſein.
310. Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0188" n="184[181]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">301. Was daß freundlich&#x017F;te nach GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß freundlich&#x017F;te nach GOtt i&#x017F;t die verliebte Seele-</l><lb/>
            <l>Drumb hat er &#x017F;eine Lu&#x017F;t zu&#x017F;ein in jhrer Ho&#x0364;le.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">302. Daß Schnelle&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Lieb i&#x017F;t&#x2019;s &#x017F;chnell&#x017F;te Ding: Sie tan fu&#x0364;r &#x017F;ich allein</l><lb/>
            <l>Jn einem Augenblik im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Himmel &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">303. Kennzeichen der fal&#x017F;chen Liebe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wiltu die fal&#x017F;che Lieb von wahrer unter&#x017F;cheiden/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;chau &#x017F;ie &#x017F;ucht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und fa&#x0364;llet ab inn Leiden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">304. Daß Kreutz probirt die Liebe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jm Feuer wird daß Gold obs reine &#x017F;ey probirt/</l><lb/>
            <l>Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter &#x017F;ie/ ge&#x017F;pu&#x0364;rt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">305. Die Liebe GOttes i&#x017F;t we&#x017F;entlich.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Liebe gegen GOtt &#x017F;teht nicht in &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit/</l><lb/>
            <l>Su&#x0364;&#x017F;&#x017F; i&#x017F;t ein zufall nur: &#x017F;ie &#x017F;teht in We&#x017F;enheit.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">306. Ein unverwundtes Hertz i&#x017F;t unge-<lb/>
&#x017F;und.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb i&#x017F;t Wundt:</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t/ ob es zwar nicht &#x017F;cheint/ gantz Krank un&#x0303; unge&#x017F;und.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">307. Die Liebe i&#x017F;t GOtt gemeiner als<lb/>
Weißheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Liebe geht zu GOtt unange&#x017F;agt hinein:</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;tand und hoher Witz/ muß lang&#x2019; im Vorhof &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">308. Wie GOtt &#x017F;o allgemein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wie allgemein i&#x017F;t GOtt! Er hat der Bauer Magd</l><lb/>
            <l>Die Kun&#x017F;t wie man jhn Ku&#x0364;&#x017F;t/ &#x017F;o wol als dir ge&#x017F;agt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">309. Daß erfreulich&#x017F;te der Seelen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Diß i&#x017F;t&#x2019;s erfreulich&#x017F;te/ wie meiner Seel fa&#x0364;llt ein-</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">310. Was</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184[181]/0188] Johannis Angeli 301. Was daß freundlichſte nach GOtt. Daß freundlichſte nach GOtt iſt die verliebte Seele- Drumb hat er ſeine Luſt zuſein in jhrer Hoͤle. 302. Daß Schnelleſte. Die Lieb iſt’s ſchnellſte Ding: Sie tan fuͤr ſich allein Jn einem Augenblik im hoͤchſten Himmel ſein. 303. Kennzeichen der falſchen Liebe. Wiltu die falſche Lieb von wahrer unterſcheiden/ So ſchau ſie ſucht ſich ſelbſt/ und faͤllet ab inn Leiden. 304. Daß Kreutz probirt die Liebe. Jm Feuer wird daß Gold obs reine ſey probirt/ Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter ſie/ geſpuͤrt. 305. Die Liebe GOttes iſt weſentlich. Die Liebe gegen GOtt ſteht nicht in ſuͤſſigkeit/ Suͤſſ iſt ein zufall nur: ſie ſteht in Weſenheit. 306. Ein unverwundtes Hertz iſt unge- ſund. Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb iſt Wundt: Jſt/ ob es zwar nicht ſcheint/ gantz Krank uñ ungeſund. 307. Die Liebe iſt GOtt gemeiner als Weißheit. Die Liebe geht zu GOtt unangeſagt hinein: Verſtand und hoher Witz/ muß lang’ im Vorhof ſein. 308. Wie GOtt ſo allgemein. Wie allgemein iſt GOtt! Er hat der Bauer Magd Die Kunſt wie man jhn Kuͤſt/ ſo wol als dir geſagt. 309. Daß erfreulichſte der Seelen. Diß iſt’s erfreulichſte/ wie meiner Seel faͤllt ein- Daß ſie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit ſein. 310. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/188
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 184[181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/188>, abgerufen am 24.11.2024.